Eine Fotoausstellung in Corona-Zeiten: Da kann nicht ausbleiben, dass man auf den Aufnahmen Menschen mit Mund-Nasenschutz beim Shopping und beim Eisessen sieht. Ein seltsames Bild bei der Eröffnung der Ausstellung der trinationalen Fotogruppe f7 in der Villa Berberich war, dass Besucherinnen und Besucher ebenfalls mit Maske vor diesen Fotos standen.
Wer nun glaubt, die Schau könnte „Distanz“ heißen nach der gängigen „Social distance“-Regel, der irrt. Sie heißt positiver und verbindender: „Dialoge“. Gleichwohl begrüßte Gruppensprecherin Chris Rütschlin die Gäste im Park der Villa zu einer „Distanz-Vernissage“, da es auch im Grünen Abstand zu halten galt.
Schon hier wurde deutlich, dass die Fotoschau ein Statement in diesen auch für die Kunst schwierigen Zeiten ist. Das zeigte sich in der Rede der Journalistin und Fotokünstlerin Chris Rütschlin, die auf die „Orwellschen Restriktionen“, die wochenlangen Grenzschließungen und den Lockdown einging und dieser Zeit „ein Mahnmal setzen“ will in Form von Bildern und einer Installation.
Als „sensible Künstlerin“, so Rütschlin, habe der „Isolationsterror“ bei ihr Spuren hinterlassen. Die sieht man nicht nur in ihren Fotos von Menschen mit Masken, sondern in der Installation „Ihre Meinung zählt!“, die aktuell während der Mahnwachen auf dem Marktplatz in Lörrach entstanden ist. Auf weißen Blättern sollen Besucher ihre Meinung schreiben. Aus Rütschlins zweiter Heimat Paris stammen Großstadtszenen mit Menschen aller Hautfarben, die die Vielfalt der Weltkulturen in ihrer Kunst spiegeln.
Ein Raum wird von der Fotogruppe nicht bespielt, er war für das siebte Mitglied, den Schweizer Kurt J. Rosenthaler, reserviert, der zur Risikogruppe gehört und deshalb nicht teilnahm. In diesem Raum sind Dokumente zur Corona-Problematik ausgelegt.
Die Graphikdesignerin Tina C. Weimann hat frühere Bilder unter dem Aspekt der Corona-Krise und weil sie Mutter geworden ist, neu bearbeitet und als Sinnbild in Schutzfolie verpackt. Darin geht es um Wertvorstellungen, um Werte im Leben. Ihre Arbeiten bezeichnet sie selber als „graphisch und plakativ“, oft verbunden mit Typographie. Frühere Facebook-Posts, die sie aufgehängt hat, passen gut in diese Zeit.
Die in der Schweiz lebende Fabienne Domb sagt von sich, sie sei eigentlich Malerin, verbinde das aber mit Fotografie. Speziell zum Ausstellungsthema schuf sie eine neue Serie von Collagen (“Dialoge“). Dass auch sie das Corona-Thema betroffen macht, zeigen zwei Bilder von der Erde, die Mundschutz trägt.
Der auf analoge Schwarz-Weiß-Fotografie spezialisierte Reisefotograf Martin Keßler zeigt Dialogsituationen aus unterschiedlichen Ecken der Welt. Darunter Szenen, Landschaften und Porträts aus Bolivien, Brasilien, Armenien und anderen Ländern. Von Keßler sieht man auch Cyanotypien, eine klassische alte Technik, die zurückgeht zu den Anfängen der Fotografie.
Für den nicht anwesenden französischen Fotostudenten Robin Niedergang, der an der Fachhochschule für Film in Brüssel in Prüfungen steckt, erläuterte dessen Vater die Reisefotos, die vor drei Jahren in Japan entstanden sind. Die Tokio-Aufnahmen zeigen in einem spannenden Kontrast zur heutigen Situation Menschenmengen in klaustrophobischen Räumen und auf Straßen.
Nicht nur für die Gruppe war die Vernissage im Gras etwas Neues, sondern auch für Kulturreferentin Christine Stanzel, die sich über die vielen Stammvernissagegäste bei der „corona-sicheren“ Ausstellungseröffnung freute und das spezielle Hygienekonzept erläuterte. Stanzel erinnerte an die erste Ausstellung der Fotogruppe, betitelt „Augenweide“, und war wiederum überrascht vom breiten Spektrum der Fotografien.

Nachdem sich die Künstler im Park selber mit ihren Intentionen vorgestellt hatten, konnten alle Besucher mit 1,5 Meter Sicherheitsabstand durch die Ausstellung gehen, denn die Zahl blieb knapp unter dem Limit. Jürgen Scharf
Bei der bis 21. Juli dauernden Ausstellung „Dialoge“ der trinationalen Fotogruppe f7 in der Villa Berberich gelten Corona-Vorkehrungen wie Abstands- und Mundschutz-Regeln. Geöffnet Mittwoch, Donnerstag, Sonntag 14 bis 17 Uhr.