Das war ein ziemlicher Schreck für Simon Martin, als er in seinen Hofladen in Bambergen kam und feststellte, dass seine Kassenschublade fehlte – mitsamt dem Inhalt. Etwa 2000 Euro Wechselgeld. Das Verwirrende daran: Es gab keine Einbruchsspuren, weshalb, wie Simon Martin berichtet, ein Einschleichdiebstahl vermutet wurde. „Wahrscheinlich hat sich der Einbrecher abends im Café versteckt und sich einschließen lassen. Wir haben Fluchttüren, die müssen nach außen aufgehen. Durch die ist er dann wohl entkommen.“

Martin sah das als Warnschuss. Er hat seine Sicherheitstechnik drastisch aufgerüstet und seine Mitarbeiter angewiesen, abends, bevor sie in den Feierabend gehen, alle Räume durchzusehen. Etwa zur selben Zeit gab es noch zwei weitere Diebstähle bei Bauern in der Gegend, die jedoch mit dem bei Simon Martin nicht in Zusammenhang stehen: „Das waren beides normale Einbrüche, die nicht zu den Einschleichdiebstählen zählen. Man hat hier auch einen Tatverdächtigen, der des Öfteren und völlig uneinsichtig Geld aus der Kasse fischt“, sagt Simon Göppert, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Ravensburg.

Abgeschiedene Bauernhöfe sind häufiger betroffen

Einschleichdiebstähle auf Bauernhöfen, vor allem, wenn diese einsam gelegen sind, seien nicht selten. „Aber das sind meistens Wohnhäuser, über die der Einbrecher durch Nebengebäude einsteigt, wenn zum Beispiel der Stall nicht abgeschlossen war“, sagt Göppert. Um Einschleichdiebstähle zu vermeiden, sei das Offensichtliche nötig: Zugänge prüfen und im Zweifel abschließen, in Fällen wie bei Simon Martin vor Verlassen des Geschäfts Nebenräume und Verstecke kontrollieren.

Das empfiehlt die Polizei zum Einbruchschutz

Außerdem empfiehlt Göppert: „Bewegungsmelder und Licht rund ums Haus, wenn man dunkle Ecken hat.“ Auch eine Videokamera hält der Polizeihauptkommissar für eine gute Investition: Die schrecke zum einen ab und helfe zum anderen bei der Ermittlungsarbeit weiter. Und: Türen niemals offen stehen lassen, das locke Täter an und schaffe Gelegenheiten. „Und es kann auch versicherungsrechtliche Folgen haben.“

Das könnte Sie auch interessieren

Dazu rät auch Hans Hunger von der Präventionsstelle der Polizei. Er sagt: „Selbst, wenn man ums Haus rum ist und zum Beispiel den Rasen mäht, sollte man abschließen, um zu verhindern, dass sich ein Einbrecher in einem unbeobachteten Moment einschleicht.“

Wenn man das Haus verlasse, solle man darauf achten, keine Fenster geöffnet zu lassen – auch nicht im gekippten Zustand. Wichtig sei auch, Anwesenheit vortäuschen. Will bei längerer Abwesenheit heißen: Keine überfüllten Briefkästen, benutzte Schuhe vor der Haustüre, Rollläden im Idealfall vom Smartphone aus steuern. Abends runter, tagsüber hoch. „Wenn das nicht geht: Rollläden bitte oben lassen“, sagt Hunger, der hinzufügt, dass die Zahl der Einbrüche allgemein zurückgegangen sei, was damit zusammenhänge, dass der Einbruchsschutz immer besser werde.

Türen immer schließen, empfiehlt Polizeihauptkommissar Hans Hans Hunger von der polizeilichen Beratungsstelle.
Türen immer schließen, empfiehlt Polizeihauptkommissar Hans Hans Hunger von der polizeilichen Beratungsstelle. | Bild: Eva-Maria Bast

Technik und Fenster werden immer besser

„Früher kamen dreißig Prozent nicht rein. Jetzt sind es fünfzig Prozent“, sagt er. „Die Fenster zum Beispiel sind besser geworden. In den Fenstern aus den 1980er-Jahren war man binnen Sekunden im Haus, an denen von heute beißt man sich die Zähne aus. Und wenn man als Einbrecher zweimal gescheitert ist, probiert man es beim dritten Mal eher nicht mehr.“ Aber: Sie müssen halt zu sein, ebenso wie die Türen. Sonst nutzen die besten Fenster nichts. Was die Einbruchsgefahr steigert, ist eine sogenannte „Vermögensvermutung“, wenn man dem Haus also schon ansieht, dass es hier was zu holen gibt.

Das könnte Sie auch interessieren

Betrüger arbeiten auch mit Künstlicher Intelligenz

Eine „Vermögensvermutung“ lockt Täter aber auch auf andere kriminelle Pfade: Momentan konzentriere sich die Kriminalität sehr auf Betrugsmaschen, bei der auch die Künstliche Intelligenz (KI) zu Hilfe genommen wird. „Zum Beispiel wird mit manipulierten Stimmen gearbeitet“, sagt Hunger. „Anrufe, die einen Unfall oder eine Tochter in der Klemme vortäuschen, die dringend Geld braucht. Und Täter suchen sich dann gezielt promovierte Akademiker mit Vornamen, wie sie vor siebzig, achtzig Jahren modern waren, heraus. Der Doktor im Telefonbuch zieht an“, sagt Hunger. Und: „Keiner ist davor gefeit, das kann jedem passieren und die Technik bietet hier ja auch ständig neue Möglichkeiten. Das ist so gut gemacht, da fallen auch jüngere Leute in Führungspositionen drauf rein.“