Natürlich hat Jan Zeitler Recht mit seinen Zahlen. Im Kurgebiet fahren, nach allem, was der Oberbürgermeister an Daten bislang sammeln konnte, so wenig Autos, dass man von einer – gesamtstädtisch betrachtet – gerechten Lösung sprechen kann. Die jetzt registrierten Verkehrszahlen entsprechen der Prognose, auf denen eine Gemeinderatsentscheidung fußte. Und damit basta!

Basta? Jan Zeitlers Antwort an Michael Röther liest sich etwa so: Damit die Verkehrsberuhigung in der Altstadt endlich gelinge, müssten Opfer an anderer Stelle gebracht werden, und die stellen (O-Ton Zeitler) „keine Überbelastung“ dar. Ende der Debatte.

Interessen der gesamten Stadt

Formal liegt Zeitler mit seiner Haltung richtig. Sie entspricht der Beschlusslage im Gemeinderat, an die er sich zu halten hat. Nur: Ein OB ist mehr als der Kellner gemeinderätlicher Beschlüsse, sondern auch ihr Koch. Als Hüter gesamtstädtischer Interessen könnte er sich im Nachgang schon auch der Diskussion stellen, wie die Beschlüsse wirken oder versuchen, sie zu moderieren. Im konkreten Fall geht es auch um die Frage, wie sich Überlingen seine Zukunft als Kneippheilbad vorstellt.

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Es ist ja nicht so, dass Röther nur als Röther argumentiert. Vielmehr bittet der Geschäftsführer des ältesten Kneippkurbetriebs in der Stadt um eine Gesamtwürdigung des Kurgedankens. Der Chef über 40 Mitarbeiter fordert gar nicht, das Rad komplett zurückzudrehen, sondern er macht Vorschläge, etwa für eine bessere Beschilderung, auf die Zeitler aber teils gar nicht eingeht.

Röthers Gang an die Öffentlichkeit erfordert Mut. Doch der OB verweist auf Baubürgermeister Kölschbach und erklärt sich persönlich nur dann zu einem weiteren Dialog mit ihm und Kölschbach bereit, „wenn es sich terminlich abbilden lässt“. Interesse und Lust auf das Thema sieht anders aus, sonst würde er seinen Kalender danach ausrichten. Aber wir halten fest: Es geht ja auch bei einer Fastenklinik um Magerkost.