Herr Burgermeister, warum sind Sie bei der Narrenparade nach 44 Jahren zurückgetreten?
Das hat rein gesundheitliche Gründe. Ich habe im vergangenen Jahr ein Lungenödem gehabt, welches aufs Herz geschlagen hat. Ich bin froh, so schnell wieder relativ fit gewesen zu sein, um die Fastnacht mitmachen zu können. Am Aschermittwoch geht es für mich erst einmal 21 Tage in die Reha nach Schönau an den Königsee.
Ihr Auftritt war hoch emotional und es flossen Tränen. Wie haben Sie sich auf der Bühne gefühlt?
Es war das berühmte Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite freut es mich, dass ich wieder mehr Zeit habe. Auf der anderen Seite gehen 44 Jahre Narrenparade auch nicht einfach so an einem vorbei. Außerdem musste ich während des Vorlesens an meine Generation Narren denken, von denen viele bereits auf dem Friedhof sind. Wir werden einfach immer weniger.
Mit einem Blick zurück: Was haben Sie denn schon alles an der Narrenparade gespielt?
Oh, jede Menge (lacht). Als Mühlhofer Till war ich zwischen 1977 und 1986 auch noch Ansager. Ansonsten war ich auf der Bühne der Mann vom Badischen Fundamt, ein Teufel, die Zeit, Feuerwehrmann und vieles mehr. Mit meiner Schwester habe ich sogar mal „Dinner for One“ gespielt. Natürlich ging es fast jedes Mal um die Lokalpolitik.

Sie sind im Narrenverein Mühlhofen als Ehrenpräsident auch noch im Elferrat. Legen Sie das Amt auch nieder?
Nein, das ist ja nicht wirklich ein Amt, sondern eher eine Ehre. Wenn ich irgendwie helfen kann, dann werde ich das natürlich weiterhin tun. Es geht mir nur darum, dass ich mir einfach ein bisschen den Druck nehme, etwas abliefern zu müssen.
Apropos Druck. Sie sind außerdem auch noch Präsident des Verbandes Alb-Bodensee-oberschwäbischer Narrenvereine, kurz VAN. Legen Sie das Amt auch nieder?
Nein. Die nächsten Wahlen stehen im Herbst 2020 an. Bis dahin werde ich mein Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausführen. Bei der Wahl werde ich mein Amt dann aber zur Verfügung stellen, schließlich werde ich da ja fast schon 70 sein.
Sie sprechen die 70 an. Auf der Narrenparade sagte Günter Stumpf als Dorfschnüffler, dass sich Jupp Heynckes als Bayern-Trainer mit 70 Jahren auch noch mal auf die Trainerbank gesetzt hat. Ist das bei Sigi Burgermeister auch vorstellbar, dass er noch einmal auf die Bühne der Mühlhofer Narrenparade zurückkehrt?
Aber natürlich! Ich habe das nie ausgeschlossen. Und ganz wichtig: Ich habe mit der Fastnacht auch keinesfalls abgeschlossen. Ich bin und bleibe ein Fastnachter durch und durch. Und wenn es mir gesundheitlich gut geht und ich die Muse habe, kann es durchaus sein, dass ich wieder einmal auf der Bühne stehe. Ich möchte einfach nicht mehr den Druck haben, auf die Bühne zu müssen. Jetzt sollen auch mal Jüngere ran.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass beim Narrenverein Mühlhofen Jüngere nachkommen werden?
Ich bin da recht zuversichtlich. Am Dämmerschoppen am Montag gab es schon ein paar Talente, die in der Bütt waren. Die Narrenparade ist eine Mischung aus Tanz, Spiel und Sprechrollen. In puncto Tanz und Spiel haben wir genug Nachwuchs. Jetzt gilt es, jemanden für die Sprechrolle zu finden, der die Lokalpolitik unter die Lupe nimmt.
Zur Person
Sigi Burgermeister ist in Mühlhofen geboren und aufgewachsen. Von 1966 bis 2013 arbeitete er bei der Deutschen Post. Die Fastnacht wurde dem 66-Jährigen bereits in die Wiege gelegt, denn sein Vater war schon 37 Jahre sehr aktiv und zeichnete sich lange Jahre für die Narrenparade in Mühlhofen verantwortlich. Sigi Burgermeister trat 1974 in den Narrenverein Mühlhofen ein, war von 1977 bis 1986 Mühlhofer Till und von 1986 bis 2006 Präsident des Narrenvereins Mühlhofen. Seit 2007 ist er Präsident des Verbandes Alb-Bodensee-oberschwäbischer Narrenvereine (VAN). Im Narrenverein Mühlhofen ist Sigi Burgermeister Ehrenpräsident und im Elferrat.