Karlheinz May aus Görwihl kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus als er vom Reisen mit Wohnmobil erzählt. Seine Frau Margreth schlägt ein kleines Büchlein auf, in dem sie alles Wichtige zu den Reisen notiert hat. Sie geben Tipps für Wohnmobil-Neulinge.
Was reizt am Reisen mit dem Wohnmobil?
Damals mit den vier Kindern war es noch das abenteuerliche Zelten, was die Mays begeisterte. Als die Kinder dann aus dem Haus waren, sind sie auf‘s Wohnmobil umgestiegen. „Wir lieben die Flexibilität bei schönem Wetter einfach am nächsten Tag spontan los fahren zu können“, sagt Karlheinz May. Dabei bleiben die Mays nie länger als drei Tage an einem Ort. Sie fahren sehr spontan. Margreth May stöbert während der Fahrt im Campingführer nach der nächsten Station. „Da kann es schon mal passieren, dass wir den Kurs spontan ändern“, sagt sie. Sechs Mal im Jahr reisen sie mit dem Wohnmobil. Besonders der Norden hat es beiden angetan. Gleiche Begeisterung, anderer Camper: Der 68-Jährige Silvio Müller aus dem Wallis macht für zwei Tage auf dem Stellplatz Bad Säckingen Station. Rund zehn Mal im Jahr ist er mit dem Wohnmobil europaweit unterwegs. Auch er liebt die Flexibilität: „Im Hotel muss ich mich an gewisse Sachen gewöhnen, hier kann ich machen was und wann ich es will.“ Mit an Bord ist seine Frau und Hund Gipsy. „Auch er war für uns ein Grund, ein Wohnmobil zu kaufen, so müssen wir ihn während des Urlaubs nicht ins Tierheim geben“.
Kaufen oder mieten?
„Ich würde empfehlen erst einmal zu mieten, wenn man noch nie gecampt hat, ist das schon eine Umstellung“, sagt Karlheinz May. Nutzt man es oft, sei jedoch Kaufen die günstigere Option.
Wie hoch sind die Kosten?
Bei Famobile in Wehr koste die Miete zwischen 129 und 149 Euro pro Tag, so Geschäftsführer Dominik Hirche. Ein Kauf mit Extras koste mindestens 45 000 Euro. „Nach oben hin gibt es keine Grenzen“, so Hirche. Hinzu kämen Kosten für Wartung, Steuern, den Stellplatz zu Hause, die Abnutzung der Reifen, den Verschleiß und die Gasuntersuchung alle zwei Jahre.
Welches Wohnmobil passt zu mir?
Karlheinz May rät, sich vor der Miete/dem Kauf alle Varianten anzuschauen. Er selbst fährt ein Vollintegriertes, bei dem das Fahrerhaus nahtlos in den Wohnbereich übergeht. Über den Fahrersitzen gibt es ein Hubbett zum Runterklappen. Somit gibt‘s viel Platz. „Wir fahren eine 5-Zimmer-Wohnung auf sieben Metern“, so die Mays. Das typische Familienmobil ist der Alkoven mit festem und bei Kindern beliebtem Bett über der Fahrerkabine.
Stellplatz oder Campingplatz?
Nach einigen Stunden Fahrt stellt sich die Frage, wo man halten soll. Für Kurztrips empfehlen die drei Campingexperten Stellplätze. „Sie sind gut ausgerüstet. Die Miete liegt zwischen fünf und 20 Euro“, so Hirche. Bleibe man länger als ein paar Tage an Ort, empfehle sich der Campingplatz. Doch dieser muss laut Hirche in der Hochsaison ein halbes Jahr vorher gebucht werden. Bei der Suche nach dem nächstgelegenen Stell- oder Campingplatz hilft eine App.

Wie funktioniert die Versorgung unterwegs?
Jedes Wohnmobil hat einen Wassertank, der zwischen 80 und 200 Liter fasst. Hirche rät dazu, diesen nicht komplett zu füllen, damit das Fahrzeug nicht zu schwer wird. Zwei volle Gasflaschen sind auch mit an Bord, diese können europaweit gegen Neue ausgetauscht werden. Die Mays haben sich ein paar Extras gegönnt, etwa Solarzellen auf dem Dach, um die zweite Batterie zu speisen. „So können wir zwei bis drei Tage ohne Stromanschluss stehen.“
Und was muss mit ins Gepäck bei einem Campingausflug?
Karlheinz May sagt: „Immer mit dabei sind bei uns die Fahrräder und eine badische Flasche Rotwein.“ Seine Ehefrau schlägt ihr Notizbüchlein zu. Es ist bald voll. Doch das nächste Buch für weitere Reisen mit dem Wohnmobil liegt schon bereit.
Das Gepäck
Standardmäßig ist bei jeder Vermietung von Famobile Wehr das Wohnmobil mit folgenden Dingen ausgestattet. Diese sollte aber auch jeder Fahrer beim eigenen Wohnmobil mit an Bord haben: Campinggeschirr, Kabeltrommel mit Adapter für Strom unterwegs, Markisen für den Sonnenschutz, Fahrradträger, Navigationssystem, Auffahrkeile, damit das Wohnmobil auch auf unebenen Plätzen gerade
steht, Warntafel für Fahrradträger (Pflicht in Italien und Spanien), Wasserschlauch mit Adapter, Utensilien für‘s WC, Campinglampe und natürlich das übliche Reisegepäck.
Warum das Campingfieber steigt
1359 Wohnmobile sind 2019 im Kreis Waldshut registriert. Das ist neuer Rekord. Auch der Wohnmobil-Stellplatz am Rheinufer in Bad Säckingen verzeichnet laut Martha Märtz vom Tourismus- und Kulturamt steigende Besucherzahlen: 2017 gab es 9 370 Übernachtungen und 6247 Ankünfte, 2018 waren es 10 420 Übernachtungen und 6 695 Ankünfte. Seit Ende letzten Jahres gibt es hier 28 Stellplätze (zuvor waren es 48, da hier die Parzellen um fünf Meter vergrößert wurden). Der Markt sei unendlich gestiegen, bestätigt auch Dominik Hirche von famobile. In den 80er-Jahren sei Campen noch etwas für arme Leute gewesen, heute sei Glamping (also glamouröses Campen) im Aufwind. „Das Freiheitsgefühl ist wieder da“, so Hirche. Im Gegensatz zu damals seien Camper mittlerweile überall willkommen, weil sie ihr Wohnmobil nicht mehr mit dem Essen für die komplette Reise beladen würden, sondern auch vor Ort konsumieren. (vwe)