Am Fasnachtsdienstag, bevor die Fasnachtszeit sich wieder ihrem Ende neigt, startet in Laufenburg noch eines der größten närrischen Höhepunkte: Das Narrolaufen. Die Narronen der Narro Altfischerzunft 1386 Laufenburg, eine Zunft in zwei Ländern (D/CH), ziehen bepackt mit Orangen, Wecken und Würsten rückwärts durch die Gassen der „mehreren Stadt“ (Schweiz) und der „minderen Stadt“ (Deutschland).
Doch bevor es los geht, treffen sich die Narren der beiden Länder und laufen gemeinsam durch die Doppelstadt. In Laufenburg (CH) warten schon die Narren der Schweizer Seite auf ihre deutschen Kollegen.
Einmal geht es ab durch Laufenburg auf beiden Seiten des Rheins, bevor sie sich wieder trennen und sich von hungrigen Kindern durch die Gassen treiben lassen.
Endlich geht es los: Kinder aber auch Erwachsene trotzen dem regnerischen Wetter. Sie sind schon mit Tüten und Taschen bepackt, um möglichst viele Orangen, Wecken und Würste mitnehmen zu können. Dafür müssen sie aber traditionelle Sprüche aufsagen können, wie beispielsweise:
Es hocke drei Narre uf‘s Hanselis Charre, Wie lache die Narre, Narri! Narro!
Die Narren stimmen die traditionellen Verse an, die Kinder sprechen sie mit. Nur, wenn sie laut genug sind, gibt es was zwischen die Zähne.
Rückwärts treiben sie die Narren durch die Gassen, bis diese die begehrten Leckereien in die Menge werfen. Aber Vorsicht: Kriegt man eine Orange auf den Kopf, kann das ganz schön weh tun.
Die Hände schnellen nach oben: Wer fleißig seine Sprüche aufsagt, will schließlich auch eine Belohnung!
Nachdem die hungrigen Kinder die Narren bis zum Stadttor getrieben haben, haben sie immer noch nicht genug. Weiter geht die Raubtierfütterung:
Mit rot-gelb bemalten Stangen halten die Narren die hungrige Meute in Schacht.
Fahr ufe, fahr abe
Fahr Laufeburg zue,
Wie tanze die Wälder,
Wie chläppere die Schueh!
Nicht nur die Kinder scheinen Freude am Aufsagen der derben Sprüche zu haben, auch die Narren legen sich kräftig ins Zeug:
Nachdem die Narren bis an den äußersten Rand der Altstadt getrieben wurden, teilen sie die Meute in kleine Gruppen auf. Artig sagen die Kinder ihre Sprüche für ein letztes Würstchen auf:
Luschtig isch de GöttiRueb,
Wenn er Samba tanze tuet!
Luschtig isch de Metzger Meyer,
Frisst am Friitig Speck statt Eier!
Und zu guter letzt: Was hat es eigentlich mit dem Narrolaufen auf sich?
Der Brauch des Narrolaufens hat eine lange Tradition. Bis heute gibt es verschiedene Deutungen. Eine besagt: Es handelt sich um das „Ueberloufen mit dem Kuechelin holen“. Eine andere besagt wiederum, dass das Narrolaufen auf das Jahr 1364 zurückgeht. Die Laufenburger Grafen seien in diesem Jahr auf Kriegszügen in Italien gewesen und wären dabei siegreich gewesen. In Florenz seien sie mit ihrer Beute und den Gefangenen eingezogen. Als Erinnerung an diesen ruhmreichen Tag sei das Narrolaufen ins Leben gerufen worden. die gängigste Deutung geht allerdings auf einen mittelalterlichen Brauch zurück: Die Witwen- und Waisenbescherung. Viele Laufenburger arbeiteten über Jahrzehnte in den Fischereien und Flößereien. Dabei sei es immer wieder zu Todesopfern gekommen. Was zurückblieb: Witwen und Waisen. Nach der Fischer- und Flößerordnung seien sie aus der gemeinsamen Kasse der Zunft unterstützt worden. Auf diese Gepflogenheit geht der heutige Brauch zurück.