Spätestens als das neue Konzept für eine dichtere Bebauung im geplanten Quartier „Südlich Härlen“ beschlossen wurde, zeigte sich konkret, dass das beim künftigen Pflegezentrum bislang vorgesehene stationäre Hospiz einen anderen Standort bekommen könnte. Auslöser für die neuen Überlegungen war die geänderte Planung allerdings nicht unbedingt.
Beteiligte Einrichtungen diskutieren seit gut einem Jahr intensiv
Denn schon seit gut einem Jahr liegt eine komplette Konzeption für den Bau und Betrieb eines stationären Hospizes für die Region Überlingen/Linzgau auf dem Tisch und wird von den beteiligten Einrichtungen intensiv diskutiert. Dazu gehören neben der Caritas und der Diakonie als mögliche Träger insbesondere die Hospizgruppen Überlingen und Salem sowie die Ernie-Schmitt-Stiftung und der Rotary-Club.
Mögliche Standorte sind „Südlich Härlen“, Susokirche und Owingen
Hier wurden zunächst der Bedarf und die Voraussetzungen in der Region sondiert und die Chancen auf eine Umsetzung samt Finanzierung abgeklopft. In der Konzeption stellten die Beteiligten drei mögliche Standorte für das stationäre Hospiz gegenüber und betrachteten neben Härlen auch das Areal der Susokirche und ein Grundstück in Owingen.

Fazit: Projekt wäre in Owingen am schnellsten zu realisieren
„Am ursprünglich vorgesehenen Standort ‚Südlich Härlen‘ in Überlingen ist das Projekt in den nächsten Jahren aus verschiedenen Gründen nicht zu realisieren“, lautete das erste Fazit der Standortprüfung. Auf dem kircheneigenen Grundstück St. Suso in Überlingen sei eine zeitnahe Umsetzung ebenso nicht realistisch, heißt es hier weiter und: „Am schnellsten zu realisieren ist das Projekt in Owingen, in direkter Nachbarschaft zur Kirche St. Peter und Paul.“ Das Gelände sei angemessen groß, nicht bebaut und flach.

Caritas und Diakonisches Werk favorisieren schnelle Umsetzung in Owingen
Da erstaunt es kaum, dass sich Geschäftsführerin Petra Demmer von der Caritas und ihr Kollege Gerhard Hoffmann vom Diakonischen Werk schnell mit dem möglichen Standort Owingen anfreundeten. Lieber wollen sie in zwei Jahren ein Angebot in Owingen machen können als erst in zehn Jahren am Überlinger Standort. Darin sind sich beide völlig einig. Denn noch ist der Bebauungsplan für Überlingen nicht beschlossen, geschweige denn der erste Bauabschnitt des Pflegezentrums, als dessen dritter Teil das stationäre Hospiz bisher vorgesehen war. Auf der anderen Seite ist der Überlinger Gemeinderat offiziell noch nicht vom Standort in Härlen abgerückt.

Hospizgruppe Überlingen nach langer Skepsis ebenfalls für Owingen
Lange Zeit sei die Hospizgruppe Überlingen skeptisch gegenüber einem anderen Standort gewesen, räumt deren Vorsitzender Willi Rinderer offen ein. Doch nach reiflichen Überlegungen sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass die Zeitschiene der möglichen Realisierung tatsächlich für Owingen spreche – und wenig dagegen. Zumal der Rotary-Club schon einen ersten Entwurf für die Bebauung erarbeitet hat.
Ernie-Schmitt-Stiftung hat stationäres Hospiz in Überlingen und Umgebung zum Ziel
Noch nicht so recht anfreunden mit der Alternative kann sich die Ernie-Schmitt-Hospizstiftung, die seit fast zehn Jahren Spenden für die Hospizarbeit sammelt und ihre Mittel in ein stationäres Angebot einbringen will. Stifterin Ernie Schmitt hatte das Thema damals angestoßen und stets am Köcheln gehalten. „Ich fürchte mich nicht vor dem Sterben“, formulierte sie, „aber vor Schmerzen und einem unwürdigen Tod.“ Als Zweck nennt die Stiftung die Unterstützung der Hospizarbeit und Hospizbewegung, insbesondere der Hospizgruppe Überlingen. Ihr erklärtes Ziel ist es, ein stationäres Hospiz für Überlingen und Umgebung zu errichten.
Bessere Infrastruktur spräche für Überlingen
Die Ernie-Schmitt-Hospizstiftung sehe nach wie vor in Überlingen den optimalen Platz, sagt die Vorstandsvorsitzende Marion Freund. „Wir sind hier in einer echten Zwickmühle.“ Der Standort Owingen habe aus ihrer Sicht einige Nachteile. Dazu gehöre die Größe des Grundstücks und die Umgebung. „In Überlingen hätten wir eine bessere Infrastruktur“, sagt Freund. Zudem sei auch in Owingen noch nicht alles geklärt.
Grundstück in Owingen gehört zur katholischen Kirche
In der Tat gibt es noch einige offene Fragen und Entscheidungsbedarf auf verschiedenen Ebenen. So war Münsterpfarrer Bernd Walter unter anderem aus diesem Grund erst vor kurzem bei der Erzdiözese in Freiburg, da das Grundstück zu der so genannten Pfarrpfründe gehöre. Entscheidend sei allerdings die Zustimmung des Stiftungsrats der katholischen Kirchengemeinde, der am 13. Juli wieder tage und darüber befinden müsse.

Gemeinderat Owingen verschob Entscheidung am 1. Juni
Dann bedarf es auch noch der Zustimmung des Owinger Gemeinderats. Der hätte ursprünglich schon am 1. Juni in einer nicht öffentlichen Sitzung informiert und dazu gehört werden sollen. „Aus baurechtlicher Sicht waren noch einige Fragen offen“, sagt Owingens Bürgermeister Henrik Wengert. Deshalb habe er die Sitzung damals abgesagt und seitdem von den Beteiligten auch nichts mehr gehört.

Stadt Überlingen kann Trägerschaft nicht übernehmen
„Wann das Pflegezentrum fertig ist, kann ich bis heute nicht sagen“, erklärt Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler auf Nachfrage. „Und wenn die erhebliche Mehrheit aller Beteiligten einen Standort favorisiert, den man schnell umsetzen kann, dann frage ich mich, was gegen diesen Standort sprechen könnte.“ Vom Landkreis Ludwigsburg sei das Hospiz beispielsweise in Bietigheim-Bissingen angesiedelt. Die Stadt selbst könne nicht die Trägerschaft übernehmen, betont Zeitler. „Doch wenn so eine Einrichtung von Dritten betrieben werden sollte, fände ich es schon schön, wenn es innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft ist.“