Der Kanton Aargau und das Regierungspräsidium Freiburg sind in dieser Sache in Gesprächen, bestätigten beide Seiten. Angesichts zu erwartender Verkehrsentwicklungen prüfe man die Notwendigkeit eines zusätzlichen Rheinübergangs zwischen Bad Säckingen und Murg. Angedachter Standort ist westlich der Einmündung der Sisseln in den Rhein, sagte Götz Timcke, Projektleiter Verkehrsplanung im Departement Bau, Verkehr und Umwelt in Aarau. Dabei handle es sich um eine erste Standortorientierung.

Bei dem neuen Rheinübergang geht es laut Markus Adler, Sprecher des Regierungspräsidiums, zunächst um Untersuchungen der grenzüberschreitenden Verkehrsströme, insbesondere des Schwerlastverkehrs. Ebenso werde die Freiburger Behörde auch schon die Finanzierungsmöglichkeiten prüfen.

Genau beim Thema Verkehr liegt der Hase im Pfeffer. Die Schweiz hat die neue Brücke bei Sisseln in ihrem Richtplan aufgeführt, informierte Götz Timcke. Dieser Richtplan bildet Perspektiven für zehn bis 15 Jahren ab und ist mit dem deutschen Verkehrswegeplan vergleichbar. Hintergrund ist die erwartete wirtschaftliche Entwicklung im Fricktal, das unter den Top Drei der Schweizer Wirtschaftsregionen liegt. Bei dieser Entwicklung werde der gesamte Verkehr und gerade auch der Grenzverkehr überdurchschnittlich anwachsen, sagte Timcke.

Dass die wirtschaftlichen Perspektiven des Fricktals glänzend sind, ist bekannt. Es verfügt über enorme unbebaute Industrie- und Gewerbeflächen, 150 Hektar seien baureif, weitere 50 Hektar seien bis in fünf Jahren baureif. Etwa 30 Hektar liegen allein im Sissler Feld, das die größte zusammenhängende Industriefläche im Kanton Aargau sei.

Diese Entwicklung bietet die Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze in der Region, gleichzeitig als Kehrseite der Medaille aber eben auch eine enorme Zunahme des Verkehrs – unter anderem des Grenzverkehrs. Laut Aargauer Zeitung passierten 2008 täglich 60 000 Fahrzeuge die Aargauer Brücken, 2015 waren es 75 000. Die Krux dabei: Von den deutschen Grenzgängern benutzen lediglich 3000 öffentliche Verkehrsmittel.

Vor diesem Hintergrund und der weiteren Entwicklung gerade auf dem Sissler Feld sehen Behörden einen wachsenden Verkehrsdruck auf die Gemeinden Stein und Bad Säckingen sowie auf die beiden Laufenburg. Das Ziel einer zusätzlichen Brücke wäre laut Timcke eine deutliche Entlastung in diesen Bereichen. Gleichzeitig müsse aber auch der Ausbau und die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs etwa zwischen Bad Säckingen und Stein ein wichtiges Thema in den Gesprächen mit dem Regierungspräsidium Freiburg sein, fügt er an. Denn gerade hier sehen beide Seiten einen erheblichen Nachholbedarf.

In direktem Zusammenhang zur Sissler Brücke sieht das Regierungspräsidium auch die Brücke in Koblenz. Die Freiburger Behörde beabsichtige schon seit Längerem, eine zweite Rheinbrücke bei Waldshut/Koblenz zu realisieren. Die Schweiz habe darauf bisher eher zurückhaltend reagiert, so Sprecher Markus Adler. Dies habe sich kürzlich geändert, die Brücke Koblenz sei auch wieder in den Fokus der Schweizer Behörden gerückt. Im Zuge dessen sei auch die neue Brücke bei Sisseln thematisiert worden, eine Maßnahme, die bis dahin dem RP nicht bekannt gewesen sei.

Nach Worten von Götz Timcke vom aargauischen Departement für Bau, Verkehr und Umwelt sei die Koblenzer Brücke ebenfalls im Richtplan des Kantons Aargau. Der Unterschied zur Brücke in Sisseln sei jedoch, dass sie wahrscheinlich nicht zusätzlich als zweite Brücke für den motorisierten Verkehr geplant werde. Man prüfe, ob die bisherige Koblenzer Brücke dann dem Fußgänger- und Radverkehr vorbehalten werden könne.