Eigentlich sollten die indischen Austauschschüler in diesem Sommer die Säckinger Innenstadt erkunden und ihre Gastgeschwister wiedersehen – doch in Zeiten von Corona kam es anders. Die Schüler der Rudolf-Eberle-Schule und der Hauswirtschaftlichen Schulen müssen leider vorerst auf den Gegenbesuch ihres indischen Gastgeschwister verzichten.

Nachklingende Erfahrung: In diesem Jahr waren Philip Griese und Jasper Florek mit den Lehrern Andrea Menne, Benjamin Kaiser und Marcel ...
Nachklingende Erfahrung: In diesem Jahr waren Philip Griese und Jasper Florek mit den Lehrern Andrea Menne, Benjamin Kaiser und Marcel Hennecke beim Indienaustausch dabei. | Bild: Julia Becker

Neugierig auf eine andere Kultur

In diesem Frühjahr reisten Philip Griese und Jasper Florek zusammen mit acht weiteren Schülern der beiden berufsbildenden Schulen zur Jamnabai Narsee School in Mumbai. „Ich interessiere mich sehr für andere Kulturen“ so der 17-jährige Philip Griese.

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Auch der 18-jährige Jasper Florek war neugierig auf die andere Kultur. Dank guter Vorbereitung wussten die Schüler zwar, was sie erwartet – der Kulturschock blieb aber nicht aus: „Es wird auch Gesang und Tanz vorbereitet, beides hat einen hohen Stellenwert in der indischen Kultur“, so Lehrer Marcel Hennecke.

Klare Empfehlung: Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken und auch ein bisschen gemeinsam feiern – wie hier zum indischen ...
Klare Empfehlung: Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken und auch ein bisschen gemeinsam feiern – wie hier zum indischen Frühjahrsfest Holi, dem Fest der Farben. | Bild: ANDREA MENNE/RES

Begrüßungsessen um drei Uhr morgens

Gleich nach der langen Flugreise ging es für die Schüler in ihre Gastfamilien. Trotz der Ankunft um drei Uhr morgens seien sie sehr herzlich begrüßt worden, inklusive einer Mahlzeit. Für die Familien machte das weniger Umstände als zu erwarten: „Die teilnehmenden Familien sind sehr wohlhabend, mit eigenem Personal“, so Menne.

„Meine Familie hatte acht Autos. Ich durfte mir aussuchen, mit welchem wir zur Schule fahren“, berichtet Jasper Florek. Aber auch im Tuk-Tuk, der typischen kleinen Autorikscha sei man zur Schule und zurück gefahren. „Es gibt da extreme Gegensätze, sehr reiche Menschen und sehr arme“, berichtet Philip Griese.

Mit den Gastgeschwistern habe man sich gut verstanden, aber „sie haben schon andere Interessen, und sind extrem auf ihr Smartphone fokussiert, selbst im Gespräch“, musste Griese feststellen. Am Schulunterricht hatten die Austauschschüler nur gelegentlich teilgenommen – bei Hindi als Unterrichtssprache hätten sie kaum folgen können. „Der Unterricht war schon ähnlich, der Umgang mit den Lehrer war aber speziell – sehr locker“, so Florek.

Mumbai ist das Zentrum der indischen Filmindustrie: Bei einem Besuch in dem bekannten Studio Film City konnte die Gruppe hinter die Kulissen schauen und durch Zufall zwei bekannte Schauspieler treffen. Ebenfalls ein großer Industriezweig ist die Pharmaindustrie: Bei einer Besichtigung einer Fabrik konnten die Schüler diese exportstärkste Branche Indiens aus der Nähe kennenlernen.

Kontrastprogamm im Ökodorf

Ein Kontrastprogamm war dann der Besuch in einem Ökodorf und in einer Slumschule. Im Rahmen des R.E.A.P. – Projekts sammeln die Schüler ein Jahr lang nicht mehr gebrauchte Schulmaterialien, die dann aufgearbeitet werden. „In diesem Jahr hatten wir 60 Mäppchen dabei“, freut sich Menne.

Der Besuch im Slum hat auch die Schüler nachhaltig beeindruckt: „Es war krass zu sehen, auf was für einem engen Raum gelebt wird“, so Florek. „Ich habe so was noch nie gesehen, allein der Geruch – es ist kein Vergleich zu Deutschland.

Und doch waren die Schüler sehr motiviert“, so Griese. Ein wichtiger Punkt wohl auch für die indischen Schüler: „Ich hatte den Eindruck, dass auch die indischen Schüler zum erstem Mal sehen, wie andere Menschen leben“, so Marcel Hennecke.