Wenn man von Mühlhofen nach Grasbeuren fährt und hinter dem Friedhof nach links schaut, kann man von der Straße aus zwei mit Störchen besetzte Horste entdecken. Insgesamt sind in diesem Waldstück sogar drei entstanden. Ein Horst wurde bereits im vergangenen Jahr gebaut, blieb aber bis zum Frühjahr unentdeckt. Alle befinden sich in einem Stück Wald, das durch Sturm stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, denn alle drei Horste sind auf hohen Baumstümpfen gebaut.
„Dabei kommt es nicht nur auf die Stabilität an, sondern vor allem darauf, dass sie sehr gut anzufliegen sind“, erklärt Sylvia Altheimer, Storchenbeauftragte am Affenberg Salem. „Wir hatten länger zwei Waldhorste am Waldrand vor Mimmenhausen. Die sind aber mittlerweile abgestürzt. Ein weiterer Horst stand übrigens auch mitten im Wald. Aber auch diesen gibt es seit 2019 nicht mehr.“ Die drei Waldhorste haben damit Seltenheitswert. „In unserer Region sind solche Horste tatsächlich rar“, so Sylvia Altheimer. „Vor allem, weil sie allesamt mitten im Waldgebiet sind.“

Meist brüten Weißstörche weniger abgeschieden
Der Weißstorch ist bekannt dafür, dass er nicht weit weg von Menschen brütet. Deshalb findet man seine Nester meist mitten in Ortschaften und auf Hausdächern. Selbst auf hohen Strommasten sind sie keine Seltenheit.
Es gibt aber auch in unserer Region immer wieder Horste in Bäumen. In Deisendorf ist ein schönes Beispiel zu bewundern, aber auch direkt am Affenberg. Auf dem gegenüberliegenden Parkplatz gibt es gleich vier Nester in einem Baum. Dass sich mittlerweile drei Paare nicht weit voneinander entfernt niedergelassen haben, liegt wahrscheinlich daran, dass das eine Paar im vergangenen Jahr vorgemacht hat, dass es funktioniert. „Wir konnten schon häufiger beobachten, dass sich die Störche die Art des Horstes und die Lage von anderen Paaren abschauen“, schildert Sylvia Altheimer.

Erbauer der Waldhorste dürften erfahrene Paare sein
Beim Nestbau zeigen sich Störche hin und wieder als exzellente Baukünstler. Sie schaffen es, auch an Stellen ein Nest zu bauen, an denen man es kaum für möglich hält. Einer der neuen Waldhorste ist beispielsweise auf der Spitze eines völlig zersplitterten Stammes entstanden. Und trotzdem ist er so stabil, dass zwei Störche problemlos darin Platz haben. Für einen solchen Nestbau benötigen die Baumeister lediglich sieben Tage. Allerdings zeigt die Bauweise, dass es sich um erfahrene Paare handelt.
„Wir hatten bis 2019 ein Storchenpaar mitten im Wald bei Mimmenhausen, das auf einer abgebrochenen Kiefer seinen Horst hatte“, sagt die Storchenbeauftragte am Affenberg Salem. „Da der erste neue Horst im Wald bei Mühlhofen bereits 2020 entstanden ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass es genau das Paar aus dem Mimmenhausener Wald ist, das diesen Horst gebaut hat.“ Allerdings fehle noch die Bestätigung, da die Vögel bislang noch nicht katalogisiert seien.
Viele Storchenpaare am Affenberg brüten bereits
Die Paare im Waldstück zwischen Mühlhofen und Grasbeuren leben sich momentan noch ein, während viele Paare am Affenberg bereits brüten. „Als es etwas wärmer wurde, haben die ersten Störche mit der Eiablage begonnen“, sagt Sylvia Altheimer. „Hier erkennt man die erfahrenen Störche, die diesbezüglich meistens damit anfangen.“ Nach etwa 32 Tagen Brutzeit schlüpfen die Küken. Das bedeutet, dass der erste Nachwuchs Ende April erwartet wird.