Nachdem sich die dreiköpfige Ratsfraktion der BÜB+ vergangene Woche im SÜDKURIER erneut kritisch zum Projekt der „Bodensee-Laserklinik“ geäußert hatte, meldet sich nun Hautarzt Dr. Martin Braun zu Wort, der Mann hinter dem Projekt. Er ist überzeugt davon, nicht nur den Gemeinderat mehrheitlich hinter sich zu haben, der in seiner heutigen Sitzung entscheidet, sondern auch weite Teile der Bevölkerung. „Die Überlingen wollen diese Klinik“, überschreibt er seine Stellungnahme.

Arzt sammelt Unterschriften für seinen Klinikbau

Als Beweis für diesen Satz führt er die „positive Reaktion der überwiegenden Mehrzahl der Überlinger“ an, die für sich spreche: Über 700 Bürgerinnen und Bürger hätten bereits zur Unterstützung des Projekts unterschrieben. „Und es werden täglich mehr“, sagt der Hautarzt mit Blick auf die in seinen Behandlungsräumen ausliegenden Listen. „Es ist aus unserer Sicht nur allzu verständlich, dass Bürgerinnen und Bürger dieses Projekt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten“, räumt Braun ein, „es jedem recht zu machen ist eine Kunst, die auch wir nicht beherrschen – dennoch möchten wir an alle Überlinger appellieren, nicht das Haar in der Suppe zu suchen, sondern das Projekt in der Gesamtheit konstruktiv zu begleiten“.

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Diese Dimensionen soll das Ärztehaus mit der Laserklinik in der Ansicht von Osten, der Aufkircher Straße und dem Schättlisberg nach dem aktuellen Entwurf haben. | Bild: Bauherr

„Nur 11 Prozent Gegenstimmen“

Die „wenigen Bedenkenträger“ hätten ihre Argumente ja auch beim Einwohnerantrag vorgebracht, der in der Gemeinderatssitzung vom 12. Februar öffentlich behandelt worden sei, erinnert Braun. „Dieser Einwohnerantrag der Anwohner, mit dem Ziel, das Projekt beziehungsweise das laufende Bebauungsplanverfahren zu stoppen, wurde vom Gemeinderat mit großer Mehrheit abgelehnt, bei nur 11 Prozent Gegenstimmen.“ Die Stadtplaner im Rathaus hätten dazu festgestellt: „Den Maßstab zur Beurteilung – der Ausmaße des Gebäudes – liefern eben nicht die angrenzenden Wohnquartiere, viel eher erfolgt mit dem Gebäudeneubau der Auftakt zu einem neuen Quartier, welches sich in seiner Dichte, Kompaktheit und Nutzungsmischung bewusst abgrenzt.“

Höhe und Kubatur im Gemeinderat „mehrfach positiv bewertet“

Sowohl damals als auch in bereits zwei weiteren Gemeinderatsentscheidungen wurden Höhe und Kubatur des neuen Gebäudes positiv bewertet und in entsprechenden Beschlüssen verankert. Diese Beschlüsse stellen das Ergebnis „umfangreicher Beratungen und Anhörungen sowohl privater als auch Träger öffentlicher Belange dar“, erinnert Braun an die langen kontroversen Diskussionen, die schon vor über einem Jahr geführt worden waren. Dies gelte auch für die Raumhöhen im Gebäude, die sich nach Arbeitsstätten-Richtlinien richteten und in dieser Form bereits zweimal vom Gemeinderat beschlossen worden seien.

Im Vergleich: So stellt sich der Baukörper der geplanten Laserklinik im Vergleich zur Nachbarschaftsbebauung und dem nahen Helios-Spital ...
Im Vergleich: So stellt sich der Baukörper der geplanten Laserklinik im Vergleich zur Nachbarschaftsbebauung und dem nahen Helios-Spital dar. | Bild: SÜDKURIER

„Verkehrs- und Parkplatzsituation mit Stadtplanern abgestimmt“

Die Stellplätze seien nach den gültigen Richtlinien geplant und nach der Offenlage aufgrund verschiedener Einwendungen neu überarbeitet worden. „Auch die Verkehrs- und Parkplatzsituation wurde ausführlich mit den Stadtplanern abgestimmt“, erinnert Braun, „die Stellplätze an der Aufkircher Straße sind vergleichbar mit jenen in der – stärker befahrenen – Hochbild- oder Nußdorfer Straße„.

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Der Hautarzt, der seit 1981 in der Stadt eine Praxis führt, die er 1998 in eine Fachklinik für Dermatologie und Lasertherapie erweiterte, meint vor dem Hintergrund der Vorgeschichte: „Es ist für uns unverständlich, dass gewisse Kreise angesichts der genannten Beratungen und demokratischen Entscheidungen in den Gremien bei jedem weiteren Verfahrensschritt versuchen, mehrheitlich gefasste Beschlüsse und damit das Gesamtprojekt immer wieder in Frage zu stellen.“

„Versuchen Sie mal, einen Facharzttermin zu bekommen“

Wer, wie die Bedenkenträger behaupte, Überlingen habe eine „Überversorgung an Haut- oder anderen Fachärzten“, solle doch nur mal zum Telefon greifen und versuchen, einen baldigen Termin zu bekommen. „Die Statistik der kassenärztlichen Vereinigung erweckt einen verfälschten Eindruck, weil im Bodenseekreis auch alle Ärzte mitgezählt werden, die keine Patienten versorgen oder nur in Teilzeit arbeiten“, sagt Braun. Außerdem würden die Einwohner der angrenzenden Kreise wie Sigmaringen und Tuttlingen, aus denen die Patienten „in großen Strömen zu uns kommen“, nicht mitgezählt. Beide Kreise hätten eine erhebliche kassenärztliche Minderversorgung bei Hautärzten, Kinder- und Nervenärzten. „Wir behandeln wöchentlich zig Patienten, insbesondere aus Pfullendorf, aber auch Meßkirch, Sigmaringen, Mengen und Tuttlingen – und wir können diese doch nicht abweisen, mit dem Argument: Unser statistischer Versorgungsgrad ist überschritten.“

„Der Neubau der Bodensee-Laserklinik stärkt den Gesundheitsstandort Überlingen, erhöht dessen Attraktivität und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt,“ fasst Braun zusammen. Ebenso erhalte sie Arbeitsplätze und schaffe neue.

Bisher über 100 000 Patienten behandelt

„Schon vor Jahren stieß die Laserklinik an ihre räumlichen Grenzen“ heißt es auch in der Sitzungsvorlage für die heutige Sitzung. Deshalb benötigten er und sein Team „dringend eine neue, größere und modernere Klinik“, erklärt Brau. Er unterfüttert das mit dem, was seine Klinik bisher geleistet habe: „Zusammen mit der Hautarztpraxis haben wir weit über 100 000 Patienten behandelt, davon in der überwiegenden Mehrzahl gesetzlich versicherte Kassenpatienten.“ Das werde auch so bleiben, und: „Wir haben seither etwa 70 000 Hautkrebsbehandlungen durchgeführt; alle diese Patienten haben Anspruch auf eine moderne medizinische Versorgung nach dem heutigen Stand der Wissenschaft.“

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Die Stadt bekomme mit der Bodensee-Laserklinik „ein zukunftsgerichtetes Vorzeigeobjekt für Überlingen„, beschreibt der Arzt, „eine modernste Haut- und Laserklinik mit weit überregionalem Ruf“. Die Fachklinik für Dermatologie, Lasertherapie, Hautkrebsvorsorge und -behandlung, Venenkrankheiten werde ein OP-Zentrum haben und wissenschaftliche Forschung betreiben.

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Schon heute gravierender Ärztemangel

Schon heute gebe es einen gravierenden Mangel an Ärzten, Krankenschwestern und Fachpersonal. Wenn diese Entwicklung ungebremst weitergehe, gebe es in Überlingen in einigen Jahren vielleicht keinen Hautarzt mehr. Auch andere Fachärzte und Allgemeinärzte hätten von Jahr zu Jahr größere Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Dem wolle er entgegen durch den weiteren Ausbau „innovativer Behandlungskonzepte“. Zur Referenz führt er an, dass die „europäische Gesellschaft für photodynamische Therapie“ seiner Klinik gerade erst das „Certificate of Excellence“ verliehen habe – für jahrelange besondere Leistungen auf diesem Gebiet. Nur drei weitere Kliniken und Praxen in ganz Deutschland wären ebenfalls ausgezeichnet worden.