Susanne Kanele

Der Landkreis Waldshut ist der erste Landkreis im Südwesten, der eine Broschüre im Umgang mit den "wilden" Nachbarn herausgegeben hat. Damit gemeint sind Wildtiere wie Biber, Igel, Füchse, aber auch der Wolf. Erstellt worden ist sie von Magdalena Gerhardt, Mitarbeiterin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg und dem Verein "Wildwege e. V." in Abstimmung mit dem Kreisforstamt Waldshut.

Immer konfliktreicher

Der Hintergrund ist, dass die Wildtiere und der Mensch immer näher zusammenrücken und die Begegnungen immer konfliktreicher werden. "Es kommt vor, dass im Garten ein Fuchs, ein Reh oder sogar ein Wildschwein angetroffen wird", erklärt der Leiter des Kreisforstamtes, Helge von Gilsa. Auch die Zahl der Wildtierunfälle steigt. Allein im Jahr 2016/2017 hat es in Deutschland rund 230 000 Unfälle mit Wildtieren gegeben, wie Kreisjägermeister Bernhard Kallup, berichtete. Davon betroffen waren 195 000 Rehe und 26 000 Wildschweine. "Statistisch gerechnet, passiert alle zwei Minuten ein Tierunfall", so Kallup weiter.

Zunehmende Landnutzung, gestiegener Straßenverkehr oder die erhöhte Nutzung des Menschen der Natur zu Erholungszwecken, machen es den ...
Zunehmende Landnutzung, gestiegener Straßenverkehr oder die erhöhte Nutzung des Menschen der Natur zu Erholungszwecken, machen es den Wildtieren nicht leicht, den Menschen immer aus dem Weg zu gehen. | Bild: dpa

Auch die Begegnungen mit Bibern entlang des Rheins werden immer mehr, die durchaus auch mal blutig verlaufen können, wenn die Warnzeichen der Tiere missachtet werden. Und nicht zu vergessen, die Hornissen- und Wespennester in Schuppen, auf den Dachböden und Garagen. Es ist wichtig, zu wissen, welche Tiere grundsätzlich geschützt sind, welche unter die Kategorie "jagdbar" fallen oder was als Haustier bezeichnet wird. "Und es ist nicht immer klar, welche Behörde in den verschiedenen Fällen zuständig ist", sagt Helge von Gilsa. "Man kann nicht einfach in ein Geschäft gehen und Fallen kaufen".

Als erster Landkreis im Südwesten, hat das Landratsamt Waldshut eine informative und reich bebilderte Broschüre erstellt, in der die ...
Als erster Landkreis im Südwesten, hat das Landratsamt Waldshut eine informative und reich bebilderte Broschüre erstellt, in der die wichtigsten, hier auftretenden Tierarten mit ihrer Lebensweise kurz vorgestellt werden. Von links: Wildtierbeauftragte Kathrin Münch von der unteren Jagdbehörde, Landrat Martin Kistler, Bürgermeister Alexander Guhl, Stadtförster Gabirel Hieke, Magdalena Gerhardt, Mitarbeiterin der Forstlichen Versuch- und Forschungsanstalt Freiburg und Helge von Gilsa, Leiter des Kreisforst- und Kreisjagdamtes. | Bild: Kanele, Susanne

Unter Umständen kann falsches Verhalten durchaus strafbar sein. Zum Beispiel, wenn ein Wildunfall nicht gemeldet wird. "Es geht darum, die Bevölkerung darüber aufzuklären, wie man sich in solchen Fällen richtig verhält", so Landrat Martin Kistler bei der offiziellen Vorstellung der Broschüre. Wichtig ist es auch zu wissen, wie solche Begegnungen vermieden werden können. "Wir sind ein ländlich strukturierter Landkreis und da bleiben solche Begegnungen eben nicht aus", so der Landrat. Oft ist es das falsche Verhalten der Menschen, wie offene Mülleimer oder Tierfutter im Außenbereich, die Wildtiere anlocken können. "Die Bedürfnisse und Rechte von Menschen und Tieren müssen gewahrt bleiben", erklärt Magdalena Gerhardt.

Hier finden Sie nützliche Informationen

Die Broschüre: "Begegnungen mit wilden (?) Tieren" ist die erste Broschüre dieser Art, die im Südwesten erstellt worden ist. Zunehmende Landnutzung, gestiegener Straßenverkehr, aber auch die erhöhte Nutzung der Natur zu Erholungszwecken, machen es den Wildtieren nicht leicht, den Menschen immer und überall aus dem Weg zu gehen.

Der Inhalt: In der Broschüre finden sich detaillierte Beschreibungen der im Landkreis Waldshut am häufigsten auftretenden Tierarten mit ihrer Lebensweise. Es werden aber auch praktische Empfehlungen gegeben, Probleme zu vermeiden. Für die beschriebenen Tiere werden Ansprechpartner benannt, an die sich sowohl der betroffene Bürger, Landnutzer oder Umweltverbände, als auch Behörden im Konfliktfall wenden können.

Wo ist die Broschüre erhältlich?: Insgesamt 5000 Broschüren sind zunächst gedruckt worden und werden an die Gemeinden, Jagdpächter und Behörden weitergegeben. Von dort aus können sie kostenlos bezogen werden. Ab sofort ist die Broschüre aber auch unter www.landkreis-waldshut.de freigeschaltet und kann heruntergeladen werden.

Wer hat die Broschüre erstellt?: Die Broschüre wurden von Magdalena Gerhardt, Mitarbeiterin der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg und dem Verein "Wildwege" in Abstimmung mit dem Kreisforstamt Waldshut erstellt. Dabei handelt es sich um das Ergebnis der Mitarbeit im landesweiten Projekt "Wildtiere im Siedlungsraum Baden Württembergs" an der Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement in der Universität Freiburg. (ska)