Bei der Podiumsdiskussion in der fast voll besetzten Aula des Gymnasiums treffen die sechs Oberbürgermeister-Kandidaten auf ein bestens vorbereitetes Moderatorenteam. Maximilian Matern vertritt den Jugendgemeinderat, der auch Veranstalter ist. Marius Sellerbeck und Franziska Berger sind Vorsitzende der Schülermitverwaltung (SMV) des Gymnasiums. Heute können sich vor allem die Jungwähler über die Bewerber für den Chefposten im Rathaus informieren. Das nutzen auch viele Jugendliche der benachbarten Schulen, die zum Teil in Gruppen gekommen sind.
In der ersten Hälfte stellt das gut informierte Trio die Fragen, danach ist das Publikum dran. Los geht es mit einer Vorstellungsrunde, in der jeder Kandidat eine Anekdote aus der Schulzeit nennen soll. Die meisten berichten von Klassenfahrten: Bei Olaf Wübbe brannte die Jugendherberge – ohne sein Zutun, Thomas Hildebrandt erlitt bei einer Floßfahrt Schiffbruch und Dennis Michels verprasste Vorräte auf einer Hallig. Felix Strenger bestellte Pizza im Unterricht, Martin Hahn tat sich mit Regeln schwer und eine Karikatur von Jan Zeitler zierte die Abizeitung.
Mehr Treffpunkte für die Jugend
Danach wird es ernster. Die Moderatoren stellen den Kandidaten einzeln oder im Doppelpack Fragen, sodass sich nicht jeder zu jedem Thema äußern kann oder muss. Auf einen Ort für Jugendliche angesprochen plädiert Felix Strenger für „Begegnungsräume in der Kernstadt“ und mehr Treffpunkte im Uferpark. „Wir brauchen ein Jugendhaus mitten in der Stadt“, stellt Martin Hahn fest. Das sollte möglichst nah beim ZOB sein, damit die Jugendlichen gut nach Hause kommen.
Maximilian Matern will von Jan Zeitler wissen, wie sich der Jugendgemeinderat entwickeln wird. „Hervorragend“, lautet die Antwort. Der Gemeinderat habe das Gremium akzeptiert. Für die nächsten Wahlen wünsche er ihnen ein „weites Kandidatenfeld“. Die letzte Wahl musste erst wegen Mangel an Bewerbern verschoben werden und kam im April 2023 auf eine Wahlbeteiligung von lediglich 7,6 Prozent.
Von Thomas Hildebrandt will Matern wissen, was er tun wolle, damit sich Jugendliche abends am ZOB nicht unwohl fühlen. „Die Polizei muss mehr Präsenz zeigen“, sagt der Kandidat. „Das Drogenproblem“ habe sich dorthin verlagert und die viel zu teure neue Toilette hätte wenig verbessert. Felix Strenger ist das Problem unbekannt, er schlägt vor, dass Jugendliche in Gruppen gehen und findet Sicherheit für alle wichtig.
Herausforderer haben viele Ideen, der OB die Antworten
Marius Sellerbeck schneidet das Thema Schulneubauten an. Raumausstatter Thomas Hildebrandt fragt er, wie die Klassen aussehen sollten. Ein „gutes Raumklima und den Einsatz von Farben“, schlägt der Gefragte vor. Zu den Kosten und ob diese die Stadt in Schwierigkeiten bringen werden, soll sich Martin Hahn äußern. „Schulen sind Pflichtaufgaben, das soll und muss umgesetzt werden“, sagt er. Das gelte auch für den Wiestorcampus. „Wir müssen bereit sein, Geld aufzunehmen und bis an die Grenzen zu gehen.“
Nach einem Ausbau des Radwegenetzes und der ÖPNV-Angebote werden Olaf Wübbe und Jan Zeitler gefragt. Wübbe ist für den Ausbau von beidem im Sinne der Bedürfnisse der Jugendlichen. Zeitler verweist auf Zuständigkeiten, die bei vielen Radwegen beim Kreis lägen und führt die Kosten für Buslinien pro Kilometer an. „Der Wiestorcampus und das Gymnasium sind finanziert“, sagt er. Die restlichen Mittel seien aber nun mal knapp. Strenger findet sowohl kostenfreien ÖPNV und Kitas wünschenswert, man müsse aber bei den Finanzen generationenübergreifend denken.
Knackige Fragen an die sechs Kandidaten
Zur Klimaneutralität wird erst Dennis Michels befragt, der diese so schnell wie möglich erreichen will. Jan Zeitler nennt 2035 als Ziel. „Das hängt nicht nur von der Stadt ab, sondern auch vom Verhalten der Bürger.“ Martin Hahn nennt Verkehr, Wohnen und Energie als die entscheidenden Bereiche. Er will alle drei angehen, neue Quartiere wie das Kramer-Areal mit Seewärme versorgen und die Photovoltaik ausbauen.
Danach nutzen die ebenfalls gut vorbereiteten Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Jan Zeitler muss erklären, warum in der Mühlbachstraße keine Fernwärmeleitungen verlegt wurden. Der Amtsinhaber verweist darauf, dass so ein Netz nur bei einer gesicherten und ausreichenden Zahl an Abnehmern rentabel sei.
Eine sehr junge Zuhörerin will explizit von Martin Hahn wissen, wie lange sie nach Abriss der Bunten Villa in Containern unterrichtet werde. „Sicher nicht so lange wie beim letzten Provisorium“, sagt er.

Nur einer hat Verwaltungserfahrung
Felix Strenger wird gefragt, ob ihm nicht Erfahrung in der Verwaltung fehle. Die könne von allen Bewerbern ja nur einer vorweisen, lautet die Antwort. Er verweist auf seine Rolle als Führungskraft, seine Bereitschaft sich einzuarbeiten und auf Teamarbeit zu setzen.
Welche konkreten Verbesserungen er anstrebe, will ein Schüler von Martin Hahn wissen. „Das Wir als Stadtgesellschaft stärken“ und Ideen der Bürgerschaft „einsammeln“, listet der Landtagsabgeordnete auf.
Olaf Wübbe will sozialen Wohnungsbau in den Teilorten schaffen und niemandem reinreden, wie er seine Ferienwohnung zu nutzen habe.
Zur Digitalisierung an den Schulen werden gleich drei Kandidaten angesprochen. Felix Strenger antwortet als Vater von zwei Töchtern im Schulalter, dass er es „super“ findet, Prozesse zu digitalisieren. Beim Unterricht plädiert er für einen moderaten Einsatz. Jan Zeitler will das anbieten, was die Landesregierung vorgibt und Martin Hahn möchte die Ausstattung vorhalten und sieht in der Anwendung eine Herausforderung für die Pädagogen.
Dann ist die Zeit um und das Schlusswort spricht Maximilian Matern: „Bitte geht wählen! Es geht um unsere Zukunft, nutzt dieses Privileg.“