Die SPD präsentiert als erste Partei in Überlingen ihre Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl im Juni. Die Liste ist mit der maximalen Zahl an 26 Personen gefüllt, entsprechend der insgesamt zu vergebenden Sitze im Gemeinderat. Darunter sind neun Frauen, was einem Anteil von 34 Prozent entspricht. Jüngster Kandidat ist der 22-jährige Jan Stüble. Er studiert Umwelttechnik. „Ich lege viel Wert auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Ich bin sehr jung, aber vielleicht deswegen wichtig.“
Die Liste wird angeführt von Kirsten Stüble, der Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, und ihrem Co-Vorsitzenden Christian Gospodarek. Zu den Kandidatinnen zählen Studien- oder Schulrätinnen, beziehungsweise Lehrerinnen (Mergenthaler-Walter, Rösner, Sinha, Haarbach, Dingler), ein pensionierter Betriebsratsvorsitzender (Hüve), Fachleute am Bau (Wilkendorf, Stamm-Teske), ein Arzt (Röver), Kandidaten aus sozialen Berufen wie dem früheren Leiter der städtischen Alten- und Pflegeheime (Schaub), der Wirtschaft und dem Ingenieurwesen.

In der zu Ende gehenden Legislaturperiode war die SPD im Gemeinderat mit drei Sitzen vertreten, in Person von Udo Pursche, Michael (senior) Wilkendorf und seinem Sohn Manuel Wilkendorf. Pursche und Wilkendorf junior treten nicht mehr an, womit die SPD vor einem Generationswechsel steht.
Motivation: Jetzt Farbe bekennen
Einige Kandidaten, wie beispielsweise Josef Wesle, Netzwerktechniker aus dem Teilort Deisendorf, begründeten ihre Kandidatur mit der aktuellen politischen Stimmung. Bislang sei er noch kein Mitglied der SPD. „Was nicht ist, kann ja noch werden. Jetzt ist es Zeit, Farbe zu bekennen.“
Kirsten Stüble warb bei ihrer Begrüßung zur Nominierungsversammlung dafür, einen Gemeinderat zu formen, „in dem die besten Argumente zählen, und nicht die Lautstärke entscheidend ist“. Überlingen habe großes Potenzial, die Infrastruktur sei „zum Teil sehr gut, der Freizeitwert ist enorm hoch“, zudem könne die Stadt auf ein hohes ehrenamtliches Engagement bauen. Als „Daueraufgabe“ betrachtet sie die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, vor allem für junge Familien, was wiederum dem Fachkräftemangel entgegenwirke.
Doppelspitze Stüble/Gospodarek
Kirsten Stüble ist 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Sie übernahm das Bekleidungsgeschäft ihrer Mutter Mönkemeyer, kennt sich also mit den Belangen im Einzelhandel aus. Stüble ist Physiotherapeutin, zudem studierte sie Politik und Soziologie. Ihre Bachelorarbeit handelt von der Wohnungspolitik. Seit zwei Jahren ist sie Co-Vorsitzende im SPD-Ortsverein, gemeinsam mit Christian Gospodarek, der auf Platz zwei der SPD-Liste steht.
Christian Gospodarek ist 46 Jahre alt, verheiratet, hat einen erwachsenen Stiefsohn, lebt im Teilort Nesselwangen. „Als drängendstes Thema betrachte ich die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum“, sagte er in der Nominierungsversammlung am Donnerstag. „Hier sehe ich uns als Kommune in der Pflicht mitzuwirken, wir dürfen das Thema nicht den freien Kräften des Marktes überlassen.“ Er sehe sich als Vereinsmensch auch als Vertreter der Vereine und als Bewohner Nesselwangens habe er die Teilorte im Blick. Gospodarek: „Ich habe Lust auf die Arbeit im Gemeinderat.“
Erfahrung in Bildungsfragen
Brigitte Mergenthaler-Walter steht auf Platz drei der Kandidatenliste. Die 66-Jährige ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, sie lebt seit 1987 in Überlingen und zählt zu den Gründerinnen des Mütter-Väter-Kinder-Treffs in der Seeschule, woraus später das Kunkelhaus geworden ist. Aufgewachsen in Waiblingen als Tochter eines Konditors, in dessen Bäckerei sie teils die Buchhaltung führte, studierte sie Chemie und Biologie auf Lehramt, war in der Schule Schloss Salem zunächst als Lehrerin tätig, bis zu ihrer Pensionierung trug sie in dem Internat als Geschäftsführerin und Studienleiterin Verantwortung.
Dritte Frau auf der SPD-Liste ist Sabine Rösner: 67 Jahre, Sonderpädagogin, pensionierte Schulleiterin und Schulrätin, zuletzt im Staatlichen Schulamt Donaueschingen. Seit zehn Jahren lebt sie in Überlingen, in früheren Jahren war sie bereits Mitglied im Gemeinderat von Marbach. „Meine Erfahrungen in der Schulentwicklung, in Bildungsfragen, und meine Erfahrung mit Randgruppen möchte ich hier gerne einbringen.“
Nach 15 Jahren erneute Kandidatur
Erfahrungen in der Ratsarbeit bringt neben Michael Wilkendorf (Platz 9) auch die auf Platz 14 kandidierende pensionierte Lehrerin und Schulrektorin Angelika Haarbach mit. Die frühere SPD-Ortsvorsitzende saß von 1989 bis 1994 und von 1994 bis 1999 im Überlinger Ratsgremium und brachte aus dieser Zeit die Wahlprogramme mit. „Sie ähneln sich.“ Ob Wohnungs- oder Verkehrspolitik, der Bau von Kindergärten und Schulen: „Vieles davon ist bis heute noch nicht erledigt, da sagte ich mir, ich muss mal wieder kandidieren.“
Betriebsrats-Chef bei Diehl
Andreas Hüve lebt seit 1980 in Überlingen, ist verheiratet und hat drei Söhne. 40 Jahre lang war er bei Diehl beschäftigt, von Haus aus Ingenieur, war er als freigestellter Betriebsratsvorsitzender für die Belange der Belegschaft verantwortlich und habe dabei „Demokratie live miterlebt“. Hüve ist Sprecher der lokalen Gruppe bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Als Westfale habe er einen gewissen „Migrationshintergrund“. Hüve: „Ich kenne mich aus mit der Problematik, in eine fremde Gegend zu komme“. Es mache keinen großen Unterschied, „ob ich aus Somalia oder aus Dortmund komme“.