Heidemarie Koch hat zwei behinderte Söhne. Seit vielen Jahren fährt sie mit ihnen regelmäßig von ihrem Wohnort in Reutlingen an den Bodensee. Etwa ein bis zwei Mal im Jahr steht ein Besuch der Bodensee-Therme in Überlingen auf dem Programm. „Wir waren immer zufrieden mit dem Angebot. Besonders toll war es für meine Söhne, dass sie von der Therme aus auch die Möglichkeit hatten, im Bodensee zu baden“, erzählt Koch.

Dies sei nur deswegen möglich gewesen, weil die Gäste der Bodensee-Therme freien Zugang zum angrenzenden Westbad hatten – und es dort einen barrierefreien Zugang in den See gibt. Doch dieser Zugang wurde vor einiger Zeit, genauer vor etwa vier Jahren, gesperrt. Seitdem war Koch wegen der Corona-Pandemie mit ihren Söhnen nicht mehr dort.

Wie die Therme gegenüber dem SÜDKURIER erklärt, ist eine kombinierte Nutzung nicht mehr möglich, da es sich mittlerweile um zwei getrennte Betreiber handelt, die die Therme und das Westbad führen. Das Westbad hatte Cengiz Aktas 2021 übernommen, er ist seitdem für das Westbad und für das Ostbad zuständig.

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Strand nur über Treppen ins Wasser

Für Familie Koch ist das ein Ärgernis. „Wir sind immer prima ans Wasser gekommen und jetzt gibt es keinen Zugang mehr“, sagt die 70-Jährige, die so gerne mit ihren Söhnen zum Baden geht. Anders als im Westbad gibt es auf dem Gelände der Therme selbst ausschließlich Treppen als Verbindung in den See.

Nur im Saunabereich ist ein barrierefreier Zugang in den Bodensee möglich. Dieser Zugang wurde Familie Koch bei ihrem jüngsten Besuch in der Therme dann auch vom Personal empfohlen. Was außer Acht gelassen wurde: die Kosten. „Auf einmal standen 135 Euro auf der Rechnung, weil wir über den Saunabereich in den Bodensee gegangen sind. Wir haben die Sauna ja gar nicht benutzt, wir wollten nur an den See“, berichtet Heidemarie Koch verärgert.

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„Therme ist keine Option mehr für uns“

Für sie und ihre Söhne ist die Situation in der Bodensee-Therme eine Zumutung. „Wir kommen nicht mehr. Die Therme ist keine Option mehr für uns“, sagt sie deutlich. Alternativ besucht die Familie nun die Therme in Meersburg, dort sei ein barrierefreier Zugang zum See möglich.

Die Bodensee-Therme weiß, dass sich viele ihrer Gäste eine bauliche Erweiterung der Seezugänge wünschen. „Allerdings ist das aufgrund des Wasserrechts und des Naturschutzes heutzutage nicht mehr möglich“, erklärt Manuela Huber vom Therme-Marketing. Neben dem Seezugang sind auch die Massageräume im Bad nicht barrierefrei angelegt.

Manuela Huber, Marketing Bodensee-Therme
Manuela Huber, Marketing Bodensee-Therme | Bild: Holger Kleinstück | SK-Archiv

Therme: Barrierefreiheit ist uns wichtig

Dennoch heißt es auf der Internetseite der Therme: Das Thema Barrierefreiheit gewinne immer mehr an Bedeutung. Deswegen wurde das Bad so konzipiert, dass die Becken im Untergeschoss nicht nur über eine Treppe, sondern auch über einen Aufzug erreichbar sind. Auch im dazugehörigen Restaurant gebe es einige Tische, die für Rollstuhlfahrer geeignet seien.

Für einen Thermenbesuch mit einem Rollstuhl oder Rollator gebe es neben der Rezeption außerdem einen separaten Eingang zum Umkleidebereich. Für den Nassbereich stellt die Bodensee-Therme einen hausinternen Rollstuhl zur Verfügung. Die Becken seien zwar nicht uneingeschränkt zugänglich und auch der Saunabereich sei nur begrenzt mit einem Rollstuhl befahrbar, doch die Mitarbeiter kämen Besuchern mit Rollstuhl jederzeit zur Hilfe, heißt es von Manuela Huber. Außerdem erhalten Begleitpersonen von Behinderten freien Eintritt.