„Ernsthaft, professionell und gut gelaunt“ sollte laut Moderator Tobias Meigel, Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG aus Stuttgart, die Gemeinderatssitzung im Feuerwehrhaus werden, die als Information, zur Klärung von Fragen und als offener Dialog zum geplanten Funkturm gedacht war. Doch der Meinungsaustausch war wie zu erwarten von ganz konträren Ansichten geprägt, die sachliche Ebene wurde hin und wieder verlassen und es ging ins Persönliche, die Emotionen kochten über. Einen Beschluss gab es nicht, doch wurde offensichtlich: Die Bürgerinnen und Bürger in Unteruhldingen wollen den Funkturm an der geplanten Stelle nicht.

Sie spendeten den stärksten Applaus des Abends, als Daniel Eger, Kommunalbeauftragter der Deutschen Telekom, auf die Frage, wenn der geplante Standort nicht zur Umsetzung komme, antwortete: „Dann werden wir in Uhldingen-Mühlhofen nicht investieren.“ Außer ihm stellten sich Wolfgang Frick, Rechtsanwalt der Gemeinde aus Konstanz, und Florian Kohn, Bundesamt für Strahlenschutz, den Fragen.

Essentiell für Notrufe und Kommunikation

Bürgermeister Dominik Männle hatte eingangs die Thematik erläutert. Die Gemeinde stehe vor der Herausforderung, die Grundversorgung an digitaler Infrastruktur sicherzustellen, um eine zuverlässige Funkversorgung für Mobiltelefone und Datenkommunikation zu gewährleisten. Dies sei essenziell für Notrufe, den wirtschaftlichen Fortschritt und alltägliche Kommunikation. „Wir haben als Gemeinde der Deutschen Funkturm GmbH Grundstücke angeboten, die nicht in Wohngebieten liegen, sondern an den Rändern der Bebauung beziehungsweise im Wald“, sagte Männle. „Da dort unseres Erachtens die Einschränkungen für unsere Bürgerinnen und Bürger am kleinsten sind.“ Der für die Bebauung erforderliche Antrag auf Waldumwandlung sei von der Tagesordnung des Gemeinderates genommen worden und werde erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. „Unser Ziel ist es, die Balance zwischen modernem Fortschritt und dem Schutz von Mensch und Umwelt zu bewahren.“

Tobias Meigel von der Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG aus Stuttgart (rechts) führte durch den Abend. Informationen erteilten (von ...
Tobias Meigel von der Reschl Stadtentwicklung GmbH & Co. KG aus Stuttgart (rechts) führte durch den Abend. Informationen erteilten (von links) Daniel Eger (Telekom AG), Florian Kohn (Bundesamt für Strahlenschutz) und Wolfgang Frick (Rechtsanwalt aus Konstanz). | Bild: Kleinstück, Holger

Standort funktechnisch das Optimum

Wolfgang Frick verdeutlichte, dass das Genehmigungsverfahren für den Bau derzeit laufe, „in ein bis zwei Monaten wissen wir mehr“. Der Mobilfunkbetreiber habe eine „Suchkreisanalyse“ vorgenommen, die den „funktechnisch optimal geeigneten Bereich“ anzeige. Das bestätigte auch Daniel Eger. „Der Standort wird weiterverfolgt und ist funktechnisch das Optimum.“ Die Umsetzung „eines sich ergänzenden Zwei-Standort-Konzeptes zur langfristigen Sicherstellung einer permanenten und zukunftsfähigen Mobilversorgung für Unteruhldingen ist unumgänglich“, erläuterte er in Bezug auf einen weiteren Mast an der B31.

Und sagte das Angebot bezüglich einer Reduktion der Masthöhe auf das funktechnische Minimum von „voraussichtlich 40 Meter“ sowie eine Verschiebung auf dem gewählten Grundstück um maximal 100 Meter zu. Eine deutliche Standortverschiebung sei „funktechnisch schlichtweg ungeeignet“, eine Alternative seien mehrere kleine Masten direkt im Ort. Eger: „Eine größere Akzeptanz wage ich aber zu bezweifeln.“

Der Standort des geplanten Funkmastes befindet sich im Randgebiet eines größeren Waldstückes zwischen Unteruhldingen und der Stadt ...
Der Standort des geplanten Funkmastes befindet sich im Randgebiet eines größeren Waldstückes zwischen Unteruhldingen und der Stadt Meersburg, welches überwiegend von jungen Buchen bewachsen ist. | Bild: Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen

Florian Kohn, der sich unter anderem mit Mobilfunk, Gesundheit und Strahlungsexposition beschäftigte, sagte, dass bei Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte, die Mobilfunksendeanlagen und Geräte einhalten müssten, nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitsrelevanten Wirkungen zu erwarten seien. Mehrere Bürgerinnen und Bürger kritisierten, dass diesbezüglich kein Experte eingeladen worden sei.

Auch ein 50-Meter-Mast an der B31

Sie sprachen sich zwar nicht gegen Funk aus, sondern waren für eine fundierte Bedarfs- und Standortanalyse, um eine nachhaltige, an die Region angepasste Lösung zu finden, die sowohl die Natur und das Landschaftsbild als auch die Anwohner möglichst gering belasten sollte. Da entlang der B31 bereits ein 50-Meter-Mast vorgesehen sei, der die umliegenden Gemeinden abdecken soll, stellte sich für sie die Frage, ob ein weiterer Mast gleicher Größe erforderlich sei.

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Dirk Geisinger von der Bürgerinitiative Funkmast Obere Roggenlehen sprach von einem „extrem großen Eingriff auf Mensch und Umwelt“. Die Initiative bemängelt zum einen, dass der Mast durch seine Größe und Dominanz das Landschaftsbild aus Süden, Osten und Westen erheblich beeinträchtigen werde, zum anderen, dass die Anwohner weder vor der Planung informiert noch in die Entscheidungsprozesse einbezogen worden seien (“fehlende Transparenz“). Technisch und ökologisch gebe es sinnvollere Alternativen wie den Ausbau mit kleineren dezentralen Antennen.

Appell, das Thema nochmals aufzurollen

Während Michael Strobel ein 1:100-Modell mitgebracht hatte, um die Dominanz zu verdeutlichen, „die uns droht“, kritisierte Thomas Daub, dass viele Kriterien noch gar nicht bedacht worden seien. Andreas Geiger befürchtete gar eine Relaisstation (Eder: „Nein.“), Roland Kappaun plädierte unter Applaus dafür, das Thema noch mal aufzurollen, wozu mehrere Verfahrensschritte erforderlich seien.

Bürger Roland Kappaun erläuterte das seiner Ansicht nach beste Vorgehen für die Gemeinde: Er plädierte unter Applaus dafür, das Thema ...
Bürger Roland Kappaun erläuterte das seiner Ansicht nach beste Vorgehen für die Gemeinde: Er plädierte unter Applaus dafür, das Thema noch mal aufzurollen. | Bild: Kleinstück, Holger

Die Gemeinde habe jetzt noch die Einwirkungsmöglichkeit beim Waldumwandlungsverfahren, sagte Frick. „Hier muss man sauber bewerten, welche Möglichkeiten es gibt.“ Wenn der Bauantrag genehmigt sei, „werden wir in der notwendigen Tiefe mit der Waldumwandlung umgehen“, resümierte Bürgermeister Männle abschließend. „Sie können sich darauf verlassen, dass wir uns damit befassen und beschäftigen.“