Die Oberbürgermeisterwahl von Überlingen hat zwei Sieger, aber noch keinen Gewinner: Martin Hahn und Jan Zeitler holten bei der Wahl am Sonntag erwartungsgemäß die meisten Stimmen. Herausforderer Hahn, Landtagsabgeodneter der Grünen, kommt auf 40,37 Prozent, Amtsinhaber Zeitler (SPD) erzielt 36,56 Prozent. Ihr Delta beträgt 371 Stimmen.
Einen Achtungserfolg erzielten Friseurmeister Dennis Michels mit 9,12 Prozent und Diplom-Ingenieur Felix Strenger mit 8,5 Prozent. Rechtsanwalt Olaf Wübbe kam auf 2,83 und Raumausstattermeister Thomas Hildebrandt auf 2,41 Prozent. Nach der neuen baden-württembergischen Wahlordnung dürfen die Kandidaten ab Platz drei nicht mehr zur Stichwahl antreten.
Stadtkapelle darf (noch) nicht spielen
Fachbereichsleiter Manfred Schlenker verkündete im Kursaal das Wahlergebnis. Für Martin Hahn brandete Beifall auf, als Schlenker ihn als Erstplatzierten nannte. Für Jan Zeitler gab es noch lauteren Beifall und teils Jubelrufe. Für den Fall, dass ein Wahlgang gereicht hätte, hielt sich die Stadtkapelle bereit, dem neuen Oberbürgermeister ein Ständchen zu spielen. Wie Schlenker sagte, habe er die Musikerinnen und Musiker um Ralf Ochs auf den 1. Dezember vertröstet, wenn es zwischen Hahn und Zeitler zur Stichwahl kommt.
Zeitler: „Habe mir mehr Stimmen erhofft“
„Es war zu erwarten, dass es eng wird“, sagte Jan Zeitler in einer ersten Reaktion. „Bei der Anzahl der Kandidaten musste man mit einem zweiten Wahlgang rechnen. Jetzt haben wir noch einmal drei anstrengende Wochen vor uns.“ Besonders glücklich sah Zeitler mit dem Ergebnis nicht aus. Darauf angesprochen, antwortete er: „Naja, ich wusste, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt und habe mir schon etwas mehr Stimmen erhofft. Im Bereich 40 Prozent habe ich mich gesehen. Jetzt bin ich knapp drunter, das muss ich so akzeptieren.“ Mit Verweis auf die Stimmenanteile von Strenger und Michels (zusammen 17,6 Prozent) sagte Zeitler: „Jetzt wird es interessant, wie sich in der Stichwahl die Wähler dieser Bewerber positionieren.“ Auf Zeitler entfielen weniger Stimmen als vor acht Jahren, als er zum neuen OB gewählt wurde.

Was leitet er daraus ab? „Wir haben ein anderes Bewerberfeld als vor acht Jahren. Dass es schwer werden wird bei sechs Kandidaten, das ist klar. Aber letzten Endes muss ich fragen, woran es gelegen haben könnte, aber das werde ich erstmal in Ruhe besprechen müssen.“ Für die nächsten Wochen des Wahlkampfs sagte er: „Es gibt eine Strategie im Hinterkopf, aber wird nochmal überdacht.“
Hahn: „Drei Wochen harter Einsatz stehen vor mir“
„Ich bin froh, dass ich vorne bin, gut vorne bin“, sagte Martin Hahn in einer ersten Bewertung. „Man hat eine leise Hoffnung gehabt, dass man um eine Stichwahl rumkommt. Aber jetzt ist klar, drei Wochen harter Einsatz um jede Wählerstimme stehen vor mir. Das werde ich auch nutzen. Man muss alles dafür tun, um das Ergebnis ins Ziel zu bekommen.“ Eine Strategie für die nächsten drei Wochen müsse er im Detail noch entwickeln, sagte Hahn. Er kündigte schon an, dass er sich darauf fokussieren werde, in Einzelgesprächen für sich zu werben, nachdem er in den vergangenen Wochen auf vielen Veranstaltungen präsent war und die Wähler gruppenweise angesprochen hatte.

Weniger Wähler als vor acht Jahren
Die Wahlbeteiligung liegt bei 53,05 Prozent. Das ist weniger als bei den Oberbürgermeisterwahlen vor acht Jahren, als 61,5 Prozent zur Wahl gingen. Einer der Gründe könnte es sein, so Moser, dass 300 bis 400 Wahlbriefe nicht zurück ins Rathaus kamen. Sie wurden zwar beantragt, aus nicht nachvollziehbaren Gründen hätten die Wähler sie aber nicht zurückgeschickt. Weitere 120 Wahlbriefe seien aussortiert worden, landeten also nicht in der Wahlurne, weil sie ohne den nötigen Wahlschein zurückgeschickt worden sind, wie Moser bedauert.
Beide Spitzenkandidaten wussten im Vorfeld der Wahl, dass sie ihren Freunden und Unterstützern in jedem Fall etwas mitzuteilen haben würden und reservierten je eine Gaststätte für sich. Zeitler im Weinstein und Hahn im Rathauscafé.