„Abgesagt“ oder „verschoben“ sind derzeit die meistgebrauchten Wörter in der Kulturszene. Auf unbestimmte Zeit verschoben werden Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen. Vom verlängerten Lockdown und den ungewissen Aussichten im Winter ist auch die große internationale Schau in der „Villa Berberich“ betroffen, die der Stadt Bad Säckingen bisher immer viel Renommee, Publikum und einen Ruf als Kunststadt eingebracht hat: der Grand Salon.
Die traurige Nachricht ist, dass es Anfang 2021 im städtischen Kunsthaus keinen solchen Kunstsalon geben wird wie sonst in den Jahren zuvor. Die Großausstellung mit Künstlern aus vielen Ländern wurde von den Organisatoren, der Wehrer Malerin Elena Romanzin und ihrem Mann Frank von Düsterlho, vorausschauend abgesagt. Schon im September, als die Infektionszahlen wieder anstiegen, sei ihnen bewusst geworden, dass kein Grand Salon in der gewohnten Form realisierbar sei, sagt Düsterlho, der in dieses Projekt wieder viele Monate Vorarbeit hineingesteckt, die Konzeption des Salons mit seiner Frau erarbeitet und die Gespräche mit den Künstlern geführt hat.
Angedacht war zuvor für Oktober und November die Themenausstellung „20/20 QuadrArt“, passend zu dieser besonderen Jahreszahl, mit quadratischen Formaten 20 auf 20 Zentimeter. 65 Künstler haben extra dafür Arbeiten geschaffen, insgesamt sind 400 Werke entstanden. Doch auch die Idee, die Schau „QuadrArt“ im Januar und Februar unter das Dach des Grand Salons zu verlegen, hat sich angesichts der Entwicklungen zerschlagen.
Das Projekt war nicht mehr planbar, viele Künstler hätten nicht anreisen können, eine Vernissage wäre nicht möglich gewesen. Und so haben die Organisatoren schweren Herzens „die Reißleine gezogen“ und sich entschlossen, beides, QuadrArt und Grand Salon, abzusagen. Eine Verschiebung auf den Sommer als einzige Möglichkeit ging auch nicht, weil der fragliche Termin im Ausstellungskalender des Kulturhauses „Villa Berberich“ belegt war und es keinen anderen Zeitkorridor für Elena Romanzin und Frank von Düsterlho gegeben hat.
Wie die anderen beteiligten Künstler hat auch Romanzin für die „20/20“-Ausstellung spezielle Arbeiten geschaffen: Sie entstanden im März und April während des ersten Lockdowns, als das Arbeitsleben der Künstlerin und Dozentin von einem zum anderen Tag zum Erliegen kam. Die Serie mit dem Titel „Lockdown 1-9“, Stillleben mit farbigen Tassen, symbolisiert das Zuhausebleiben und die fehlende Kommunikation. Romanzins zweite Werkreihe „Stick to painting“ bedeutet so viel wie: „Gib die Malerei nicht auf“ – ein Aufruf an ihre Künstlerfreunde.
Die Alternativen
Viele Künstler zeigen nun ihre Werke im Internet, um mit diesen kleinen Formaten die Kunstliebhaber anzusprechen und in der schwierigen Situation für die Kunst etwas zu verdienen. So hat etwa Elena Romanzin ihre neue Arbeiten bei den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook eingestellt, wo sie in kürzester Zeit Interesse aus ganz Deutschland geweckt haben. Einige dieser neun kleinen Trompe l‘oeils werden schon in der nächsten Woche ein neues Zuhause finden – ohne jemals gesamthaft ausgestellt zu werden.
Die Reaktionen
Die Künstler-Reaktionen auf die Absage des Grand Salon waren traurig, aber auch verständnisvoll. Nur einige Teilnehmer sind abgesprungen, das Gros der Kunstgemeinschaft fühlt sich dem Salon verbunden. „Glücklich ist über die Absage keiner“, sagt Frank von Düsterlho.
Unsichere Planung
Wie es weitergeht, bleibt offen, denn in vielerlei Hinsicht wird bei den Kulturmachern auf Sicht gefahren. Das Publikum darf sich in dieser Zeit des Vakuums Gedanken über die Absage, die Künstler und die Plattform Grand Salon machen, die von den beiden Wehrer Idealisten geschaffen wurde, um professionelle Kunst sichtbar zu machen und zu fördern.