Die Sommerferien sind zu Ende und noch immer brodelt es hinter den Kulissen der Überlinger Schulen. Denn die Stadtverwaltung hatte eine Debatte angestoßen: Im Rahmen des Schulentwicklungsplans soll die Realschule von aktuell vier auf drei Klassen pro Jahrgang verkleinert werden. Würde dieses Vorhaben umgesetzt, hätten besonders auswärtige Schüler das Nachsehen – und müssten im Zweifel auf umliegende Schulen, beispielsweise in Salem, ausweichen.
Für die Abgeordneten aus dem Bodenseekreis wäre dieses Szenario mit keinen Vorteilen verbunden, wie sie gegenüber dem SÜDKURIER betonen. Sowohl Klaus Hoher, Landtagsabgeordneter FDP, als auch Volker Mayer-Lay, Bundestagsabgeordneter CDU/CSU, positionieren sich deutlich gegen eine Verkleinerung der Überlinger Realschule. Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, besteht auf eine gemeinsame Lösung der Stadt Überlingen mit den Umlandgemeinden.
Hoher: Anmeldezahlen der Realschule zeigen Bedarf
Hoher bekräftigt beispielsweise, dass die Realschule in einem dreigliedrigen Schulsystem mit Werkreal-, Realschule und Gymnasium eine entscheidende Rolle spielt. „Kein Abschluss ohne Anschluss. Keine Schulart verkörpert diesen Ansatz so stark wie unsere Realschulen“, sagt Hoher. „Eltern und Schüler entscheiden sich sehr gerne für die Realschulen. Nicht umsonst hat die Realschule Überlingen seit Jahren eine Vierzügigkeit.“

Neben der Kritik an der angestrebten Verkleinerung der Realschule geht der Freidemokrat sogar noch weiter – und kritisiert ganz grundsätzlich den Schulentwicklungsplan. „Das Kultusministerium hat es immer noch nicht verstanden, dass es mit der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems einen kausalen Zusammenhang im Länder-Pisa-Ranking gibt“, sagt Hoher.
Während Baden-Württemberg beim alten Schulsystem immer vorderste Plätze belegt habe, liege das Land nun mit der flächendeckenden Einführung der Gemeinschaftsschule auf den letzten Rängen. „Ich bin kein Gegner von Gemeinschaftsschulen. Da wo sie sinnvoll sind, kann man sie einrichten, aber nicht immer zulasten der Realschulen.“
„Eltern und Schüler entscheiden sich gerne für Realschulen. Nicht umsonst hat die Realschule Überlingen seit Jahren eine Vierzügigkeit.“Klaus Hoher, Landtagsabgeordneter der FDP
Deswegen halte Hoher die Verkleinerung der Überlinger Realschule zugunsten der Einführung einer Gemeinschaftsschule für grundlegend falsch. „Zum einen ist die Schule zur Aufnahme von zwei Schularten räumlich, pädagogisch und organisatorisch gar nicht ausgelegt, zum Zweiten hat ja die Wiestor-Gemeinschaftsschule bereits betont, kein Interesse an Räumlichkeiten der Realschule zu haben“, erläutert Hoher.
Der Abgeordnete plädiert statt einer Verkleinerung für eine Klärung der finanziellen Zukunft der Realschule mit den Umlandgemeinden. „Die Landesregierung muss einen Schlussstrich ziehen und diese ideologischen Experimente beenden, bevor unser Bildungssystem noch vollends an die Wand gefahren wird. Dafür werde ich mich weiterhin einsetzen.“
Mayer-Lay: Vielfältiges Schulangebot ist wichtig
Auch für den CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mayer-Lay sprechen keinerlei Vorteile für eine Verkleinerung der Realschule. Überlingen ist aus Sicht des Politikers der zentrale Schulstandort im westlichen Bodenseekreis. Die Stadt sollte daher, so Mayer-Lay, über ein möglichst funktionierendes und vielfältiges Schulangebot verfügen, das auch davon lebt, dass Schüler von auswärts in die Stadt kommen.

Der Bundestagsabgeordnete hat diesbezüglich eine klare Meinung – obwohl er betont, dass das Thema Schule ein Landesthema sei und kein Bundesthema.“ Es geht letztendlich um die freie Schulwahl“, betont Mayer-Lay. Außerdem sollten möglichst kurze Wege zur Schule eine Rolle spielen. Der Politiker bringt es auf den Punkt: „Auswärtige nicht raus!“
„Es geht letztendlich um die freie Schulwahl.“Volker Mayer-Lay, Bundestagsabgeordneter CDU
Hahn: Gemeinsam finanzielle Lösung finden
Anders als seine Politikerkollegen Hoher und Mayer-Lay gibt Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, keine konkrete Meinung zur Überlinger Schuldebatte ab. Nur so viel: Ihm sei es wichtig, dass die Stadt Überlingen und die Umlandkommunen miteinander reden und gemeinsam „eine für alle gute Lösung“ finden.

Hahn erklärt, dass die Pauschale, die es für öffentliche Schulträger pro Schüler vom Land gibt, nicht mehr kostendeckend sei. Da es in Überlingen einen großen Anteil an auswärtigen Schülern gebe, sollten sich die umliegenden Kommunen an einer Lösung beteiligen – „um die einseitige Belastung abzufedern, die Überlingen im Moment alleine trägt.“