Michael Gottstein

Die für Oktober geplante Ausstellung „20/20 QuadrArt“ ist wegen der steigenden Zahl von Corona-Fällen abgesagt, und auch der für Januar und Februar geplante Grand Salon wird nicht in der gewohnten Form stattfinden können. Stattdessen werden die Wehrer Malerin und Kuratorin Elena Romanzin sowie Organisator Frank von Düsterlho die beiden Ausstellungen in einer neuen Präsentationsform zusammenführen: „20/20 QuadrArt schlüpft gewissermaßen unter das Dach des Grand Salons.“

Schwere Entscheidung

Die Verschiebung der Oktober-Ausstellung sei ihnen nicht leicht gefallen, berichten die beiden Kulturschaffenden, aber die Entwicklung der Pandemie und die Verantwortung für die Gesundheit der Besucher hätten ihnen schließlich keine andere Wahl gelassen. Zudem hat „20/20 QuadrArt“ einen internationalen Anspruch, so dass viele der mehr als 60 Künstler aus dem Ausland kommen.

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Einige wohnen in Ländern und Regionen, die zu Risikogebieten erklärt wurden, daher dürften die Künstler gar nicht einreisen oder müssten sich erst in Quarantäne begeben. Auch die Grand Salons ziehen erfahrungsgemäß Massen von Besuchern an – zu viele für das Hygienekonzept der Villa Berberich, das maximal 50 Gäste, verteilt auf sieben Räume, erlaubt. So muss der Grand Salon vorerst entfallen. Eigentlich hätte er unter dem Titel „Inspired by“ zeigen sollen, wie sich die Künstler von den großen Meistern der Kunstgeschichte beeinflussen lassen und deren Anregungen verarbeiten.

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Stattdessen wird „20/20 QuadrArt“ auf den Beginn des kommenden Jahres verschoben. Elena Romanzin und Frank von Düsterlho arbeiten derzeit an Konzepten, wie sie unter Pandemiebedingungen die Ausstellung realisieren können. Eine Möglichkeit bestünde darin, die Besucherströme zu kanalisieren, indem Gäste nur nach Voranmeldung zu bestimmten Zeiten eingelassen würden – so, wie es in berühmten Museen wie dem Grünen Gewölbe in Dresden oder der Villa Borghese in Rom seit langer Zeit üblich ist. „20/20 QuadrArt abzusagen, kam für uns nicht in Frage, denn wir schulden den Künstlern diese Präsentation“, so Frank von Düsterlho. Schließlich arbeiten sie schon seit Anfang dieses Jahres an den Werken.

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Das Konzept sah vor, in Anspielung auf die Jahreszahl 400 Werke im Format 20 mal 20 Zentimeter zuzulassen. Das formale Spiel mit Zahlen ist auch als Bezugnahme auf die Bedeutung von Zahlenverhältnissen und Quadraten in der Kunstgeschichte (man denke nur Malewitschs „Schwarzes Quadrat“) zu verstehen. Im Rahmen dieser formalen Vorgabe hatten die Künstler völlige Freiheit in der Wahl der Themen und Stile. Doch mit der Corona-Krise und dem Lockdown, der viele Künstler ihrer Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten beraubt hatte, änderte sich das Thema.

Note von Ernsthaftigkeit

In die eigentlich spielerisch-heiter und fantasievoll angelegte Ausstellung „kommt nun eine Note von Ernsthaftigkeit“, so Frank von Düsterlho, denn viele Künstler fingen an, ihre aktuelle Lage in den Werken zu verarbeiten und zu reflektieren. So hat Elena Romanzin während des Lockdowns in Trompe-l‘oeil-Manier auf eine quadratische Leinwand vier quadratische Wandfelder gemalt, in denen sich Teller und Espressotassen in verschiedenen Farben befinden. Ähnlich wie die Maler in ihren Ateliers ist auch das Geschirr in die Rahmen quasi „eingesperrt“, dennoch strahlen die Farben Fröhlichkeit aus, und der minutiös gemalte Rahmen aus Karton hat nicht unbedingt etwa Beengendes. „Für mich symbolisieren die Tassen das Leben, das sich während des Lockdowns eben in engerem Rahmen abspielen musste“, erklärt die Malerin die Ikonographie.