Das Thema Mobilität ist am Hochrhein und in Bad Säckingen ein Dauerbrenner. Die Stadt setzt dabei seit Jahren konsequent auf den Ausbau umweltfreundlicher Beförderungsmittel.

Ein weiterer Baustein in diesem Konzept ist die Einrichtung einer Mobilitätsagentur, die nun zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember unter dem Dach des Tourismus- und Kulturamtes die Arbeit aufnimmt. Durch sie sollen die in Bad Säckingen sowie im Kreis Waldshut vorhandenen Mobilitätsangebote stärker sichtbar gemacht werden, erklärt Bürgermeister Alexander Guhl. Hier die wichtigsten Fragen im Überblick.

Wer trägt das Projekt?

Neben der Stadt Bad Säckingen sind auch die Stadtwerke Bad Säckingen, der Landkreis Waldshut, die WTV Waldshuter Tarifverbund GmbH sowie die SBG Südbadenbus GmbH an dem Projekt beteiligt. Sie haben nun alle nötigen Verträge unterschrieben, sodass die Agentur ihre Arbeit aufnehmen kann.

Sie unterzeichnen die Verträge (von links): SBG-Geschäftsführer Manfred Hovenjürgen, Bürgermeister Alexander Guhl, Landrat Martin ...
Sie unterzeichnen die Verträge (von links): SBG-Geschäftsführer Manfred Hovenjürgen, Bürgermeister Alexander Guhl, Landrat Martin Kistler, WTV-Geschäftsführer Lothar Probst und Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Ritter. | Bild: Reinhardt, Lukas

Betreiber ist jedoch die Stadt Bad Säckingen. Sie stellt auch die Räumlichkeiten und Mitarbeiter in der Tourist-Information zur Verfügung. Ansprechpartnerin der Mobilitätsagentur ist künftig Franziska Lau, die bereits seit Beginn des Jahres im Tourismus- und Kulturamt arbeitet.

Was ändert sich nun für die Kunden?

Vor allem von längere Öffnungszeiten können Einheimische und Touristen nun profitieren. Denn mit dem Start der neuen Mobilitätsagentur im Tourismus- und Kulturamt schließt ab dem 7. Dezember der Service-Center der Südbadenbus Gesellschaft (SBG) im Bad Säckinger Bahnhofsgebäude. "Mit einer Ein-Mann-Besetzung konnten wir aus Kostengründen nicht die Öffnungszeiten anbieten, die jetzt möglich sind", erklärt SBG-Geschäftsführer Manfred Hovenjürgen. So soll die Agentur künftig nicht nur von Montag bis Freitag (9 bis 17 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr), sondern auch samstags (9 bis 12 Uhr) eine Anlaufstelle bei Mobilitäts-Fragen sein.

Hier erhalten Kunden dann neben Fahrplanauskünften und Fahrscheinverkäufen Informationen und Beratung zum Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Bürgerbussen und Bürgerautos, Car-Sharing, E-Car und E-Roller. Zusätzlich gibt es Infos rund um die Mobilität mit dem Fahrrad sowie zu touristischen Angeboten im Zusammenhang mit dem ÖPNV. Für Fragen zum Fernverkehr sei die Mobilitätsagentur aber nicht zuständig, erklärt WTV-Geschäftsführer Lothar Probst: "Wir wollen der Bahn nicht die Aufgaben abnehmen, sonst ist am Ende der Schalter im Bahnhof auch noch weg."

Der Service-Center der SBG im Bad Säckinger Bahnhofsgebäude schließt ab 7. Dezember. Beratung erhalten Kunden nun auf der anderen ...
Der Service-Center der SBG im Bad Säckinger Bahnhofsgebäude schließt ab 7. Dezember. Beratung erhalten Kunden nun auf der anderen Straßenseite in der Tourist-Info. | Bild: Reinhardt, Lukas

Warum braucht es eine Mobilitätsagentur?

Die Stadt und der Kreis wollen durch die Mobilitätsagentur ihr Angebot bündeln, erklärt Landrat Martin Kistler. Und das sei dringend nötig: "Denn die Zahl der Fahrgäste, die den ÖPNV im Kreis Waldshut nutzen, steigt", zeigt sich Kistler erfreut. Durch die Agentur sollen noch mehr Kunden hinzugewonnen und die vorhandenen Angebote besser nach außen hin kommuniziert werden.

"Es ist außerdem eine der ersten Mobilitätsagenturen im ländlichen Raum – und damit ist es auch ein Leuchtturmprojekt für die Region", sagt Bürgermeister Guhl stolz. Besonders in einer Gegend, in der die Straßen überlastet seien, sei der ÖPNV unverzichtbar.

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Wie hoch sind die Kosten?

Die einmaligen Investitionskosten für die Gründung der Mobilitätsagentur belaufen sich auf 50 000 Euro. Die Stadt Bad Säckingen trägt davon 35 Prozent. Den Rest teilen sich die SBG (ebenfalls 35 Prozent), der Landkreis Waldshut (25 Prozent) und die Stadtwerke Bad Säckingen (5 Prozent).

Die laufenden Kosten werden indes mit jährlich 60 000 Euro angegeben. Hier übernimmt die SBG mit 60 Prozent den größten Teil, gefolgt von der Stadt Bad Säckingen (25 Prozent), dem WTV (10 Prozent) und den Stadtwerken (5 Prozent).

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Der Landkreis Waldshut ist damit nur indirekt als Teilgesellschafter der WTV an den laufenden Kosten beteiligt. Auf fünf Jahre ist dieses Projekt zunächst angelegt. "Ist es erfolgreich, wäre eine solche Agentur auch für St. Blasien oder Bonndorf denkbar", so Landrat Kistler.

Der ÖPNV im Kreis Waldshut

  • Der Waldshuter Verkehrsverbund (WTV) beförderte 2017 erstmals mehr als 14 Millionen Fahrgäste. Immer mehr Erwachsene im Landkreis Waldshut nutzen dabei den Öffentlichen Personennahverkehr: Spülten um die Jahrtausendwende die Schülerfahrkarten noch zwei Drittel der Fahrgelder in die Kasse, so steuerten im vergangenen Jahr die erwachsenen Fahrgäste fast die Hälfte der Einnahmen bei. Mehr als 60 000 verkaufte Monatsfahrkarten für Erwachsene bedeuteten ein Plus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jeden Werktag sind laut WTV-Geschäftsführer Lothar Probst im Landkreis Waldshut 22 500 Menschen mit dem Bus oder der Bahn unterwegs. Täglich lösen die Kreisbewohner allein 2150 Einzelfahrausweise.
  • Der Landkreis Waldshut schießt dabei kräftig Geld zu. Allein für attraktive Tarife zahlte der Kreis im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Euro zu und das Land Baden-Württemberg 589 000 Euro, davon ging eine Million Euro an die Deutsche Bahn und 2,9 Millionen Euro an die Südbadenbus-Gesellschaft (SBG). Für Lothar Probst sind die Zahlen Anlass für eine ständige Optimierung der Angebote. Der Kreistag trägt die beträchtlichen Summen mit.
  • Die Gründe für den Erfolg sieht Lothar Probst beispielsweise in günstigen Preisen durch Verkehrsverbunde, in der ständigen Qualitätsverbesserung der Busse und im verlässlichen Taktverkehr. Aber auch Aktionen mit verschiedensten Veranstaltern und der Freizeitindustrie, Kooperationen mit dem Tourismus und an der Nachfrage orientierte Tarife wie das WT-Job-Ticket oder das WT-Gold-Ticket ziehen seiner Meinung nach. (hjh)