Schon lange wollten die Helfer mit Herz, die ehrenamtlichen Unterstützer der Obdachlosen in Bad Säckingen, ein Vereinsheim aufbauen. Ende Juli haben sie dazu einen Antrag für eine Nutzungsänderung einer Doppelhaushälfte in der Mumpferfährstraße bei der Stadt eingereicht. Allerdings regt sich bei den Anwohnern Widerstand. Die Stadt bietet Alternativen an.
Aber von Anfang an:
Vieles wäre einfacher mit Dach über dem Kopf
„Wir brauchen einen Ort, wo sich die Obdachlosen mit uns nach Absprache treffen können“, erzählt Kathrin Wolfrum, Pressewartin der Helfer mit Herz, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Jede Woche verteilen die Helfer warmes Essen an die Menschen – und zwar mitten in der Stadt. Auch dies wäre einfacher und mit weniger Schlepperei verbunden, gäbe es ein Vereinsheim mit einer Küche. So viel ist also klar: Ein Gebäude muss her.

Die Lösung schien nah, als der Verein vor einem halben Jahr eine Anzeige im SÜDKURIER sah, in der ein Eigentümer seine Doppelhaushälfte für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellte. Die Helfer nahmen Kontakt auf und der Eigentümer wollte das Gebäude in der Mumpferfährstraße dem Verein kostenlos zur Verfügung stellen.
„Das ist eigentlich unglaublich, ein Traum wird wahr“, schwärmt Wolfrum über die Großzügigkeit des Eigentümers. „Das Gebäude ist zwar restaurierungsbedürftig und wir müssten es umbauen, aber unsere Schützlinge könnten mithelfen und so könnten wir ein gemeinsames Projekt daraus machen“, erzählt Wolfrum. „Es tut ihnen gut, wenn sie eine Aufgabe bekommen.“
Hier könnten die Schützlinge duschen, eine Postadresse bekommen, sich mit Sozialarbeitern treffen und die Helfer könnten für ihre Schützlinge einmal in der Woche kochen. Auch eine Kleiderkammer sei dort geplant, wo die Schützlinge sich ausrüsten könnten. In der Wärmestube könnten sie sich an kalten Tagen aufwärmen – immer nach Absprache und in Begleitung eines Vorstandsmitglieds des Vereins. So der Plan.
Anwohner lehnen Ansiedlung ab
Doch es gibt Hindernisse. Die Stadt habe die Anwohner bezüglich des Antrags angeschrieben, woraufhin einige Widerspruch eingelegt hätten. „Auch wir selbst haben bei Gesprächen mit den Anwohnern festgestellt, dass wir dort nicht willkommen sind“, erzählt Wolfrum.
Dabei würde eine Seite der Doppelhaushälfte nicht einmal an das Wohn-, sondern an das Industriegebiet grenzen. „Doch manche möchten nicht, dass unsere Schützlinge hier über die Straße laufen.“ Die Anwohner hätten falsche Vorstellungen und Vorurteile gegenüber den Obdachlosen. Sie würden Lärm befürchten. Dabei stünde ein ruhiger und harmonischer Umgang im Verein an der Tagesordnung. Und auch Alkohol und Drogen seien tabu, versichern die Helfer mit Herz. Befürchtungen, dass Obdachlose dort übernachten würden, seien unbegründet, wie Wolfrum sagt. Man wolle keinen Ärger und keine Unruhe stiften, betont sie mehrmals.
Verein will Konflikten mit einer Alternative aus dem Weg gehen
Um dem Konfliktpotential aus dem Weg zu gehen, habe die Stadt daraufhin dem Verein Alternativen vorgeschlagen. Eine lag im Trottäcker, was jedoch zu weit weg war für die Helfer. Weitaus interessanter für den Verein klinge jedoch die Alternative, eines der freien Grundstücke im neu geplanten Gewerbegebiet Gettnauer Boden zu erwerben oder zu pachten und dort das Vereinsheim in Container-Bauweise aufzubauen.
Und wie will der Verein das finanzieren?
Hier kommt erneut der Eigentümer der Doppelhaushälfte ins Spiel. Er würde seine Immobilie verkaufen und die Einnahmen dem Verein spenden, wie Wolfrum erzählt. „Wir tendieren zu dieser Lösung, das kommt nun auch auf das Angebot der Stadt bezüglich des Grundstücks an“, sagt Wolfrum.
Sie hebt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt hervor. Der Verein freue sich über die Vorschläge und das Entgegenkommen. Am kommenden Dienstag soll der Gemeinderat zunächst über die Nutzungsänderung in der Mumpferfährstraße abstimmen. Dann sehen die Helfer weiter. Sie wären jedenfalls froh, wenn sie bald ihr Essen und ihre Spenden nicht mehr mitten in der Stadt auf der Straße verteilen müssten.