An der Gedenkfeier am 20. Jahrestag der Flugzeugkatastrophe bei Überlingen können kurzfristig doch Angehörige der 71 Opfer aus Russland teilnehmen. Der Verein Freundeskreis Brücke nach Ufa teilt mit, dass die deutschen Behörden zugesagt hätten, die notwendigen Visa zu erteilen. Dies stehe in einem Schreiben des deutschen Konsulats Jekaterinburg, das der Freundeskreis erhalten habe, wie dessen Vorsitzende Nadja Wintermeyer mitteilt.
„Sehr erleichtert und glücklich“
„Wir sind sehr erleichtert und glücklich darüber, dass uns die Angehörigen aus diesem wichtigen Anlass besuchen können. Wir danken allen, die das trotz der schwierigen politischen Lage ermöglicht haben“, schreibt Nadja Wintermeyer in einer Pressemitteilung. „Das Gedenken ist gerade für die Angehörigen ungeheuer wichtig. Viele von ihnen sind regelmäßig zu den Gedenkveranstaltungen gekommen. Das Unglück hat bei ihnen bis heute Wunden hinterlassen, die nicht verheilt sind.“
Am späten Abend des 1. Juli 2002 waren eine Frachtmaschine der DHL und eine russische Passagiermaschine elf Kilometer über Überlingen zusammengestoßen. Bei dem Flugzeugabsturz am Bodensee starben 71 Menschen, darunter 48 Kinder aus der russischen Republik Baschkortostan.
Stadt und Land sprachen keine offiziellen Einladungen aus
Zum 20. Jahrestag des Unglücks ist wieder eine Gedenkfeier geplant, an der auch Angehörige der Opfer aus Russland teilnehmen möchten. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine hielten sich Stadt Überlingen und Land Baden-Württemberg gegenüber den russischen Gästen jedoch demonstrativ zurück. Offizielle Einladungen, die die Menschen in Baschkirien dringend für ein Visum brauchten, wurden nicht ausgesprochen. Damit wäre die Reise an den Bodensee für viele Angehörige unmöglich gewesen.
40 Angehörige haben Visa beantragt
Jetzt ging beim Verein Freundeskreis Brücke nach Ufa jedoch die Nachricht ein, dass die notwendigen Visa erteilt werden. Der Freundeskreis gehe derzeit davon aus, dass alle 40 Personen aus der russischen Teilrepublik Baschkortostan, die ein entsprechendes Visum der deutschen Botschaft beantragt haben, bei der Gedenkfeier am 1. und 2. Juli anwesend sein können, schreibt Wintermeyer.
Nadja Wintermeyer verweist auf die tiefe Dankbarkeit, die die Angehörigen bis heute gegenüber der Stadt Überlingen, der Bodenseeregion und dem Land Baden-Württemberg empfänden. „Die Unterstützung der Bevölkerung, auch der zahllosen Helferinnen und Helfer seit dem ersten Tag hat tiefe Spuren hinterlassen.“
Verein ruft zu Spenden für Unterkunft, Verpflegung und Transport auf
Wintermeyer erklärt weiter: „Die Erteilung der Visa ist nun aber nur ein Schritt, um eine Gedenkfeier unter Anwesenheit der Angehörigen zu ermöglichen.“ Nun gehe es darum, den Angehörigen auch die Reise und den Aufenthalt zu ermöglichen. „Wir als Verein werden mit dieser Aufgabe stark gefordert sein, wir sind auf die Hilfe der Menschen hier angewiesen.“ Die Vorsitzende appelliert an die Menschen und Unternehmen in und um Überlingen, den Verein bei der Bewältigung dieser vielfältigen Herausforderungen zu unterstützen. „Wir brauchen dringend alles, was notwendig ist – vor allem Unterkünfte, aber auch Verpflegung und Transport sind sehr wichtig. Alles und jeder ist uns sehr herzlich willkommen. Als Sponsoring, in Form von Sach- oder auch Geldspenden.“
- 20 Jahre nach dem Flugzeugabsturz: Das passierte am 1. Juli 2002