Am Basteltisch herrscht höchste Konzentration. Es werden Blumen, Herzen und Tiere ausgeschnitten, die die Kinder gerade gemalt haben. Der achtjährige Jorin ordnet gerade seine Dschungeltiere vor sich an: Was hat er mit Papagei, Affe, Schlange und Tiger vor? „Wir haben alle ein Bild gemalt oder mehrere und dann hängen wir das mit einer Schnur an einen Stock“, erklärt er. Damit aus Bildern, Schnüren und Stock ein Mobile wird, hilft Sophie Heuser tatkräftig mit. Die 20-Jährige leitet bereits zum zweiten Mal das Team, welches die Kinderferienbetreuung des Familientreffs Kunkelhaus stemmt.
Von der Praktikantin zur Teamleitung
Trotz ihres jungen Alters ist Sophie Heuser bereits das siebte Mal als Betreuerin dabei, ihre Mutter ist seit Langem im Organisationsteam. „Als mein kleiner Bruder hier in der Betreuung war, kam ich mit“, erinnert sich die 20-Jährige. Als Schülerpraktikantin sei sie im folgenden Jahr auch bezahlt worden, und da sie mit den Abläufen vertraut war, folgte letztlich die Leitungsfunktion. „Ich habe wieder den Plan geschrieben und geschaut, dass die Arbeitszeiten allen passen“, gibt sie einen Einblick in ihre vielfältigen Aufgaben. Ob sie nächstes Jahr noch einmal Teil der Kinderferienbetreuung sein wird, ist jedoch fraglich.

„Ich habe die Fachhochschulreife erfolgreich bestanden und fange im September die Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin bei Camphill an“, erzählt Sophie Heuser. Daher weiß sie einerseits nicht, ob sie für den Ferienjob Kapazitäten haben wird. Andererseits habe es große Veränderungen im Team gegeben – nur eine weitere Kollegin sei wie sie schon vertraut mit den Kindern, den Räumlichkeiten und den Abläufen. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht“, gibt die 20-Jährige ehrlich zu.
Schwierige Personalgewinnung
Mirijam Geiger-Riess ist im Organisationsteam für das Personal zuständig und weiß, auf welche Herausforderungen die junge Teamleiterin anspielt. „Die Verbindlichkeit hat gefehlt“, schildert sie eine ihrer Beobachtungen. So seien einige Bewerberinnen trotz früher Zusage wieder abgesprungen. Auch hätten viele Familien ihre Kinder recht spät angemeldet, sodass lange unklar war, wie viele Betreuende man benötige. „Wirklich spannend ist auch, dass das Personal mit fachlichem Hintergrund abnimmt“, spricht Mirijam Geiger-Riess eine weitere Entwicklung an. Da sich auch der Anteil an ausländischen Kräften erhöht habe, sei die Sprachbarriere ebenfalls ein Thema. „Und wenn manche nur eine Woche dabei sind, ist die Einarbeitung herausfordernd.“
Neue Berufung in der neuen Heimat
Abdourahmane Dieng ist für zwei Wochen Teil des Betreuungsteams, auch hat der Senegalese keine Verständigungsprobleme. Neben seiner Muttersprache Wolof und der Amtssprache Französisch spricht er Englisch, Deutsch und etwas Spanisch. Nach seinem Anglistikstudium in seiner Heimat hat er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei Camphill beworben und dafür neun Monate lang am Goethe-Institut Deutsch gelernt. „Das FSJ hat mir gefallen und ich habe gemerkt, dass dieser Job was für mich ist“, erzählt er.
Im Anschluss hat Abdourahmane Dieng die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert, seit fünf Jahren lebt er nun hier. „Ich arbeite mit Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen“, sagt er nach seiner Übernahme bei Camphill. In seinem Ferienjob merkt er daher einen deutlichen Unterschied: „Die Kinder hier sind sehr selbstständig, ich bin es gewohnt, viel zu helfen“, meint er lächelnd. Die Arbeit in einem Kindergarten würde ihn auch interessieren, daher freut er sich über den Einblick in die Kinderferienbetreuung.

Kinder lieben vielfältiges Angebot
Während die jüngeren Kinder noch am Basteln oder im Bällebad sind, flitzen Sveat und Mark mit den Ezy-Rollern durch die Gänge. „Wir sind Freunde“, sagt der zehnjährige Sveat, „wir kennen uns seit zwei Jahren über die Kirche“. Beide sind das zweite Mal in der Betreuung, wo sie am liebsten malen, spielen und mit Lego oder großen Schaumstoffbausteinen bauen. In den kommenden Tagen wollen Sophie Heuser und ihr Team mit den Kindern noch Kerzen verzieren, Galaxien basteln, zum Sportplatz und zum Waldspielplatz gehen.
Stadt will in die Betreuung einsteigen
Wie es im nächsten Jahr weitergeht, kann Mirijam Geiger-Riess noch nicht sagen. „Wir sind mit der Stadt in enger Abstimmung“, berichtet sie. Seit zwei Jahren wolle die Stadt eine Fachkraft aus den eigenen Reihen stellen, doch durch die Schließzeiten der Einrichtungen habe es bisher nicht geklappt. „Es ist weiterhin das Ziel, dass die Stadt und wir jeweils drei Wochen Betreuung anbieten, aber das wird eine große Herausforderung.“ Weiterhin seien die Personalkosten gestiegen, womit sich das Angebot fast nicht mehr trage. „Das wird ein längerer Prozess, mit dem Verein zu prüfen, ob wir das noch machen“, meint die ehrenamtliche Organisatorin.