Anja Kretz trägt Nußdorf im Herzen. Sie kann nicht ohne das Dorf. Sie hat ihre ersten Schritte in dem Ort gemacht und wenn es nach ihr geht, wird sie auch ihre letzten dort machen. Anja Kretz sagt über sich: „Wer mich noch nicht kennt, lernt mich schnell kennen.“ Sie ist bereits in ihrer zweiten Amtszeit und auch abseits der politischen Aufgabe in mehreren Bereichen des Ortslebens involviert.
Tags im Geschäft, abends auf dem See oder im Verein
Für die 56-Jährige ist der Tagesablauf seit vielen Jahren der Gleiche. „Ich arbeite seit 35 Jahren im Elektrogeschäft Kretz, das früher meinem Vater und heute meinem Sohn gehört.“ Abends steht dann die Gassi-Runde mit dem Familienhund an. „Oft habe ich nach der Arbeit noch viel zu tun“, sagt Kretz. Wenn mal keine Sitzungen im Dorf oder Überlingen anstehen, hat die 56-Jährige Musikproben im Dorfverein. „Wenn bei mir mal nichts los sein sollte, dann entspanne ich gerne mit einer Tasse Kräutertee auf der Couch.“

Zumindest ist das im Winter so. Kretz sagt: „Im Sommer sitze ich viel lieber auf unserem Balkon und im Garten.“ Aber nicht nur zu Hause weiß die Ortsvorsteherin, ihre freie Zeit zu nutzen. Wenn das Wetter mitspielt, nutzt sie die Nähe zum See und geht mit ihrem Stand-Up-Paddle-Board aufs Wasser. „Zwei Stunden auf dem Stand-up-Paddel sind wie Urlaub für mich und ich habe Zeit, meine E-Mails auf dem See zu beantworten.“
Ein Leben lang ein Nußdorfer Narr
Auch die Fasnacht spielt in ihrem Leben eine große Rolle. „Ich bin schon mein Leben lang ein Narr“, erzählt Kretz. Bereits in jungen Jahren sei sie von ihren Eltern zu den Nußdorfer Schnecken mitgenommen worden. Eine Tradition, die bis heute hält. Ihre beiden Kindern wissen, was es heißt, eine Schnecke zu sein. „Mein Sohn und meine Tochter waren und sind lange Zeit bei den Schnecken aktiv gewesen.“ Während ihr Sohn mittlerweile als Zuschauer und gelegentlich als Helfer agiert, ist ihre Tochter in der Garde aktiv.
Bei einer Generation ist bei der Familie Kretz nicht Schluss. Nicht nur ihre Eltern, ihr Mann und ihre Kinder sind Schnecken, auch die Schwiegertochter und die Enkel laufen mit. „Unsere Familie besteht aus vier Generationen Nußdorfer Schnecken und darauf bin ich stolz“, sagt Kretz. Sie selbst hofft noch lange im Narrenverein aktiv sein zu können, schließlich sei der Kontakt mit den ganzen Menschen im Verein zu schön.
Ortsvorsteherin Kretz liebt den starken Dorfzusammenhalt
„Der Dorfzusammenhalt ist klasse“, sagt die Ortsvorsteherin. In Nußdorf kenne sich jeder und jeder spreche auch gerne mit jedem, so Kretz. Das sei für sie auch das Besondere an dem Ortsteil. „Die letzten fünf Jahre als Ortsvorsteherin waren genial, die Zusammenarbeit im Ortschaftsrat ist einfach toll.“ Stand jetzt könne sich die 56-Jährige auch vorstellen, in eine weitere Amtszeit zu gehen. „Es ist meine Heimat und ich treffe so tolle Leute im Dorf“, sagt Kretz.
Das merkt man auch auf dem Weg zum Foto-Ort. Gleich mehrere Gruppen von Menschen begrüßen die Ortsvorsteherin auf den rund 100 Metern von der Bäckerei im Ort zum Ortschaftsbrunnen vor dem Dorfgemeinschaftshaus. Das gefällt auch Kretz. „Die Menschen kommen auf einen zu, wenn es Probleme gibt.“ Man sei in ständigem Kontakt mit jedem, etwas Besseres könne sie nicht vorstellen.
Das wünscht sich Anja Kretz für Nußdorf
Weil sie mit den Dorfbewohnern in engem Austausch steht, weiß die 56-Jährige, was das Dorf beschäftigt. „Ich will die Dorfmitte beruhigen und verschönern“, erklärt sie. Aufgrund von einer Baustelle wird der Verkehr der Bundesstraße 31 durch ihr Dorf geleitet. Das erhöht das Verkehrsaufkommen in der Dorfmitte.
Dieses Verkehrsaufkommen beruhigt sich erst, wenn die Baustelle weg ist. Auch, weil der Verkehr nach Ansicht von Kretz ohnehin zu schnell ist. Doch während auf der Bundesstraße Tempo 100 gilt, gilt in der Dorfmitte Tempo 50. Kretz ist auch noch das zu viel: „Wir haben viele Kinder im Dorf, ich will schaffen, dass die Kinder sicher an der Straße sind.“ Aber nicht alle Vorhaben sind umsetzbar für die Ortsvorsteherin. „Ich würde gerne bezahlbaren Wohnraum für junge Leute schaffen, leider gibt es hier keine städtischen Grundstücke mehr.“
Mit aber ohne Überlingen
Nußdorf ist nicht nur der größte Teilort, er liegt auch am nächsten an Überlingen dran. „Wir sind stark mit Überlingen verbunden, früher als Kind bin ich nach der Schule, sobald ich zu Hause war, nach Überlingen gefahren“, erzählt Kretz schmunzelnd. Dennoch ist ihr Nußdorf wichtiger als Überlingen. Die Verbundenheit im Dorf sei viel stärker.