Es war eine Nacht- und Nebelaktion und ihr Ergebnis hatte nur einen Tag Bestand: Am Donnerstag hingen bunte Banner mit Sprüchen in Mundart am Bauzaun in Mühlhofens Ortsmitte, am „Loch“, wie die Fläche allgemein genannt wird.

Aufgehängt wurden sie von Bürgern, die das Areal, das seit vielen Jahren brachliegt, nach eigenen Angaben mit launigen schwäbischen Sprüchen optisch aufpeppen wollten – auch verknüpft mit der Hoffnung, dass sich zeitnah etwas ändere. Eine Kritik, die keineswegs als bösartig verstanden werden sollte. Vielmehr habe man mit einem Augenzwinkern auf einen Missstand aufmerksam machen wollen.

Das zunächst von der Gemeinde gekaufte Grundstück gehörte früher der inzwischen verstorbenen Apollonia Spek. Ursprünglich sollten hier die Aach-Arkaden mit Ladengeschäften und Wohnbebauung errichtet werden. Die Baugenehmigung erteilte das Landratsamt im November 2014.
Doch es folgten Probleme bezüglich der Altlasten, eine Normenkontrollklage und schlussendlich die Insolvenz des Bauträgers. Seither liegen die Pläne für die neue Ortsmitte auf Eis, die Mühlhofener sprechen von einem Schandfleck, den sie tagtäglich vor Augen haben.
Darum wurden die Banner abgehängt
Nun haben sich einige Bürger, die ihre Namen nicht preisgeben wollen, mit dem Aufhängen der Banner zu einem kuriosen Protest mit Interpretationsspielraum entschlossen. Doch bereits einen Tag nachdem sie die Banner aufgehängt hatten, wurden diese auf Anordnung von Bürgermeister Edgar Lamm von Mitarbeitern des Bauhofs wieder entfernt – aus Gründen der Verkehrssicherheit.

Wobei es sich, wie von den Initiatoren zu hören ist, bei den Bannern um extra luftdurchlässige Stoffe handle, die auch von Bauunternehmen verwendet würden. Zudem habe man die Banner so aufgehängt, dass sie dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Auch sei der Zaun an den umliegenden Straßenlaternen befestigt, biete also zusätzlich Halt.

Bürgermeister bis Mittwoch nicht erreichbar
Was sagt der Bürgermeister zu der Aktion? Strebt Edgar Lamm im Laufe seiner verbleibenden Amtszeit, die am 6. Juni endet, noch eine Lösung für das Areal an? Und wenn, wie sieht diese aus? Oder soll zwischenzeitlich etwas für die Verschönerung der Fläche getan werden? All diese Fragen hätte der SÜDKURIER dem Bürgermeister gerne gestellt. Doch Edgar Lamm war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Am Donnerstag vertröstete sein Sekretariat auf den Freitag (8. November), am Freitag dann mit Verweis auf Lamms vollen Terminkalender auf Mitte nächster Woche.