Überlingen „Ich wusste, dass Du das sagst!“, entfährt es Lore. Sie ist mit Harry seit über 30 Jahren verheiratet und erahnte bereits dessen Reaktion auf die Einladung der gemeinsamen Tochter. Sie will zur dritten Hochzeit ihrer Tochter fahren, er lehnt das ab. An dem Thema arbeiten sich die beiden, verkörpert von Jutta Klawuhn und Bernd Wengert, in dem Schauspiel „Alte Liebe“ von Elke Heidenreich ab. Dabei kommt manches aus der gemeinsamen Vergangenheit zutage. Gespickt wird das Ganze mit den Routinen langjähriger Partnerschaften. Lore: „Wo ist der Autoschlüssel?“, Harry: „Da wo er immer ist!“. Die Zuschauer im voll besetzten Theater am Kuhstall passen augenscheinlich vom Alter und Familienstand perfekt zur Thematik und haben viel Spaß an den verbalen Scharmützeln.
Harry ist Rentner, spielt Golf und verbringt die meiste Zeit in seinem Garten. Lore kann nicht ohne ihre Bücher leben und arbeitet immer noch in der Bibliothek, wo sie vor allem Lesungen organisiert. Weil er sich weigert, sie dahin zu begleiten, findet Lore, er sei der langweiligste Mann, den sie kennt. Dabei verliert auch sie langsam die Lust, vor allem an den anschließenden Essen mit den Autoren. „Ich kann nicht mehr stundenlang in Kneipen sitzen und das Ego berühmter Männer bewundern“, räumt sie ehrlicherweise ein.
Die Protagonisten wenden sich immer wieder an das Publikum und bieten Einblicke in ihr Seelenleben. Er war nicht immer treu, ist mit seinem Garten, der Zeitung und einem Bier zufrieden. Sie hadert mit dem Älterwerden, fühlt sich als würde sie auf einem Berg von Trümmern sitzen und langsam abrutschen. Dann lenkt Harry ein und die beiden fahren zur Tochter. Bei der Ablehnung des Schwiegersohns und seiner Familie überwiegen wieder die Gemeinsamkeiten. Die beiden kriegen noch einmal die Kurve, aber es kommt dann doch anders.
Das muss das Publikum erst einmal verarbeiten. Der hochverdiente, begeisterte Applaus für das facettenreiche und mit viel Witz verkörperte Stück setzte mit etwas Verzögerung ein.