Es rumpelt gewaltig, Flaschen fallen zu Boden. Der Zug bremst und kommt bei Uhldingen-Mühlhofen zum Stillstand. Was ist passiert? Das weiß offenbar keiner, berichtet Gerd Hilligardt. „Erstmal herrschte Ratlosigkeit bei den Passagieren.“ An Bord sind 74 Schweizer Gäste und rund 15 Servicekräfte. Sie sind in dem ehemaligen Zug der Deutschen Bundesbahn unterwegs von Schaffhausen nach Lindau. Nach einem Zwischenstopp über Aulendorf soll es später zurück in die Schweiz gehen.
Hilligardt ist der Vorsitzende des Schweizer Vereins Eurovapor, der Rundfahrten mit historischen Zügen im Dreiländereck organisiert. Als das Fahrzeug aus dem Jahr 1955 hält, sitzt er zum Mittagstisch im Speisewagen mit Passagieren. Er sei zum Zugführer gegangen und habe sich erkundigen wollen, berichtet er. Doch auch dieser sei ratlos gewesen – und habe pflichtgemäß die Bundespolizei gerufen.
Notfall-Lok zieht Zug nach Friedrichshafen
Anschließend geht es auf ein Ausweichgleis, um die Bahnstrecke nicht zu behindern. „Das Radwerk des Zugs hat da schon schwer gerumpelt“, sagt Hilligardt. Auf dem Ausweichgleis untersuchen Bundespolizisten den Zug und nehmen Details zum Vorfall auf. Demnach sollen Metallgegenstände auf den Gleisen gelegen haben. Welche Gegenstände es waren, kann Hilligardt aus der Ferne nicht erkennen. Die Mitarbeiter der Bundespolizei hätten diese beschlagnahmt.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn habe zudem die Schienen begutachtet. Anschließend kommt eine Diesellok nach Uhldingen-Mühlhofen, um das beschädigte Schienenfahrzeug nach Friedrichshafen zu ziehen. Weiter als bis zur Zeppelin-Stadt wird es für die Passagiere nicht gehen. „Um nicht weitere Verspätungen einzuhandeln, verkehrte unser Zug nur bis Friedrichshafen“, erklärt Hilligardt.

Dort werden einzelne Zugteile abgekoppelt und die zur Hilfe geholte Diesel-Lokomotive zieht den beschädigten Zug Richtung Schaffhausen. Dort endet dann die Fahrt.
Weiter Weg in die Werkstatt
Mittlerweile sei die Dampflok in ein Bahnwerk nach Nürnberg gebracht worden, um weitere Schäden zu untersuchen. Repariert werde das Fahrzeug aber in einem dafür spezialisierten Werk im thüringischen Meiningen, so Hilligardt. „Allerdings wird das dann sehr teuer!“ Die Polizei schätzte den entstandenen Schaden an den Rädern auf rund 40.000 Euro.
Hilligardt zeigt sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER verärgert über den Vorfall. Alle weiteren Einsätze der Dampflok seien bis auf Weiteres mit entsprechendem Einnahmeverlust abgesagt, sagt er. „Um so schmerzlicher, da diese Dampflok als einzige über Zulassungen für Deutschland, Österreich und die Schweiz verfügt.“
Bundespolizei ermittelt nach dem Vorfall
Laut Pressestelle der Bundespolizei Konstanz ist es im Bodenseekreis seit 2019 sechs Mal zu Vorfällen gekommen, wo Unbekannte Gegenstände auf die Gleise gelegt haben. Wie die Pressestelle nun mitteilt, liefen Ermittlungen zu dem aktuellen Vorfall. „Näheres können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen“, so Pressesprecherin Monia Hentschel. Welche Metallgegenstände auf den Gleisen lagen und ob jemand diese absichtlich gelegt hat, sei noch Teil der Untersuchungen.
Nach dem Vorfall war auch ein sogenannter Notfallmanager der Deutschen Bahn vor Ort, um die Gleise auf mögliche Schäden zu untersuchen. „Dabei hat er keine Beschädigung an der Infrastruktur festgestellt“, so ein Sprecher des Konzerns.