Schön ist er geworden, wurzelschonend belegt und von Kastanien beschattet. Doch auch den jüngsten Versuch, den Motorradfahrern beim Parkhaus Stadtmitte einen zentrumsnahen Platz einzuräumen, droht das Schicksal des Scheiterns zu ereilen – wie es schon bei mehreren Vorgänger-Plätzen der Fall war. Zwei Petitionen von Bürgern sind gegen die Parkfläche im Bereich des ehemaligen Biergartens anhängig. Auch teilte das Regierungspräsidium Tübingen die Einschätzung der Verwaltung nicht, dass das Areal bislang schon als Verkehrsfläche gewidmet gewesen sei. „Das ist jetzt nichts Besonderes“, erklärte Baubürgermeister Matthias Längin dazu dem Ausschuss für Bauen, Technik und Verkehr jüngst: „Wir sind häufiger unterschiedlicher Meinung.“
Platz sollte zur Landesgartenschau fertig sein
Zeitdruck war in den letzten Monaten vor allem auch deshalb gegeben, da der Motorrad-Parkplatz zum geplanten Start der Landesgartenschau am 23. April hatte fertiggestellt sein sollen. „Wir sind als Stadt verpflichtet, allen Verkehrsteilnehmern etwas anzubieten“, betonte Längin. Zumindest bei vielen Bürgern scheinen die Motorradfahrer jedoch keine gute Lobby zu haben, sie scheinen nur lästige Gäste zu sein. Vor allem, wenn sie in ihrer Nähe parken wollen.
Frühere Versuche scheiterten immer wieder
Als Ersatz für die früheren Stellplätze am westlichen Teil des Mantelhafens bei den Seeschulen sollte zunächst beim Parkhaus Post eine Alternative geschaffen werden. Mehrere Anläufe scheiterten nach Protesten und einer Petition von Anwohnern der Seestraße. Einsprüche von Nachbarn verhinderten später alternative Pläne für einen Motorradparkplatz bei der Zimmerwiese und an der Schlachthausstraße. Und nun ist der Zweiradparkplatz endlich fertig als Fläche unmittelbar neben der Parkhaus Stadtmitte – und abgesperrt.
Jetziger Platz war früher Biergarten des „Raben“
Über Standortalternativen für den Motorradparkplatz war im Gemeinderat immer wieder geredet worden. Stadtrat Robert Dreher (FWV/ÜfA) hatte den ehemaligen Biergarten des „Raben“ zuletzt ins Spiel gebracht. Schnell voran gehen konnte es, als Baubürgermeister Matthias Längin, darauf verwiesen hatte, die Fläche sei schon als öffentliche Verkehrsfläche gewidmet. „Der Bereich ist durch die Parkhauseinfahrt schon vorbelastet“, formuliert Längin ein weiteres Argument. Doch auch hier sind Petitionen von Anwohnern anhängig. In einer Stellungnahme dazu widersprach das Regierungspräsidium der Stadt. „Die Fläche war nicht (mehr) für den allgemeinen Straßenverkehr nutzbar. Wie das mit der Widmung in der Vergangenheit gelaufen ist, bleibt unklar“, zitiert die Verwaltung die Tübinger Behörde und sagt weiter: „Die Stadt beruft sich auf das Rechtsinstitut der unvordenklichen Verjährung als gültiges Gewohnheitsrecht.“

Bauausschuss will Platz durchsetzen
Was auch immer diese kryptische juristische Formulierung zu bedeuten haben mag: Der Bauausschuss stellte sich nun mehrheitlich hinter die Verwaltung und beschloss förmlich, den schon am 23. März abgenommenen Motorrad-Parkplatz als solchen auch offiziell auszuweisen. Hilfsweise votierte das Gremium gleich dafür, bei Bedarf ein Widmungsverfahren durchzuführen und das Areal als Verkehrsfläche auszuweisen.