Die Fotografie hat sich gravierend verändert: Etwa ein Jahrhundert ist es her, da zog Oscar Forstmeyer, ausgerüstet mit seiner analogen Kamera und einem Holzstativ, durch die Region. Unter freiem Himmel fotografierte er Menschen, Dörfer und Städte. Im Jahr 1918 dann gründete er sein Fotofachgeschäft in der Schweiz – und später, 1939, in Bad Säckingen.

Dort steht heute Inhaberin Stefanie Risse mit ihrer digitalen Spiegelreflexkamera im Studio. Unter Rolf Forstmeyer – dem Sohn des Gründers – erlernte die 51-Jährige 1986 die Fotografie noch als unmittelbares, ursprüngliches und analoges Handwerk. "Mit einer unhandlichen Großformatkamera aus den 40er Jahren", erzählt Risse lachend.

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Film in Dunkelkammer und Chemiebad entwickeln

Dieses beinah antik anmutende Relikt steht heute noch in ihrem Fotogeschäft und erinnert Risse daran, wie sie in Handarbeit Negativ für Negativ in Dunkelkammer und Chemiebad entwickeln musste. "Das war ein spannender Prozess, bei dem das endgültige Foto nur langsam zum Vorschein kam", erinnert sie sich. "Und jeder Abzug war anders."

Bild 1: Software statt Chemiebad: Wie sich die Fotografie in den vergangenen hundert Jahren entwickelt hat
Bild: Reinhardt, Lukas

Nach ihrer Meisterprüfung im Jahr 1995 übernahm Risse das Geschäft, das bis dahin von Rolf Forstmeyer in zweiter Generation geführt wurde. Und mit ihr an der Spitze folgte 2002 auch der Sprung in die Moderne: die Umstellung von analogem Film auf digitale Fotografie. "Es war zunächst schon sehr ungewohnt und komisch", erinnert sich Risse zurück. "Meine erste volle Speicherkarte wollte ich gar nicht löschen."

Digitale Bearbeitung möglich

So hat sich die Fotografie bis heute grundlegend verändert: "Hat man sich früher mehr Zeit für die Aufnahme genommen, liegt der Fokus heute eher auf der anschließende Ausarbeitung", sagt Risse. Nichts von beidem sei besser oder schlechter. "Einen Lampenschirm konnte man damals aber natürlich nicht einfach wegretuschieren."

Mittlerweile füllen riesige Datenmengen Risses digitales Archiv. Etwa zehn Terabyte, geschätzt eine Millionen Fotos, befinden sich darin. Ihr eigenes analoges Film-Fotoarchiv, so vermutet Risse, beinhaltet zudem rund 160 000 Aufnahmen. "Aber ich musste natürlich erst einmal Vertrauen in den Computer gewinnen, dass meine Fotos dort sicher aufgehoben sind."

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Archiv aus 100 Jahren Fotografie

Und gleichzeitig sitzt die 51-Jährige auf einem wahren historischen Schatz: Denn Risse verwaltet einen Teil der Bad Säckinger Stadtgeschichte, ein Archiv mit Uralt-Fotos, das die Forstmeyers – Gründer Oscar und dessen Sohn Rolf – aus dem letzten Jahrhundertder Nachwelt hinterlassen haben.

Bild 2: Software statt Chemiebad: Wie sich die Fotografie in den vergangenen hundert Jahren entwickelt hat
Bild: Foto Forstmeyer/Lukas Reinhardt

Für die 51-jährige Risse ist dieser Blick in vergangene Tage eine besonders spannender: "Die zahlreichen Negative dokumentieren den Wandel der Stadt über ein ganzes Jahrhundert hinweg", sagt sie. Sie zeigen die prägenden Gassen und Plätze, das Münster, den Rhein, die Uferpromenade. "Diese Abzüge zu digitalisieren ist einerseits natürlich mühsam." Aber es lohnt sich in ihren Augen: "Das Ergebnis zeigt, welche Arbeit damals in der Fotografie steckte", sagt Risse.