Die „Waffe vom Bodensee“, wie sie der ukrainische Botschafter bezeichnete, rettet Leben. Bei seinem Besuch in Überlingen dankte Oleksij Makejew im Beisein von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann dafür, dass ihnen die Bundesrepublik die Iris-T SLM aus der Produktion von Diehl Defence zur Verfügung stellt. Das teils auch als „Wunderwaffe“ bezeichnete Gerät fängt Raketen in der Luft ab, die Russland in seinem Angriffskrieg auf die Ukraine abfeuert.

Der Besuch von Kretschmann und Makejew in Überlingen datiert von Mai 2023. Als Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Lieferung für die Ukraine im Juni 2022 ankündigte, verfügte selbst die Bundeswehr noch nicht über das Luftabwehrsystem, geschweige denn, hätte sie im Ernstfall damit umzugehen gewusst. Das ist seit dieser Woche anders, wie Diehl Defence am Mittwoch mitteilte.
Sondervermögen nach der „Zeitenwende“
Erst vor rund einem Jahr bewilligte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages rund 950 Millionen Euro für die Beschaffung von insgesamt sechs Feuereinheiten des Typs Iris-T SLM. Das Geld stammt aus Mitteln des Sondervermögens der Bundeswehr, das nach der von Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ gebildet wurde. Anfang August 2024 lieferte Diehl Defence planmäßig die erste Feuereinheit, am 4. September wurde sie offiziell „in Dienst gestellt“, wie es in der Militärsprache heißt.
Schutzwall gegen russische Raketen
Bundeskanzler Olaf Scholz ließ sich das System in Todendorf in Schleswig-Holstein zeigen. Auf seiner Homepage bundeskanzler.de wird seine Rede veröffentlicht. Demnach sagte er: „Wie lebenswichtig eine starke Flug- und Raketenabwehr sein kann, lässt sich auf dramatische Weise an der Front und in den Städten der Ukraine beobachten. Iris-T ist dort zum Schutzwall gegen die zahllosen Raketen geworden, die täglich von Russland auf die Ukraine geschossen werden. Die große Nachfrage der Ukraine und vieler anderer Partner nach diesem lebenswichtigen Schutz ist daher mehr als verständlich.“

In Todendorf wurden bereits die ukrainischen Streitkräfte ausgebildet, wie Scholz sagte. Und dort werden nun auch die Bundeswehrangehörigen darin geschult, wie das Luftabwehrsystem im Verteidigungsfall funktioniert. Diehl Defence und die deutsche Luftwaffe betreiben seit Sommer 2023 gemeinsam ein Ausbildungszentrum für Iris-T SLM. Auch die Vertreter anderer Nationen sollen dort künftig lernen, wie man das System bedient. Dazu Kanzler Scholz: „Wir steigen in den Aufbau einer echten europäischen Luftverteidigung im Rahmen der Nato ein.“
Kanzler Scholz: „Los geht‘s“
Nach erfolgter Ausbildung wurde das System am Mittwochnachmittag im Beisein von Kanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sowie Diehl-Chef Helmut Rauch in Dienst gestellt. „Es ist sehr gut, heute hier in Todendorf zu sein“, sagte Scholz. „Indienststellung und Meldung einer Anfangsbefähigung – das klingt ein bisschen technisch. Übersetzt auf Hochdeutsch heißt das: Los geht‘s!“
Laut Scholz „eine beeindruckende Trefferquote“
Nach Angaben von Diehl Defence leistet das System „einen wesentlichen Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland und anderer Nutzer-Nationen“. Geschäftsführer Helmut Rauch wird anlässlich des Treffens in Todendorf mit den Worten zitiert: „Ich bin stolz darauf, dass Diehl Defence als Systemhaus für bodengebundene Luftverteidigung mit seiner Liefertreue dazu beigetragen hat, dass die deutsche Luftwaffe heute ihre initiale Einsatzbereitschaft für unser System Iris-T SLM erklären konnte.“ Scholz sagte: „Das System zeigt eine beeindruckende Trefferquote von 95 Prozent oder noch viel mehr. Dieser Erfolg hat Iris-T zu einem der weltweit am stärksten nachgefragten Luftverteidigungssysteme gemacht. Wir sind stolz, dass diese weltweit führende Hochtechnologie hier in Deutschland zu Hause ist.“