Mit Spannung blickt die Schulgemeinschaft des Gymnasiums auf eine für den 18. Oktober von Oberbürgermeister Jan Zeitler angekündigte Erklärung. Legt er dem Gemeinderat nahe, das Jahrhundertprojekt Gymnasium auf Eis zu legen? Bislang gab der OB nur bedingt Einblick in seine Überlegungen. Selbst den seit Jahren mit der Planung befassten Schulleiter Hans Weber lässt er im Dunkeln tappen.

Dass Zeitler den fälligen Architektenwettbewerb im Sommer stoppte und einen neuen Termin bislang nicht nennt, nährt die Spekulationen. Zeitlers Taktieren ist ein Indiz dafür, dass den OB Finanzsorgen ganz grundsätzlicher Art plagen. Und das im Jahr vor den nächsten Oberbürgermeisterwahlen.

Wettbewerb nur unter Vorbehalt

Die Sorgen, die sich der Schulleiter um das Projekt macht, das tausende Schülerinnen und Schüler betrifft, sind nicht unbegründet. Das bestätigt auch eine Aussage aus dem Rathaus. Zum Sachstand des Verfahrens befragt, antwortete die städtische Pressesprecherin am 12. Oktober unserer Redaktion: „Ein Zeitplan für den Start des Wettbewerbes erfolgt in Abhängigkeit der Haushaltsberatungen.“ Mit anderen Worten: Die Rathausverwaltung setzt das als beschlossen geglaubte Projekt, beziehungsweise den dafür vorgesehenen Realisierungswettbewerb, unter einen Finanzierungsvorbehalt.

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Was wie der natürlichste Vorgang der Welt klingt, bedeutet unterm Strich, dass alle getroffenen Beschlüsse infrage gestellt werden, wenn der Gemeinderat sich nicht traut, andere wichtige Projekte hintanzustellen. Denn so langsam dürfte es den Entscheidungsträgern dämmern, dass die Stadt nicht genügend Geld für alle seit Jahren nur geplanten Großprojekte hat. Der Neubau des Feuerwehrhauses und die Sanierung der Gemeinschaftsschule Wiestor, die Sanierung der Kapuzinerkirche und der Neubau zweier Kindergärten stehen auf der Agenda. Oder auf der Kippe? Was davon ist Pflicht, was kann gestreckt, und was davon kann im Umfang reduziert werden? Der Gemeinderat muss Farbe bekennen – im Jahr vor den nächsten Gemeinderatswahlen.

Katze beißt sich in den Schwanz

Als der Gemeinderat sich im Juni grundsätzlich und großzügig für den Neubau eines sechszügigen Gymnasiums entschieden hat, lag der Kostenrahmen bei rund 53 Millionen Euro. Mittlerweile ist von über 60 Millionen Euro die Rede, es ist aber unklar, woraus diese Steigerung resultiert und ob sie realistisch ist. Der Realisierungswettbewerb hätte den Rahmen vorgeben und Klarheit über die zu erwartenden Kosten verschaffen können. Ohne ein Ergebnis im Wettbewerb bleiben die Kosten jedoch weiter unklar. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.