Maria Schlageter

Jugendliche interessieren sich für vieles, für Politik nicht unbedingt – so sagt es zumindest ein weit verbreitetes Klischee. Dass das sicherlich nicht auf alle junge Erwachsene zutrifft, bewies das Bad Säckinger Jugendparlament, kurz Jupa, am vergangenen Freitagabend. Im Lichthof des Scheffelgymnasiums lud das Jupa zum Speed-Dating. Und das nicht mit irgendwem: An den vorbereiteten Themen-Tischen trafen 24 Jugendliche auf elf Kandidaten für den Bad Säckinger Gemeinderat. Auch wenn sich der Andrang der Teenager in Grenzen hielt, zeigte sich der Jupa-Vorsitzende Marius Schulz zufrieden: „Denn die, die da waren, sind auch wirklich interessiert.“

Ähnlich wie beim „klassischen“ Speed-Dating wussten die Beteiligten auch hier nicht wirklich, wer da gegenüber Platz nahm. Für die Kandidaten ging es ging darum, charakterliche Überzeugungsarbeit zu leisten. Welcher Partei-Liste sie angehören blieb bis zum Schluss geheim. Das Dating entschied schließlich der 23-jährige Blert Dermaku (Die Grünen) für sich. Er ging als Sieger aus der beispielhaften „Charakterwahl“, die zum Abschluss des Events veranstaltet wurde, hervor. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgten Andreas Guhl (Die Linke), Alexander Wunderle (SPD), Karina Weiß (Freie Wähler) und Thomas Gehr (CDU).

Was interessiert die Jugendlichen?

Der Fokus des Abends orientierte sich klar an den Belangen der Jugendlichen in Bad Säckingen, welche die Organisatoren in sechs Themen aufgliederten: Das Bahnhofsareal, die Jugendfreundlichkeit in der Stadt, die Sicherheit, der Klimawandel, allgemeine kommunale Themen und allgemeine globale Themen. Während den Jugendlichen ihren Tisch frei wählen durften, mussten die Kandidaten jeweils nach acht Minuten den Tisch wechseln und folglich zu jeder Thematik Rede und Antwort stehen.

Auf großes Interesse stießen von Seiten der Jugendlichen speziell die offenen Themen und der Klimawandel, was aufgrund der aktuellen „Fridays for Future“-Bewegung eine gewisse Brisanz und bei den Jugendlichen hohe Aktualität genießt. Die Kandidaten äußerten sich lobend über das Engagement, Streitpunkt blieb die Frage, ob die Demonstrationen während der Schulzeit stattfinden sollten. Während beispielsweise Stefan Meier (SPD) dafür ist und auch einen Klimanotstand unterstützen würde, ist Daniel Kopf (Linke) kritisch, da einige nur die Gelegenheit zum Schwänzen sehen würden.

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Bei der Frage nach der Gestaltung des öffentlichen Raums waren Kandidaten und Fragende auf einer Wellenlänge. Es müssten noch mehr Angebote für Jugendliche geschaffen werden. Bei dem Problem der Verschmutzung etwa von Grillplätzen am Rhein oder des Badmattenparks zeigten sich die Kandidaten zwar willens sich für mehr Überwachung einzusetzen. Am Ende sei man jedoch oft machtlos. Sowohl Hartmut Fricke (UBL) und Karina Weiß (Freie Wähler) appellierten aber auch an die Jugendlichen selbst, da sie die Gleichaltrigen oft besser erreichen würden, als die Polizei.

Über den Tellerrand der städtischen Themen hinaus wollten die Jugendlichen ebenso wissen, ob die Kandidaten für oder gegen die Legalisierung von Cannabis sind, oder ob sie das eine Wahlberechtigung für ab 14 Jahren unterstützen würden. Letzteres wurde nicht befürwortet, während sich beim Thema Kiffen die Geister schieden. Klar dafür positionierte sich Blert Dermaku (Die Grünen). Thomas Gehr (CDU) hingegen äußerte sich kritisch über die aktuelle Rechtslage, die Cannabis zwar verbiete, trotzdem habe es kaum Konsequenzen, wenn jemand Gras raucht.

Elf Kandidaten daten Jugendliche (hintere Reihe von links): Alexander Wunderle (SPD), Stefan Meier (SPD), Daniel Kopf (Die Linke), ...
Elf Kandidaten daten Jugendliche (hintere Reihe von links): Alexander Wunderle (SPD), Stefan Meier (SPD), Daniel Kopf (Die Linke), Thomas Gehr (CDU), Andreas Guhl (Die Linke), Karina Weiß (Freie Wähler), Blert Dermaku (Die Grünen), hartmut Fricke (Unabhängige Bürger Liste, Michael Koubik (Die Grünen), Michael Krane (CDU) und Stefan Malzacher (Freie Wähler) mit Mitgliedern das Jugendparlaments. Bild: Maria Schlageter

Reaktionen der Beteiligten

Die anwesenden Jugendlichen bewiesen mit ihrem Engagement nicht nur ihr ernsthaftes Interesse, sie setzten sich auch von den üblichen Podiumsdiskussionen im Wahlkampf ab. „Ich würde es immer wieder so machen, die Stadt lebt von ihren Jugendlichen“, so Marius Schulz. Besonders aber die Gemeinderatskandidaten fanden über die Veranstaltung nur lobende Worte.

Das Jugendparlament

Das Jugendparlament Bad Säckingen (Jupa) wurde 1998 zum ersten Mal gewählt. Es repräsentiert die Jugendlichen auf kommunalpolitscher Ebene und veranstaltet regelmäßige Events, die beispielsweise das „Festival of Cultures“. Momentan hat das Jupa zehn Mitglieder, der Vorsitzende ist Marius Schulz.

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