Es ist zu trocken – auch der Frühsommer 2022 glänzte nicht gerade durch regelmäßige Niederschläge. Ebenso sah es 2015, 2016, 2018 und 2019 aus. „41 143 Badewannen voll Wasser“ titelte der SÜDKURIER am 11. Juli 2016. Zu der Zeit gab es eine Hitzewelle. Am Bodensee stiegen die Thermometer auf Höchstwerte von 35 Grad Celsius. In der ersten Juliwoche wurden damals laut Wetterkontor acht neue Temperaturrekorde aufgestellt – vom 1. bis 5. Juli und am 7. Juli.

Am 2. Juli 2016 lag der Wasserverbrauch in Überlingen bei 5760 Kubikmetern. Das entspricht 5,8 Millionen Liter Wasser, mit denen man rund 41 143 Badewannen hätte füllen können. Das bezeichnete eine Pressesprecherin vom Stadtwerk am See als Allzeithoch. Im Juni 2016 verbrauchten die Bewohner Überlingens und seiner Teilorte durchschnittlich 3000 Kubikmeter Wasser pro Tag. Im Juli desselben Jahres waren es täglich insgesamt teils 4600 Kubikmeter Wasser.

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Niedrigwasser legt Sandbänke frei

Im Jahr 2018 war das Niedrigwasser am Bodensee bemerkenswert. Hohe Temperaturen und Dürre im Allgemeinen legten Sandbänke und Uferbereiche frei. Niedrig waren auch die Stände in Bächen und Zuflüssen des Bodensees. „Dort gibt es seit dem Sommer ein Wasserentnahmeverbot und die Wasserstände sind immer noch so niedrig, dass es für manche Tierarten kritisch ist“, sagte Martin Wessels vom Seenforschungsinstitut im Oktober. Nur noch 27 Zentimeter fehlten damals zum historischen Tiefstand von 2,60 Meter, gemessen in Konstanz.

Wer hier schwimmen möchte, muss Anlauf nehmen: das Strandbad am Konstanzer Hörnle im Sommer 2018 in rekordverdächtigen Niedrigwasserzeiten.
Wer hier schwimmen möchte, muss Anlauf nehmen: das Strandbad am Konstanzer Hörnle im Sommer 2018 in rekordverdächtigen Niedrigwasserzeiten. | Bild: Achim Mende

Blütenstaub auf dem Bodensee

Im Frühjahr 2018 rieben sich die Menschen verwundert oder aufgrund ihrer Allergien die Augen. Denn: Auf dem Bodensee bildeten sich großflächig gelbe Bilder. In dem Jahr war der Pollenflug sehr stark. Vor allem Samen von Birke und Fichte waren in der Luft. Das ganze Ausmaß war besonders gut aus der Luft oder von einem Aussichtspunkt aus zu sehen. Meteorologe Paul Heger von Wetter.com erklärte, dass Pollen einige Tage schwimmen, bevor sie untergehen. Beeinflusst wird dies auch durch die Witterung. Laut Heger hatten die Birken und Fichten ein Mastjahr, in dem sie besonders viele Pollen produzieren. Das dies zur gleichen Zeit passiert, sei jedoch selten, sagte Heger. Auch im Frühjahr 2022 war das Phänomen wieder zu beobachten.

Pollenstaub auf dem Bodensee: Im Frühjahr 2018 zeigt sich dieses gelbe Bild vor dem Landungsplatz in Überlingen.
Pollenstaub auf dem Bodensee: Im Frühjahr 2018 zeigt sich dieses gelbe Bild vor dem Landungsplatz in Überlingen. | Bild: Gerhard Plessing

Durch zwei Hitzewellen schwitzen

2019 wurden weitere Hitzerekorde geknackt. In Lingen in Niedersachsen wurde im Juli die 42-Grad-Marke überschritten. So heiß war es seit 1881 in Deutschland noch nie, wobei es zu einem späteren Zeitpunkt Diskussionen um den Standort der Messstation gab. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wurden am 25. Juli an insgesamt 25 Stationen Temperaturen von 40 Grad Celsius oder mehr registriert. Höchststand in der Region waren 36,9 Grad Celsius. Doch die Menschen am Bodensee waren schon an derlei heißes Wetter gewöhnt: Bereits Ende Juni hatte sie eine Hitzewelle ins Schwitzen gebracht, wie die Wetterwarte Süd dem SÜDKURIER berichtete.

Algen färben den Bodensee grün

Hohe Temperaturen sind aber nicht nur eine Belastung für Lebewesen und Natur. Sie können auch davon profitieren. Im Sommer 2015 verfärbte sich der Bodensee auffällig grün. Die Färbung an sich ist nichts Ungewöhnliches. Sie entsteht im Zuge einer Algenblüte, die natürliche chemische Reaktionen im Wasser hervorruft, und hält nur wenige Wochen an.

Das Institut für Seenforschung gibt 2015 Entwarnung. Die intensive Grünfärbung des Bodensees wird im Zuge der Algenblüte verursacht. ...
Das Institut für Seenforschung gibt 2015 Entwarnung. Die intensive Grünfärbung des Bodensees wird im Zuge der Algenblüte verursacht. Hohe Temperaturen begünstigen das Phänomen. | Bild: Hans Jörg Kühnbach

Kieselalgen betreiben aufgrund der für sie idealen Wassertemperaturen fleißig Fotosynthese, wachsen und vermehren sich. Das Wasser färbt sich grün. Dabei verbrauchen die Algen Kohlenstoffdioxid, das dem Wasser entzogen wird. Hierdurch verändert sich das Kalk-Kohlensäuregleichgewicht im Wasser, es bilden sich Kalkkristalle, die das Wasser milchig grün färben.

Das Phänomen beobachte man im Sommer recht häufig. „Besonders ist in diesem Jahr allerdings die Intensität dieser Grünfärbung“, sagte Martin Wessels vom Seenforschungsinstitut damals auf Nachfrage. Heiße Temperaturen und starke Winde boten den Algen beste Bedingungen, um Fotosynthese zu betreiben.