Durch die Corona-Krise blieben viele Betriebe über Wochen geschlossen. Unzählige Arbeiter gingen in Kurzarbeit. So viele wie nicht mal zur Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Doch während viele Unternehmen ihr Arbeitspensum erst wieder hochfahren, waren Handwerker und Schornsteinfeger weiterhin im Einsatz. Ihr Einsatzgebiet: Wohnungen und Häuser – mehrere am Tag. Gerade zu Anfang der Krise hat das bei Kunden und Mitarbeitern zu Unsicherheit geführt. Der SÜDKURIER hat mit einigen Handwerkern gesprochen.
„Es fehlt das Zwischenmenschliche“
Wolfgang Satzger ist selbstständiger Schornsteinfeger und betreut bestimmte Gebiete in Überlingen. „Als das mit Corona angefangen hat, haben wir den Betrieb für eine Woche ausgesetzt“, sagt er. Denn auch er wusste nicht, wie sich die Corona-Pandemie ausbreiten würde. Doch nach dieser Woche ging es bei ihm und seinem Mitarbeiter normal weiter – verändert hat sich für ihn nicht viel. „Ich trage bei der Arbeit einen Mundschutz und schaue, dass der Abstand eingehalten wird“, so Satzger. Doch gerade dadurch fehle ihm das Zwischenmenschliche.
„Vor Corona hat man halt doch auch mal ein kleines Schwätzchen mit den Kunden gehalten, das fällt jetzt weg“, erklärt der Schornsteinfeger. Dass Menschen ablehnend reagiert hätten, als der Schornsteinfeger an der Tür klingelte, habe er noch nicht erlebt. Er sei aber auch schon etliche Jahre für den gleichen Bezirk zuständig und kenne seine Kunden. Manche seien jedoch verwundert, dass auch während der Corona-Krise der Schornsteinfeger komme: „Wie, ihr müsst arbeiten?“ sei eine häufig gestellte Frage.
Manche Termine nur, wenn sie sein müssen
Trotzdem gibt es auch bei Satzger gewisse Einschränkungen: „Ich hatte schon den Fall, dass Kunden auf Covid-19 getestet wurden und noch nicht wussten, wie das Ergebnis ausfällt. Da verschieben wir den Termin lieber um einige Wochen.“ Sich oder andere in Gefahr bringen, will Satzger nämlich nicht. Auch bei älteren Menschen wird ein Termin nur dann vereinbart, wenn er auch unbedingt sein muss. Wenn sonst beispielsweise die Gefahr eines Kaminbrandes besteht.
Allen anderen, bei denen Satzger routinemäßig vorbeischaut, sei sein Besuch willkommen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Besuch des Schornsteinfegers ein kleines Stückchen Normalität ist und sie sich deshalb sogar eher freuen, als ablehnend zu reagieren“, so Satzger.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Edin Malovcic gemacht. Er ist als Handwerker bei Meyer Sanitär und Heizung beschäftigt. Gerade am Anfang der Krise habe er zu jedem Termin einen Mundschutz getragen. „Ich habe nicht gewusst, wie ich mich gegenüber den Kunden verhalten soll oder wie sie auf meinen Besuch reagieren“, gibt er zu. Nicht dringend nötige Termine seien verschoben worden – um unnötige Risiken zu vermeiden. Inzwischen habe sich seine Arbeitsweise aber wieder normalisiert: Einen Mundschutz trägt er nur noch, wenn es vom Kunden explizit verlangt wird. Das sei aber selten der Fall.

Manche achten Abstandsregeln nicht
„Mittlerweile verhalten sich die Kunden als wäre nichts“, sagt Malovcic. Manche müsse er sogar ermahnen, dass sie zu ihrem eigenen Schutz den vorgeschriebenen Abstand einhalten. Dafür hätten sie dann aber Verständnis. Anders sehe das auf Baustellen aus, auf denen er mit Mitarbeitern von anderen Firmen arbeiten muss. „Die anderen interessiert der vorgeschriebene Abstand nicht und wenn man ihnen sagen will, dass sie Abstand halten sollen, verstehen sie dich nicht“, so Malovcic. „Die Leute sehen das alles inzwischen zu locker“, findet der Handwerker. Auch, wenn er nicht genau weiß, was er von den Corona-Bestimmungen halten soll.
Beschaffen von Ersatzteilen schwierig
Probleme gibt es teilweise bei der Beschaffung von Ersatzteilen, weiß Thilo Freisleben, Geschäftsführer von Meyer Sanitär und Heizung. Sie hätten das Glück gehabt, dass die Lager noch voll gewesen seien, als die Corona-Krise begann. Jetzt jedoch seien die Lager nahezu leer und Bestellungen müssten frühzeitig getätigt werden. Auch der Kundenverkehr habe sich minimiert. Zu wirtschaftlichen Folgen führe das bei dem Unternehmen allerdings nicht.
Anders sieht das bei Gerd Manefeld aus. Als Hausverwalter in Frickingen tätig, sei es bei ihm schon vorgekommen, dass Leute Unverständnis zeigten, wenn er einen Handwerker rufen wollte. „Es schwankt dann zwischen dem Wunsch, das Problem beseitigt zu bekommen und der Angst vor einer Ansteckung“, berichtet Manefeld. Deshalb sei es als Hausverwalter seine Aufgabe, auf beide Seiten einzuwirken.
„Ohne Handwerker bleibt vieles kaputt“
Sprich: Den Handwerker darauf aufmerksam zu machen, dass er sich an das Hygiene- und Abstandsgebot hält und dem Mieter zu vermitteln, dass der Handwerker einen Zugang zur Wohnung braucht. Das funktioniere nicht immer und liege zum Teil an der Unsicherheit der Bewohner. Wichtig sei ihm, zu betonen, dass nicht nur Krankenpfleger und Ärzte systemrelevant seien, sondern auch Handwerker und Hausmeister. Denn ohne ihre Arbeit bleibe vieles kaputt.