Es gibt wunderschöne Baudenkmäler in Bad Säckingen – das St. Fridolinsmünster, den Gallus- und den Diebesturm, die verwunschene Altstadt mit den verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden, das Trompeterschloss und die viele Jahrhunderte alte Holzbrücke.
Auch schöne Naturanlagen prägen die Kurstadt am Hochrhein. Zu denken ist hier nur an den Schlosspark mit seiner blühenden Vegetation und den gewaltigen Bäumen, unter denen der jahrhundertealte Au-Friedhof die Besucher magisch anzieht.

Ein 125 langes und 40 Meter breites Eiland
Nicht vergessen werden darf ein einzigartiges Naturdenkmal, welches ein ganz kleines Stückchen außerhalb der Stadt liegt und von der Uferpromenade aus nicht zu übersehen ist: die Fridolinsinsel. Das 125 Meter lange und bis zu 40 Meter breite Eiland liegt inmitten des Rheins zwischen der Trompeterstadt und Stein im Kanton Aargau sowie zwischen den beiden Brücken der Stadt – der einzigartigen rund 200 Meter langen überdachten Holzbrücke oberhalb und der modernen Fridolinsbrücke aus Stahl und Beton unterhalb.

Das Landratsamt erklärt sie zum Naturdenkmal
Eine Perspektive, die jedoch rasch ins Wanken gelangt, wenn man die Insel in einem Boot umrundet und sich ihr ganz vorsichtig annähert. Vorsichtig deshalb, weil die Insel unter einem ganz besonderen Schutz steht: Am 19. August 1987 wurde sie durch das Landratsamt Waldshut zu einem sogenannten flächenhaften Naturdenkmal erklärt und auf Betreiben der Schweiz hin sogar ein absolutes Betretungsverbot erlassen, um die dort brütende einheimische Vogelwelt zu schützen.
Immer wieder unwillkommene Besucher
Welche Gefahren drohen der Fridolinsinsel? Durch den Wellenschlag, den die mit zum Teil hoher Geschwindigkeit vorbeifahrenden Motorboote auslösen, ist die Insel von Erosion bedroht. Vor allem der im September 2024 aufgelöste Natur- und Verschönerungsverein Stein meldete darüber hinaus der deutschen Seite in den letzten Jahren immer wieder unerlaubte Betretungen der Insel, meist durch Bootsfahrer, welche das Gleichgewicht der Tier- und Pflanzenwelt auf der Insel empfindlich stören.
Laut Ralf Däubler, Umweltbeauftragter im Rathaus Bad Säckingen, verfügt die Trompeterstadt jedoch über keine Vollzugsgewalt, um das Betretungsverbot wirksam durchzusetzen – räumlich zu weit entfernt hierzu ist die Wasserschutzpolizei in Kehl.
Eine Erkundung mit dem neuen Rettungsboot
Wäre da nicht die Feuerwehrabteilung Wallbach mit ihrem anlässlich der 125-Jahr-Feier der Wehr in Dienst gestellten neuen Rettungsboot. Um die mit einem staatlichen Bootsführerschein versehenen Feuerwehrmänner mit dem neuen Boot und seinen Anforderungen vertraut zu machen, führte sie eine Bootstour von ihrem Gerätehaus aus den Rhein hinauf. Dabei wurden die Fridolinsinsel und die Holzbrücke passiert, bis schließlich kurz vor dem Rheinkraftwerk das stark motorisierte Rettungsboot wieder wenden musste.

Und der SÜDKURIER ist mit an Bord
Um für einen etwaigen Rettungseinsatz vorbereitet zu sein, wurde dabei auch mit aller gebotenen Vorsicht an der Fridolinsinsel angelandet – für den SÜDKURIER die einmalige Möglichkeit, die Insel zu besuchen und einmal den Blick von der anderen Richtung aus auf die Stadt zu werfen: von der Fridolinsinsel aus auf das Ufer mit dem Diebes- und dem Gallusturm, auf das dominierende St. Fridolinsmünster inmitten der Altstadt und natürlich auf die blumengeschmückte Holzbrücke.

Ein Dickicht aus Büschen und Sträuchern
An der Fridolinsinsel anzulanden, ist jedoch gar nicht so einfach. Nur wenige Stellen ermöglichen es dem erfahrenen Bootsführer der Feuerwehr Wallbach gefahrlos heranzukommen, um für einen etwaigen Rettungseinsatz auf die Insel zu gelangen. Ist es jedoch einmal geschafft, erwartet den Besucher ein undurchdringliches Dickicht aus Weidengebüsch und Sträuchern aus der Familie der Hartriegelgewächse, wie etwa der Kornelkirsche.
Aber auch Eiben sind mittlerweile auf der Insel heimisch. Deren Samen tragen nach Auskunft von Ralf Däubler die Vögel vom alten Friedhof auf die Insel. Nur am Ufer entlang und nur wenige Meter hinein kann die Insel daher begangen werden – ansonsten macht dichter Pflanzenbewuchs ein Vorankommen unmöglich.

Ein Rückzugsort für Insekten und andere Tiere
Und so soll es auch sein, bildet das Naturdenkmal doch einen sicheren Rückzugort für Insekten und Tiere am Boden wie in den hochgewachsenen Hybridpappeln. Während die stolzen Kormorane nach ihren Rundflügen um die Insel wieder sicher hoch oben in den Bäumen landen und ihr Gefieder trocknen, finden Schwäne und Enten am Boden ihr geschütztes Zuhause. Nicht gesichert ist, ob fleißige Biber gegenwärtig auf der Insel einen Bau bewohnen, Steinhummeln hingegen finden in sonnenbeschienenen Erdlöchern auf der Insel ihre Heimat.
Bizarr ragen Wurzeln aus dem Boden
Nicht nur der Schutz der Tiere und der undurchdringliche Hecken- und Baumbewuchs verbieten es, die Insel tiefer zu erkunden. Auch am Ufer selbst ist ein Fortkommen nur schwer möglich, bergen doch umgefallene Bäume und bizarr aus dem Boden ragende Wurzeln die Gefahr, in den Fluss zu stürzen.

Die Sehenswürdigkeiten im Lichterschein
Doch für diese Einschränkungen bietet die Weiterfahrt mit dem Rettungsboot der Feuerwehr Wallbach manche Entschädigung. Mittlerweile ist es dunkel geworden – und die herrlichen Sehenswürdigkeiten von Bad Säckingen erstrahlen im Schein der elektrischen Beleuchtung und des aufkommenden Sternenhimmels in einer romantisch-magischen Atmosphäre.

Der schlanke Diebesturm erscheint als Ort unzertrennlicher Zweisamkeit, die Holzbrücke als ein ewiges Denkmal der Zusammengehörigkeit der Menschen an beiden Rheinufern, das kunstvoll angestrahlte Münster als Symbol der Gegenwart einer guten Macht und der robuste Gallusturm als Monument wehrhafter Dauer.
Die Naturgewalt des Rheinstroms
Nähert sich das Boot dann dem mächtig tosenden Rheinkraftwerk, erfasst den Passagier auf dem Rettungsboot der Eindruck der unbezwingbaren Naturgewalt des Rheinstromes – dem nur die Fridolinsinsel sicher trotzen kann.

Ein Blick auf den Brückenheiligen Johannes Nepomuk
Einen ganz besonderen Höhepunkt darf die Bootsbesatzung schließlich bei der Rückfahrt vom Kraftwerk erleben. Nachdem die Holzbrücke passiert ist, geht der Blick unwillkürlich noch einmal zurück und hinauf zu den auf der Schweizer Seite leuchtenden Lichtern – und tatsächlich, aus einer der seitlichen Öffnungen blickt unscheinbar und still, umfangen von einem zarten Licht, der Brückenheilige Johannes Nepomuk hinab auf unser Boot. Ein Bild, welches eine unbeschreibliche Stimmung zaubert und der Bootsbesatzung die Gewissheit schafft, dass von ganz hoch droben ein besonderer Schutz für sich wacht.

War der Heilige Fridolin überhaupt auf der Insel?
Der Heilige Fridolin hat übrigens selbst wohl nie auf der nach ihm benannten Insel gewohnt, niemand weiß, ob sie überhaupt bestand, als der Wandermönch im 6. Jahrhundert aus dem heutigen Frankreich in die Region kam.
Bis 1961 war sie nur eine Art Sandbank
In der jüngeren Zeit bildete sie übrigens einen wenig gastlichen Ort, bestand er doch bis 1961 lediglich aus einer Art Sandbank, die erst im Zuge des Baus des Rheinkraftwerks befestigt und bepflanzt wurde. Und bis dahin war es übrigens auch nicht verboten, das karge Eiland zu betreten – eine Erfahrung, von der manch älterer Säckinger heute noch berichten kann.
Die große Insel verschwand 1830
Nicht erhalten ist hingegen die große Insel, auf der bis 1830 das Säckinger Münster stand – jenes Jahr, in dem einer der beiden Rheinarme um die Stadt und das inzwischen aufgehobene Kloster zugeschüttet wurde. Damit verschwand jene weitaus größere Insel, auf der einst der Ort des Heiligen Fridolin entstand.