Alles begann mit einem langen Bohrer. Doch was so schön klingen würde, stimmt nicht ganz. Denn der Überlinger Gemeinderat hatte den Bau der Bodenseetherme längst beschlossen (im Februar 2000) und den folgenden Bürgerentscheid trotz Mehrheit der Gegner (hauptsächlich des Standorts) knapp überstanden, als erst im Februar 2001 nach weiteren kontroversen Diskussionen der Bohrbeschluss für die Thermalwassersuche fiel.

Die Bedenkenträger – vom neu gegründeten Verein Bürgersinn organisiert – hatten am 23. Juli 2000 zwar die Mehrheit der Stimmen bekommen, das damals erforderliche Quorum von 30 Prozent aller wahlberechtigten Bürger mit 27,5 Prozent jedoch nicht ganz erreicht. Unter den heute geltenden veränderten Bedingungen – mindestens 25 Prozent müssen ein Anliegen vertreten und die Mehrheit sein – gäbe es die Bodenseetherme vielleicht gar nicht.

Gegner wehrten sich gegen den Standort

Zumindest nicht mit dem privilegierten Standortvorteil am Seeufer. Denn vor allem die Lage war ein Kritikpunkt vieler Gegner. Doch gerade das scheint das Spaßbad für Besucher aus nah und fern so attraktiv zu machen und damit Grundlage für die Erfolgsgeschichte zu sein, die mit dem Spatenstich am 5. November 2001 begann.

Dass es vielen Überlingern in der Bauphase gar nicht schnell genug gehen konnte, zeigte ein Tag der offenen Baustelle im Mai 2003, als die Bürgerinnen und Bürger den Rohbau stürmten und sich an einem Wochenende Gutscheine im Wert von mehr als 100.000 Euro sicherten.

Schon an der Planung des Münchener Architekten war Bäderpapst Rudolf Wienands beteiligt. Betreiber des Bades ist die Aquaparkmanagement GmbH, die heute von Philipp Quell geleitet wird. Geburtshelfer und erster Betriebsleiter war der zum Überlinger gewordene Andreas Schauer, mit dem inzwischen weitere Bäder in der Republik das Licht der Welt erblickten – vom Brandenburg bis Lindau. Schauer verließ die Bodenseetherme relativ schnell, nicht jedoch die Stadt. Auf ihn folgten Oliver Sternagel, Peter Koop und seit 1. Januar 2024 Max Sandreuther.

Im Mai 2003 erläutert Andreas Schauer, der erste Betriebsleiter der Bodenseetherme den Bürgern bei einer Baustellenbesichtigung das ...
Im Mai 2003 erläutert Andreas Schauer, der erste Betriebsleiter der Bodenseetherme den Bürgern bei einer Baustellenbesichtigung das werdende Bad. | Bild: Hanspeter Walter

Zur Eröffnung kam der damalige Ministerpräsident

Offiziell eröffnet worden war die Bodenseetherme am 30. Oktober 2003 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Dass die Überlinger Wellnessoase damals einige Monate nach der Meersburger Konkurrenz an den Start gehen konnte, war kein Beinbruch und ist längst vergessen. Umso mehr, als ihr die finanziellen Nöte des Bades in der Burgenstadt, ein Betreiberwechsel und längere Umbauten erspart geblieben waren. Durch eine weitsichtige Weiterentwicklung und einen Ausbau insbesondere der Saunalandschaft bewahrte die Bodenseetherme ihre Attraktivität bis heute. Jährlich investiert die Bodenseetherme beträchtliche Summen in die Revision der Anlage und damit den Erhalt beziehungsweise die stete Verbesserung des Qualitätsstandards.

Qualität, Preise und Besucherzahlen stiegen kontinuierlich

Binnen kurzer Zeit waren die Besucherzahlen von 324.000 im ersten Jahr über 333.000 auf mehr 350.000 Badegäste im Jahr 2006 geklettert. Mit diesen Zahlen stieg der Qualitätsanspruch auf Fünf-Sterne-Niveau (2006) und auch die Eintrittspreise. Heute kosten 90 Minuten für Spätschwimmer von 20 bis 21.30¦Uhr vom Montag bis Donnerstag 11 Euro und ein ganzer Wellnesstag mit allem Drum und Dran 42 Euro.

Auf der Baustelle der Bodenseetherme im Juli 2002: Andreas Schauer mit dem damaligen OB Volkmar Weber und Architekt Rudolf Wienands (von ...
Auf der Baustelle der Bodenseetherme im Juli 2002: Andreas Schauer mit dem damaligen OB Volkmar Weber und Architekt Rudolf Wienands (von links). | Bild: Hanspeter Walter

Nach der Corona-Pandemie folgt die Rückkehr zur alten Stärke

Der absolute Besucherrekord wurde 2008 mit 356.474 Besuchern registriert. Den größten Durchhänger gab es in den Jahren 2020 und 2021 während der Corona-Pandemie. An insgesamt 325 Tagen musste die Bodenseetherme in diesen beiden Jahren geschlossen bleiben und so kamen am Ende nur 113.031 (2020) und 104.251 (2021) Badende zusammen. Inzwischen sind die Zahlen wieder kontinuierlich angestiegen, über 217.514 und 253.525 auf zuletzt 283.736 Besucherinnen und Besucher im Vorjahr. Für die wirtschaftliche Bilanz noch wichtiger ist allerdings die Summe, die Badenden pro Kopf insgesamt ausgeben – und diese stieg von 8,74 Euro im ersten kompletten Betriebsjahr 2004 auf zuletzt 23,01 Euro im Jahr 2024.

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Thermalwasser aus 700 Meter Tiefe

Das Thermalwasser sprudelt aus rund 700 Meter Tiefe bis heute mit einer Menge von 4,25 Litern pro Sekunde an die Oberfläche und hat am Förderkopf eine Temperatur von 36,8 °C. Pro Tag summiert sich dies auf gut 367 Kubikmeter. Es wird in allen Warmwasserbecken der Therme verwendet und ist ein fluoridhaltiges Natrium-Hydrogencarbonat-Chlorid-Thermalwasser.

Trotz des körperwarmen Zuflusses steht die Wellnessoase in der aktuellen Treibhausbilanz bei den kommunalen Einrichtungen, die insgesamt nur einige Prozent in der Stadt ausmachen, neben dem Gymnasium an der Spitze. Tatsächlich belaufen sich die Energiekosten für Strom, Gas und Wärme auch auf rund eine Million Euro.

So soll das Besucherverhalten gesteuert werden

Wobei die Energiespezialisten bereits vor Baubeginn über Strom- und Wärmebedarf nachgedacht hatten und Photovoltaik auf Dach und Fassade damals im Verbund mit effizienten Wärmepumpen in Erwägung gezogen hatten. Die Sorge um einen Verlust an Ästhetik behielt allerdings die Oberhand. Inzwischen ist dafür auf dem Dach des 2019 Thermenparkhauses eine PV-Anlage installiert, die die Bodenseetherme mit Strom versorgt.

Schon jetzt lässt sich auf der Homepage der Bodenseetherme die aktuelle Auslastung zum Abfragezeitpunkt ablesen. Bis Ende dieses Jahres will die Bodenseetherme ein dynamisches Preissystem einführen, sagt Geschäftsführer Jürgen Jankowiak von den Stadtwerken Überlingen SWÜ. Mit diesem Konzept will man künftig versuchen, das Besucherverhalten stärker zu steuern und die Spitzen zu glätten. Wer dann auf schlecht frequentierte Zeitfenster ausweicht, kann etwas Geld sparen.