Die Odyssee auf dem Stadtplan schien schon zu Ende. Der erste Plan, beim Parkhaus Post eine Alternative zu dem früheren Motorradparkplatz am aufgehübschten Mantelhafen anzubieten, löste Proteststürme der Anwohner aus der Seestraße aus. Hin- und hergeschoben wurden die Plätze, bis der Petitionsausschuss der Stadt einen anderen Standort ans Herz legte. Ähnlich lief es an der Schlachthausstraße und bei der Zimmerwiese, wo sich entweder Anlieger wehrten oder die Eigentumsverhältnisse nicht so waren, wie man das angenommen hatte.
Parkfläche noch gesperrt, da noch Klagen von Anwohnern anhängig sind
Als letzten Strohhalm und Joker hatte die Verwaltung den Standort beim früheren Gasthaus Raben aus dem Ärmel gezogen. Außerhalb der Innenstadt und doch nicht weit von Zentrum und See. Unter den Linden des ehemaligen Biergartens beim Parkhaus Stadtmitte sollten Motorrad- und Rollerfahrer schon zur Landesgartenschau im Vorjahr für ihre Gefährte ein Plätzchen finden. Doch bis heute ist die Kuh noch nicht vom Eis und die vorbereite Parkfläche abgesperrt, da noch immer Klagen von Anwohnern anhängig sind.

Zu optimistisch und gutgläubig war die Annahme der Verwaltung im Mai 2020, das Grundstück sei bereits für den öffentlichen Verkehr gewidmet. Was möglicherweise vor Jahrzehnten der Fall gewesen sein könnte, als die Kesselbachstraße noch direkt in die Wiestorstraße gemündet hatte. Spätestens seit hier ein privatwirtschaftlicher Biergarten betrieben worden sei – und das liegt an die 20 Jahre zurück -, könne eine öffentliche Widmung der Fläche kaum mehr glaubhaft gemacht werden, ließ das Regierungspräsidium Tübingen die Stadt nun wissen.
Stadt muss öffentliche Widmung der Stellfläche beantragen
Um Klagen abzuwenden, muss die Kommune nun nachholen, was sie im Grunde vor über einem Jahr schon hätte tun können: eine öffentliche Widmung der Stellfläche beantragen. „Wir müssen etwas anbieten, sonst fahren sie in der Altstadt herum“, sagte Stadtrat Lothar Thum (ÜfA/FWV) in der Diskussion des Gemeinderats. Ja, die Kommune sei verpflichtet dazu, bekräftigte Günter Hornstein (CDU). Zumindest eine mittelfristige Lösung erkannte hier auch Ulf Janicke (LBU/Grüne), der insgeheim noch auf Lösungen in den Parkhäusern hofft.
Drei Gegenstimmen aus der BÜB+-Fraktion
Den erforderlichen Beschluss fasste der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen der Fraktion BÜB+. Die hatte zumindest eine Beschränkung der Parkenden auf 125-Kubik-Motoren gewünscht. Dies sei weder nach der Straßenverkehrsordnung zulässig, noch sei es zielführend hinsichtlich der Lärmbefürchtungen, betonte Baubürgermeister Matthias Längin: „Meine 1000er ist nicht lauter.“