Die Waldrappe waren im Mittelalter in Überlingen heimisch. Seit 2017 läuft das Wiederansiedlungsprojekt, in dessen Zuge sich die Stadt erneut als Koloniestandort beweisen soll. Erstmals klappte auch die Übersiedlung von der künstlichen Brutwand bei Hödingen in denMolassefelsen. Doch die Tiere zieht es ebenso immer wieder in Richtung Hinterland. Sie fühlen sich dort sogar ausgesprochen wohl.
Zuletzt sichteten Lothar Preiser und Jürgen Frenzel sie unabhängig voneinander auf Wiesen nahe dem Salemer Schlosssee. „Ich traute meinen Augen kaum, als ich heute 15 Waldrappe auf der Wiese am Schlossseebad gesehen habe“, schreibt Frenzel.
Einen Monat zuvor entdeckte Georg Hesse eine Gruppe aus zehn bis 15 Tieren „in der Nähe von Frickingen auf den Feldern und Wiesen“. Eines seiner Bilder zeigt einen Waldrapp, der sich gerade einen Wurm schmecken lässt.

Gefällt es den Waldrappen rund um Salem etwa besser als in Überlingen? „Sie haben sich bereits die vergangenen zwei Jahre dort aufgehalten“, erklärt Anne-Gabriela Schmalstieg, ehemalige Ziehmutter und Betreuerin der Überlinger Waldrapp-Kolonie. Diesmal seien sie direkt von Hödingen in die Region um Salem und Frickingen geflogen: „Sie sind dort ungestört und finden Nahrung und Schlafplätze.“
Waldrappe erkunden Neue Mitte
Meist tauchen sie im Naturschutzgebiet Schwarzer Graben bei Salem-Weildorf auf. Das lässt sich gut anhand der Vögel nachverfolgen, die einen Sender tragen, und ihren Nachwuchs quasi mitnehmen. Allerdings war die Neue Mitte in Mimmenhausen den Waldrappen auch schon einen Besuch wert. Laut Schmalstieg saßen sie auf einer Wiese, auf dem Feuerwehrdach und auf Kränen, als sich das Quartier noch in der Bauphase befand. Das könne sie sich nicht zu 100 Prozent erklären, sagt Schmalstieg. „Die Waldrappe überraschen mich nach zehn Jahren, in denen ich mit ihnen arbeite, immer noch.“
Eine Absage an den See ist das aber nicht. Die Vögel hielten sich auch in Überlingen auf. „Sie fliegen teils nur weite Strecken, um Futter zu finden“, so Schmalstieg. Sie bittet die Menschen darum, sich von den Vögeln fernzuhalten und sie nicht zu stören. Selbst, wenn sie zutraulich erscheinen, dadurch, dass sie teils von Hand aufgezogen wurden. Annäherungen können für die Waldrappe zum Sicherheitsrisiko werden.
So schreibt Lothar Preiser zu einem Video, das er machte: „Die Aufnahmen habe ich teilweise mit einem 2000-mm-Objektiv gemacht, um die Vögel nicht zu stören.“ Zu sehen gibt es das Video hier unten. Unter www.waldrapp.eu/waldrapp-sichtung/ finden sich zudem weitere Informationen, wie sich im Falle einer Sichtung zu verhalten ist.