Joshua Bäumle und Leonie Vogelbacher, 19 und 21 Jahre alt, engagieren sich seit ihrem sechsten Lebensjahr in der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Bad Säckingen, sind dort zwei von insgesamt sechs Jugendleitern. Doch warum tun sie das, während immer mehr junge Menschen den Kirchen den Rücken kehren? Wir haben mit den beiden Wallbachern gesprochen:
SÜDKURIER: Warum engagiert ihr euch in der Kirche?
Leonie: Man weiß, man tut etwas Gutes. Seit ich sechs Jahre alt bin, bin ich dabei, bin mit dem Glauben und der Kirche aufgewachsen. Meine Geschwister haben sich damals schon engagiert, und ich wollte schon damals immer mitkommen. In der Zeit hab ich festgestellt, dass es einfach eine gute Sache ist. Ich hab hier selber sehr viel Unterstützung erfahren. Das möchte ich zurückgeben.
Joshua: Dem schließe ich mich an. Ich denke, dass Jugendliche diese Tiefgründigkeit in keinem Sportverein finden.
Trotzdem fehlt immer mehr jungen Leute heute der Bezug zur Kirche. Woran liegt das eurer Meinung nach?
Leonie: Viele von ihnen wachsen ohne diese positiven Erfahrungen auf, die wir gemacht haben. Und später denken sie: Ich gehe eh nicht in den Gottesdienst, wozu brauche ich dann die Kirche überhaupt? Und wenn sie beginnen, Geld zu verdienen, fragen sie sich: Wozu zahle ich auch noch Kirchensteuer? Dabei ist Kirche mehr als das alles. Sie ist Zusammenhalt und Gruppengemeinschaft.
Nun mal unabhängig von der Kirche als Institution: Ist Glaube denn überhaupt noch wichtig und zeitgemäß?
Joshua: Absolut! Er gibt Rückhalt. Egal von welcher Seite: Ob durch Gott selbst oder durch die Glaubensgemeinschaft. Das ist etwas, an dem man sich festhalten kann, auch wenn es einem mal nicht so gut geht.
Aber offensichtlich sehen das mittlerweile ja immer weniger junge Leute so.
Leonie: Ich denke, dass jeder Mensch an etwas glaubt. Welcher Gott das ist und ob es überhaupt ein Gott ist, sei dahingestellt. Wenn man tiefgründiger mit Leuten spricht, hört man das meistens durchaus heraus. Ich denke, es gibt relativ wenige, die dann sagen: Nein, es gibt gar nichts, an das ich glaube!
Haben euch Missbrauchsvorfälle, wie sie in der katholischen Kirche stattgefunden haben, je an der Kirche als Institution zweifeln lassen?
Joshua: Ich habe nie gedacht, ich höre jetzt auf mit der Jugendarbeit. Dafür habe ich persönlich zu viele gute Erfahrungen hier gemacht. Ich fand es aber natürlich sehr erschütternd und auch sehr beschämdend, wie diese Vorfälle vertuscht wurden und wie mit aller Macht versucht wurde, das unter den Teppich zu kehren. Gedanken macht man sich da schon, wie das sein kann.
Immer weniger junge Leute in den Gottesdienst gehen. Was müsstet ihr denn anders gestalten?
Leonie: Viele junge Leute haben bei Gottesdienst folgendes im Kopf: Der Pfarrer steht vorne und hält seinen Monolog, man selber bleibt weitgehend unbeteiligt. Durch unsere geplanten Jugendgottesdienste wollen wir versuchen, Menschen direkter anzusprechen, mit ihnen zu interagieren, sie mitzureißen.
Joshua: Und neben diesen Jugendgottesdiensten wollen wir auch wieder mehr Jugendfreizeiten anbieten. In den vergangenen anderthalb Jahren war es so, dass wir uns in einer Art Umbruch befunden haben: Altleiterinnen sind ausgeschieden, deswegen waren wir dieses Jahr leider eher passiv unterwegs. Aber das soll sich jetzt wieder ändern. In diesem Jahr gibt es dann eine Filmnacht und einen Weihnachtsstand.
Fragen: Lukas Reinhardt