„Auf, auf zum fröhlichen Jagen“, hieß es einst. Dann folgten Proteste gegen den vermeintlich lustvollen Wildtiermord und Diplomatenjagden. Heute gefährden zu große Rehpopulationen das natürliche Wachstum des Waldes. Notwendige Nachpflanzungen und Schutzmaßnahmen kosten viel Geld.

Um den kommunalen Wald zu erhalten und ihn fit für die Zukunft zu machen, ändern Stadt und Spital ihre Rahmenbedingungen für Jagdpächter in mehreren Punkten. Ziel ist es in erster Linie, durch eine Erhöhung der Abschusszahlen von Reh- und Schwarzwild die Verbissschäden an nachwachsenden Bäumen zu verringern, eine natürliche Verjüngung zu stärken und damit auch drohenden Klimaschäden entgegenzuwirken. Dazu beschloss der Ausschuss für Spital, Forst und Umwelt, eine flächenbezogene Pacht einzuführen. Sie wird bereits dieses Jahr wirksam.

Wald und Jagd

Regiejagd wird neu eingeführt

Nach dem nächsten forstlichen Gutachten können ab 2027 noch Zusatzkosten für Wildschäden hinzukommen, wenn die Abschusszahlen nicht erreicht werden. Neu ist auch ein Modellversuch im Revier am Haldenhof, wo eine sogenannte Regiejagd eingeführt wird. Hier muss der Eigentümer – anders als bei einer Verpachtung der Jagd – die organisatorische Verantwortung selbst tragen. „Unser Ziel ist eine neue, stabile und klimaresiliente Waldgeneration“, erklärte Roland Leitner, Abteilungsleiter für Grünflächen und Forst bei der Stadtverwaltung.

Bisher hatte sich die Pachtzahlung für ein Revier an dem erlegten Wildbret orientiert. Damit ist das Fleisch wildlebender Tiere gemeint. Was nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht überall zur erforderlichen Regulierung des Bestandes motivierte. Derzeit müssen die Jäger 80 Euro pro erlegtem Tier als Pacht bezahlen, künftig sind es 8,50 Euro plus Mehrwertsteuer pro Hektar Wald. Hinzu kommt ab 2027 gegebenenfalls der Zuschlag zur Wildschadensregulierung.

Veränderung sorgt für viele Diskussionen

Das Flächenmodell werde in vielen Nachbargemeinden erfolgreich angewandt, erklärte Patrick Zaglauer von der Forstverwaltung. Dennoch hätten die geplanten Veränderungen bei Versammlungen zur Information der Jagdpächter mehrfach für „sehr lebhafte Diskussionen“ gesorgt, erinnerte Roland Leitner und sagte: „Es war gut, dass wir da immer zu zweit hingegangen sind.“

Der Wald sei ein komplexes ökologisches Gebilde, das in einer sensiblen Balance stehe, erläuterten Leitner und Zaglauer vor dem Ausschuss. Rechtliche Grundlage für ein Gleichgewicht zwischen Wildbestand und -stabilität ist das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz. Zugleich wollen Stadt und Spital auch künftig die Kriterien der PEFC-Zertifizierung erfüllen.

Der kommunale Wald war dank der Forstwirtschaft lange ein wichtiger ökonomischer Faktor, doch inzwischen sind die Erträge geschrumpft. ...
Der kommunale Wald war dank der Forstwirtschaft lange ein wichtiger ökonomischer Faktor, doch inzwischen sind die Erträge geschrumpft. Einen wichtigen Beitrag zur Naherholung leistet er nach wie vor. | Bild: Hanspeter Walter

Warum die Wildbestände so hoch sind

Einst konnten mit Holzeinschlägen aus den kommunalen Wäldern wichtige Investitionen finanziert werden – vom Krankenhausneubau bis zur Wiestorschule. Der große Wildbestand und die beeinträchtigte natürliche Verjüngung verursachten in jüngerer Zeit hohe Kosten für Nachpflanzungen und Schutzmaßnahmen gegen Verbiss. Besonders teuer sind Letztere geworden, da neue Regelungen ein umweltfreundliches Material vorschreiben

„Das Jagdsystem hat versagt“, formulierte es Roland Leitner hart. Die letztlich fehlenden Anreize, aktiv mehr zu jagen beziehungsweise die faktische „Bestrafung“ des aktiveren Jägers, führe zu höheren Wildbeständen und damit auch zu den Verbissschäden. Deshalb müssten ohne Denkverbote Anreize zur „Erhöhung der Wildentnahme“ gesetzt werden.

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Stadt und Spital hoffen auf monetäre Anreize

Dies wollten Stadt und Spital nun mit der flächenbezogenen Pacht und einer Erfolgspauschale hinsichtlich der Abschusszahlen erreichen. „Die Wildschadensregulierung geht an den Geldbeutel“, beschreibt Leitner den „monetären Anreiz“ für die Jagdpächter. Auf Antrag des Ausschusses wurden die von der Verwaltung vorgeschlagenen neuen Verträge noch einmal modifiziert. Die sechsjährige Laufzeit wurde um ein Sonderkündigungsrecht nach drei Jahren ergänzt, wenn das alle drei Jahre fällige Waldgutachten zu negativ ausfalle.

Querelen im Revier Haldenhof

Ein ganz neues Modell soll im Revier Haldenhof erprobt werden, dessen Qualität wohl auch unter der Uneinigkeit von zwei Pächtern gelitten hat. „Die Versuche, die bisherigen Jagdpächter zu Gesprächen für eine sinnstiftende und konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle des Waldes zusammenzuführen, sind gescheitert“, heißt es in der Sitzungsvorlage. „Auch aus diesem Grund ist hier ein Neustart dringend geboten“. Einerseits habe der dortige Wald ein sehr hohes Potenzial, erklärte Roland Leitner. Andererseits sei er im Moment in einem miserablen Zustand.

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Deshalb will die Kommune das 150 Hektar große Revier als sogenannte Regiejagd in die eigene Verantwortung nehmen und selbst verwalten. Dazu gehört unter anderem die Ausgabe von zwei bis drei Jagderlaubnisscheinen. Auch muss der Verwalter in diesem Fall Kühlmöglichkeiten für das Wildbret bereitstellen.