Warum wird der Gesundheitscampus so teuer? Nachdem die Baukosten des Bad Säckinger Großprojekts im Wirtschaftsplan auf „vermutlich rund 50 Millionen Euro“ beziffert wurden, stellte sich in Bürgerschaft und politischen Gremien erneut die Frage nach dem Grund der Kostensteigerung – und wie die Stadt das Projekt im Betrieb finanzieren kann. Zur Erinnerung: Im Sommer 2023 führte die Kostenexplosion von 28 auf 44 Millionen Euro zu einem vorübergehenden Baustopp und einigen Maßnahmen, um die Kosten in den Griff zu bekommen.
Mehrkosten sind auch in mangelhafter Planung begründet
Hartmus Fricke, Stadtrat der Unabhängigen Bürgerliste, nutzte den im Januar vorgestellten Wirtschaftsplan, um die aus seiner Sicht offenen Fragen zu thematisieren. Nun liegen die Antworten von Campus-Geschäftsführerin Bettina Huber und Aufsichtsratschef Alexander Guhl vor. Eine von Fricke gewünschte Aufstellung der Kostenabweichungen gegenüber der ursprünglichen Kalkulation fehlt allerdings bislang.

Stattdessen fallen die Antworten sehr allgemein aus: „Nach wie vor sehen sich Bauleitung und Geschäftsführung immer wieder mit Sachverhalten konfrontiert, die einen höheren Aufwand nach sich ziehen. So musste zuletzt festgestellt werden, dass die Überplanung einer Mieteinheit durch die Fachplaner nicht beauftragt war. Neben der fehlenden Planung, beispielsweise für die Lüftung, fehlt es auch an der technischen Umsetzung“, heißt es in der Antwort. „Darüber hinaus sind die Kosten für die Umplanung und den Ausbau des dritten Obergeschosses in den bisherigen Kostenschätzungen nicht enthalten gewesen.“
Verzögerungen haben „vielfältige Gründe“
Für die Verzögerungen bei der Fertigstellung sieht die Campus-Geschäftsführung „sehr vielfältigen Gründe“: etwa die Grippewelle, fehlende oder widersprüchliche Planunterlagen, Materialengpässe und Lieferverzögerungen, Streitigkeiten über die Höhe von Rechnungen oder die Reduzierung von Handwerkertrupps zur Kostensenkung.
Ohne Vollvermietung keine Gespräche mit Banken
Hartmut Frickes Fragen nach einem strukturierten Finanzierungskonzept bleiben weitgehend offen. Die Verantwortlichen hätten sich bereits bezüglich alternativer Finanzierungsformen und Umschuldungsmöglichkeiten bemüht. Solange aber keine Vollvermietung nachgewiesen werden kann, lehnten Banken weitere Gespräche ab“, teilen Guhl und Huber mit. Ursprünglich versprochene Fördermittel des Landes für den Bau konnten aufgrund fehlender Rechtsgrundlage nie in Anspruch genommen werden. Auch über mögliche Auslagerungen und Rechtsformwechsel habe sich die Verwaltung Gedanken gemacht. Vor Abschluss der Baumaßnahmen ergebe sich hierfür aber keine Handlungsoption.
Der Versuch, Investoren ins Boot zu holen, sei schon vor Beginn des Projekts
an überzogenen Renditeerwartungen gescheitert. „Dem Gesellschaftszweck folgend, lag die Zielrichtung der GmbH immer darin, eine möglichst breite und niederschwellige Gesundheitsversorgung für große Teile der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.