Mit Kosten in der Höhe von über 50 Millionen Euro ist es das größte Bauvorhaben in der Stadt Bad Säckingen – der Gesundheitscampus im 2017 geschlossenen Spital. Der SÜDKURIER ermöglichte im Rahmen seiner Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ 25 Leserinnen und Lesern einen exklusiven Einblick in das im Juni 2024 offiziell eröffnete Gesundheitszentrum.
Für Angelika Frühbus aus Bad Säckingen war klar, dass sie sich diese Chance zu einem Blick hinter die Kulissen nicht entgehen lässt: „Ich habe Bekannte im Marienhaus und möchte auch wissen, welche Praxen hier für die medizinische Versorgung untergebracht sind, deshalb interessiert mich der Gesundheitscampus sehr“, erklärt sie.

Mit ihrem Verweis auf den bevorstehenden Umzug des St. Marienhauses aus der Innenstadt in den Campus stand sie stellvertretend für das Hauptaugenmerk der Gäste – die neuen Räume für das seit über 100 Jahren in der Waldshuter Straße beheimatete Pflegeheim des St. Vincentius-Vereins.

Für den Bürgermeister hat der Campus eine riesige Dimension
Ein Schwerpunkt, den auch Bürgermeister Alexander Guhl in seinen Begrüßungsworten aufgriff. Die nicht immer einfache bauliche Entwicklung und die Kosten des Gesundheitscampus seien zweifellos wichtige Themen in der öffentlichen Diskussion.
„Doch das Projekt hat eine riesige Dimension und die Alternative wäre ein Abriss des Gebäudes gewesen“, sagt Guhl und fügt hinzu: „Nun sind wir froh, dass die Bauphase bald vorbei ist. Der Umzug des Marienhauses in den ersten und zweiten Stock ist ein Meilenstein und eine große organisatorische Herausforderung, denn hier werden Menschen umziehen und keine Akten.“ Bei seinem Blick in die Zukunft zeigte er sich optimistisch, dass „zum Jahresende auch das dritte Obergeschoss fertiggestellt sein wird“.

Zur künftigen Verwendung des Gebäudes in der Waldshuter Straße hielt sich Guhl bedeckt, „denn erst kommt der Umzug, dann das Thema der Nachnutzung dieser Immobilie“, führte er aus.
Den Grund für den in der Stadt kontrovers diskutierten Umzug legte der Vorsitzende des Vincentius-Vereins, Georg Villinger, bei der Vorstellung der künftigen Räumlichkeiten des St. Marienhauses unmissverständlich dar: „Wir müssen umziehen, weil wir die gesetzlichen Vorschriften im alten Gebäude nicht mehr einhalten können und unsere Bewohner und Mitarbeiter werden sich hier oben wohlfühlen“, zeigte er sich überzeugt.

Das künftige Pflegeheim im Campus steht im Mittelpunkt
Mit regem Interesse folgten die 25 Teilnehmer seiner Führung durch die neuen Räume für die Pflegeeinrichtung. Sei es bei den Bewohnerzimmern mit ihren Bädern, den Speiseräumen, Sozialbereichen oder Küchen – anhand zahlreicher Rückfragen zur medizinischen Betreuung, der technischen Ausstattung bis hin zu den Details der Möblierung und der Parksituation stellte Villinger die Zukunft des Heimes dar.

So würden nicht nur wie bisher auf zwei Wohngeschossen 80 vollstationäre Pflegeplätze, „sondern je nach Stand der Belegung auch bis zu 15 Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung stehen“.
Darüber hinaus, so Villinger, werde für die Zukunft auch die Einrichtung eines Demenzbereiches geplant. Zwei Aspekte, denen Bürgermeister Guhl besondere Bedeutung beimaß, „denn hiermit wird durch den Gesundheitscampus eine Versorgungslücke geschlossen“.

Einer von den Gästen mehrfach angefragten Erhöhung der Pflegeplätze musste Villinger hingegen eine Absage erteilen. „Hierfür fehlt uns vor allem das Fachpersonal“, erläuterte er.
Gelassen reagierte er auf den nach seiner Ansicht „größten Kritikpunkt“ in der öffentlichen Diskussion: „Es heißt oft, wir zögen aus der Innenstadt auf den Hotzenwald, doch wer die hervorragenden Möglichkeiten für die medizinische Betreuung im Gesundheitscampus, die hellen Räume und den weiten Ausblick für die Bewohner sieht, der weiß, dass wir hier sehr viel für unsere Bewohner verbessert haben.“

Ein Gesundheitscampus für den Bürger – kein Projekt für Investoren
Ein Urteil, dem sich Bauleiter Holger Amann von der Hery-Gruppe anschloss. „Es ist gelungen, das Bestehende mit den Bedürfnissen der Menschen und den gesetzlichen Anforderungen in Einklang zu bringen. Aufgrund der Größe des Gebäudes eine sehr schwierige technische Herausforderung“, erläuterte er den Gästen bei der Führung.
Angesichts der regen Diskussion über die hiermit verbundenen Kosten, wandte auch er den Blick in die Zukunft: „Viele hundert weitere Kommunen werden noch vor dem Problem stehen, mit dem Bad Säckingen bei der Schließung des Spitals einst konfrontiert war. Die Stadt hat sich für den schwierigen Weg entschieden und keine Augenklinik für eine Kundschaft aus der Schweiz eröffnet.“

Für Amann angesichts der jüngsten Beschlüsse zum Abriss des Spitals in Rheinfelden (Baden) die richtige Entscheidung – sei es doch einfach, alles abzureißen und Wohnungen zu bauen. „Davon hat aber der Bürger keinen Gewinn, sondern der Investor. Der Gesundheitscampus hingegen bedeutet bei der medizinischen Versorgung einen großen Gewinn für alle Bürger“, legte er dar.

Das Bauprojekt ist nicht abgeschlossen und Räume sind zu vermieten
Besonderes Interesse fand bei den Gästen die Zukunft des noch nicht fertiggestellten dritten Obergeschosses im Gesundheitscampus. Bürgermeister Guhl verwies hierzu „auf gute Gespräche mit potenziellen Interessenten. Aber wir müssen diese erst zum Abschluss bringen, ehe wir darüber informieren können.“ Wünschenswert sei in jedem Falle eine Nutzung im Bereich des Gesundheitssektors – so wie auch die Gewinnung einer Apotheke für den Campus, „die sich allerdings bislang noch schwierig gestaltet“.
Zwei Wermutstropfen also, denen Guhl zuletzt mit einer guten Nachricht begegnete, stehe doch die Eröffnung der Cafeteria zum Zeitpunkt der Eröffnung des Marienhauses im Gesundheitscampus bereits fest.