So viele junge Leute gibt es selten bei einem offiziellen Termin im historischen Ratssaal. Zur Verkündung des Ergebnisses der Jugendgemeinderatswahl sind neben den Kandidaten zum Teil auch deren Familienmitglieder und Freunde erschienen. Dazu haben einige Gemeinderäte auf den Bänken Platz genommen. Den Vorsitz hat Oberbürgermeister Zeitler inne, neben ihm sitzt Maximilian Matern, der noch amtierende Vorsitzende des Jugendgemeinderats (JGR).
Wahlbeteiligung verdreifacht – Zeitler sieht trotzdem „Luft nach oben“
Die Kandidaten am Ratstisch warten gespannt auf das Ergebnis, doch Jan Zeitler macht es spannend. Er verweist auf die konstituierende Sitzung des Gremiums, die bereits für den 29. April angesetzt ist. „Damit wird der Jugendgemeinderat schneller im Amt sein, als die Bundesregierung“, stellt Zeitler fest. Er betont die Werbemaßnahmen, mit denen das Jugendreferat und Mitarbeiter der Stadt auf die Wahl aufmerksam gemacht haben. Dazu lobt er die „tollen Kandidatenvideos“ und empfiehlt sie den anwesenden Stadträten, um zu erfahren „was die Jugendlichen umtreibt“.

Dann verliest Zeitler die Zahlen, auf die alle warten. Wie bei jeder offiziellen kommunalen Abstimmung hat diese der Wahlausschuss der Stadt geprüft. Von den 2094 Wahlberechtigten haben 21 Prozent von ihrem demokratischen Recht Gebrauch gemacht. „Das sind dreimal so viele wie bei der letzten Wahl“, freut sich der OB. Vor zwei Jahren konnte die Wahl erst im zweiten Anlauf stattfinden, weil sich beim ersten Versuch zu wenige Kandidaten aufstellen ließen. Die Wahlbeteiligung lag dann bei 7,6 Prozent. Zeitler räumt ein, dass es noch „Luft nach oben gebe“, aber die Erleichterung über das Ergebnis ist ihm anzuhören.

Wahl sorgt für Novum im Gremium
Für die elf Sitze im Gremium hatten sich 16 Jugendliche, neun Kandidatinnen und sieben Kandidaten, im Alter von 13 bis 19 Jahre beworben. Abstimmen konnten alle Jugendlichen mit Wohnsitz Überlingen sowie diejenigen, die hier eine Schule besuchen. Die meisten Stimmen (565) erhielt Robin Jung, mit 19 Jahren der älteste Bewerber.
Er besucht wie Maximilian Allgaier, 18 Jahre alt, der das zweitbeste Ergebnis für sich verbuchen kann, die Constantin-Vanotti Schule.
Auf den dritten Rang, gemessen an der Zahl der Stimmen, kommt Anna Schwyzer. Zusammen mit Alexander Matey ist sie eine von zwei neuen Räten, die die Schule Schloss Salem besuchen.
Das ist ein Novum im Gremium. Beide hatten bei der Vorstellung in der Aula des Gymnasiums vor zwei Wochen betont, die Kontakte zwischen den Überlinger und Salemer Schulen verbessern zu wollen.
Mit Ella Feger und Lukeria Kaykow haben zwei Schülerinnen der Freien Waldorfschule den Wiedereinzug ins Gremium geschafft.
Die beiden haben sich in der vergangenen Legislaturperiode maßgeblich für die Organisation einiger Veranstaltungen, wie das Beach-Volleyball-Turnier im Ostbad oder den Tanzball in der Kunstakademie, eingebracht. Ihre Erfahrungen könnten beim Start mit neun Neuen hilfreich sein.
Und wie lernen sie jetzt, wie Jugendgemeinderat geht?
Vier der neu gewählten jungen Räte besuchen das Gymnasium Überlingen. Darunter auch Schülersprecher Marius Sellerbeck.
Damit sind in diesem Gremium keine Jugendlichen der Realschule, der Wiestorschule oder der Franz-Sales-Wocheler Schule vertreten. Den Kontakt zu den Jugendlichen dort zu halten, wird eine der Herausforderungen sein. Wie ihre Vorgänger werden die neuen Jugendgemeinderäte im Rahmen einer Klausurtagung die Gelegenheit bekommen, sich gegenseitig kennenzulernen.
Dazu lernen sie an dem Wochenende, wie Kommunal-Politik funktioniert, wer ihre Ansprechpartner sind und welche Rechte und Pflichten mit dem Amt verbunden sind. So können die gewählten Vertreter der Jugendlichen zum Beispiel im Ausschuss Bildung, Kultur und Soziales Tagesordnungspunkte ansetzen und haben dort, wie im Gemeinderat, Rede- und Antragsrecht.
„Die letzten zwei Jahre waren toll“
Die Schlussworte an die Kandidaten am Ratstisch übernimmt Maximilian Matern. Er gratuliert den Gewählten und beglückwünscht sie, den Mut zu diesem Schritt gefasst zu haben. „Die letzten zwei Jahre waren toll.
Wir haben viel umgesetzt“, ermutigt er die Nachfolger und hebt hervor, dass auch eine persönliche Entwicklung mit dem Amt verbunden ist. „Viel Erfolg!“, fügt der scheidende Vorsitzende mit etwas Wehmut an, wie er später auf Nachfrage zugibt.