Überlingen Mit der „Misatango“ des argentinischen Komponisten Martin Palmeri verwirklichten der Madrigalchor Überlingen zusammen mit dem Chor der Landesregierung Düsseldorf ein außergewöhnliches Erlebnis zwischen Andacht und Leidenschaft.
Mit über 60 Singenden boten beide Chöre eine mitreißende Verbindung von Kirchenmusik und dem Tango Nuevo. Ein Tango-Ensemble in der Besetzung von Violinen (Jelena Nerdinger, Klaus Nerdinger), Viola (Susanne Sigg), Violoncello (Mario de Secondi), Kontrabass (Daniel Bruder), Klavier (Elena Orlova) und Bandoneon (Norbert Kotzan) begleitete die Chöre unter der Leitung von Thomas Gabrisch (Düsseldorf) und Thomas Braun (Überlingen). Den Solopart der Mezzosopranistin übernahm Sabine Schneider aus Düsseldorf.
Als opulente Einführung bot der Überlinger Chor Bearbeitungen eines spanischen Volksliedes und mehrere Gesänge aus dem Canta Brasil. Der Düsseldorfer Chor ergänzte mit zwei religiösen Liedern aus einem Magnificat für Sopran und Chor. Die Misatango bildete den Abschluss und Höhepunkt des Abends. Martin Palmieri, geboren 1965, komponierte seine „Misatango“, offiziell „Misa a Buenos Aires“ zwischen September 1995 und April 1996.
Die Einzigartigkeit der „Misatango“ beruht auf der Verschmelzung der traditionellen Messe mit der rhythmischen und emotionalen Tiefe des Tangos. Palmieri bewältigt diesen Ansatz, indem der Chor in lateinischer Sprache mit Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei dem klassischen Aufbau der katholischen Liturgie folgt, wobei er sich an der kirchenmusikalischen Tradition orientiert. So beginnt und endet das Werk mit Fugen im „Kyrie“ und im „Agnus Dei“. Andererseits ergänzte Palmieri das „Sanctus“ und das „Agnus Dei“ mit Tango-Elementen.
Kulturell war es Martin Palmieri überaus wichtig, die „Misatango“ auch für Nicht-Christen zu öffnen. Deshalb kürzte er den Text möglichst um den Namen Christus und um allzu Katholisches, wie etwa beim Credo.
Zwischen den liturgischen Einheiten verknüpfte die Ensemblebegleitung die Andacht der Messgesänge mit der Sinnlichkeit und Leidenschaft des Tango Argentino. Geradezu aufwühlend erinnerte die Überlinger Aufführung melodisch und rhythmisch an den „Tango Nuevo“ und dessen Vorbild Astor Piazzolla. Die voll besetzte Aula des Campus Salem dankte mit lang anhaltendem Beifall.