Es war das Jahr der Jubiläen in der Trompeterstadt. Selten gab es so umfangreich Gelegenheit, alles über die Geschichte von Bad Säckingen zu erfahren. Es gab Ausstellungen im Hochrheinmuseum Schloss Schönau, auf der Holzbrücke und in der Villa Berberich sowie begleitende Vorträge. Es gab aber auch Ärger. Im Oktober schloss die Notfallpraxis aufgrund einer Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung mit sofortiger Wirkung. Dagegen regt sich immer noch Widerstand in der Bevölkerung.
Stadt feiert gleich sechs Jubiläen
In Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Stadtarchiv, dem Kunstverein Hochrhein, Pro Bad Säckingen und dem Hochrheinmuseum Schloss Schönau wurden im Laufe des Jahres sechs Jubiläen in Form von Ausstellungen und Festlichkeiten gewürdigt und gefeiert: 450 Jahre Holzbrücke Bad Säckingen, der 100. Geburtstag des Kunstmalers Frowald Häusler, die letzte Fürstäbtissin Maria Anna von Hornstein-Göffingen wurde vor 300 Jahren geboren, 50 Jahre alt ist das Brückenfest. Der 75. Geburtstag des Malers Hansjörg Bisswurm und die Städtepartnerschaften, die vor 50, 40 und 35 Jahren geschlossen worden sind, wurden ebenfalls gefeiert.
Der Ärger über die Kassenärztliche Vereinigung
Ein Urteil des Bundessozialgerichtes Ende Oktober hatte weitreichende Folgen. Es führte dazu, dass etliche Hausärztliche Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) schließen mussten. Darunter auch die in Bad Säckingen mit sofortiger Wirkung. Hintergrund ist, dass sowohl die Kassenärztliche Vereinigung als auch die Kassenzahnärztliche Vereinigung für den Betrieb ihrer Notfallpraxen sogenannte Pool-Ärzte freiberuflich beschäftigten. Das bemängelte nun aber das Bundessozialgericht. Das höchste deutsche Sozialgericht sieht in der Tätigkeit der Pool-Ärzte keine selbstständige Arbeit, sondern eine abhängige Beschäftigung. Aus diesem Grund seien Sozialabgaben zu zahlen. Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl erhob Vorwürfe gegen die KV und auch Landrat Martin Kistler meldete sich zu Wort. Der Förderverein Pro Spital organisierte eine Unterschriftenaktion für die sofortige Wiedereröffnung der Einrichtung.
Gesundheitscampus auf der Zielgeraden
Die Baustelle des Gesundheitscampus Bad Säckingen macht Fortschritte. „Wir sind in einem guten Fahrwasser“, bestätigt Holger Amann. Der Geschäftsfrüher der Firma Hery führt als Bauherrenvertreter die Aufsicht auf der Baustelle. Nach dem Kostenschock im vergangenen Sommer konnte man die künftige Struktur im Erdgeschoss kaum erahnen. Heute stehen 95 Prozent der neuen Wände, die Elektrik ist verlegt, die Haustechnik in Arbeit – es ist mittlerweile ein Labyrinth an Fluren, Praxen und Zimmern. Auf der Baustelle brummt es.
Zu den Mietern im Ärztezentrum im Erdgeschoss gehört das Orthopädische Zentrum Bad Säckingen (OZBS) mit den Ärzten Tobias Noll, Oleg Mironov, Jens Bayer, Andreas Lange und Volodymyr Lopushniak. Diese ziehen aus den beengten Räumen im Marienhaus auf den Campus um. Dort entsteht auch ein Operationssaal für ambulante Eingriffe. Dieser dürfte vor allem vom Orthopädischen Zentrum genutzt werden, das regelmäßig operative Eingriffe vornimmt. Zu den künftigen Mietern gehören außerdem die Park-Apotheke, eine Filiale des in Obersäckingen ansässigen Sanitätshauses Schneider, das Labor Blessing, die Rehaklinik mit einem ambulanten Physiotherapie-Angebot sowie im Untergeschoss OM Catering Masur sowie die Podologiepraxis Müller und die Praxis für Hypnose von Kerstin Guhl.
Kurios: Deutschland wird in Bad Säckingen größer
Die deutsche Staatsgrenze zur Schweiz ist im Frühling um 8,2 Meter nach Süden verlegt und Deutschland damit vergrößert worden. Der Hintergrund: Die Landesgrenze zur Schweiz wurde 1808 als Verbindung der tiefsten Punkte des Flusses festgelegt. Doch künftig wird es die Rheinmittellinie sein. Auf der Bad Säckinger Holzbrücke wurde sie vom Beauftragten der Schweizer Landesgrenze Alain Wicht am 31. Mai bestimmt. Er stellte fest, dass sich die künftige Grenze um 8,2 Meter zur Schweiz hin verschiebt.

Wie bei Monopoly: Zwei Hotels stehen zum Verkauf
Gleich zwei Bad Säckinger Hotels wechselten und wechseln ihre Besitzer. Bad Säckingens erstes Haus am Platz wird bald in neuen Händen sein. Christian Herzog, Betreiber und Eigentümer des „Goldenen Knopf“ in der Altstadt, wird das Haus im Frühjahr übergeben. Die Coffee Fellows GmbH München übernimmt den Betrieb zum 1. März zunächst als Pächter, für 2027 sei der Verkauf der Immobilie an Coffee Fellows GmbH vereinbart, so Herzog. Fast zeitgleich verkündete die Aqualon Therme, dass sie sich vom Aqualon-Hotel „Zum Schweizerblick“ trennen möchte. Aktuell ist die Therme auf der Suche nach einem Käufer.
Die Stimme der Jugend wird 25
Der Jugend in der Stadt eine Stimme geben, das ist die Aufgabe eines Jugendparlaments. In Bad Säckingen hat das Tradition. Das Jugendparlament wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Ein Schüler der Werner-Kirchhofer-Realschule ergriff 1997 die Initiative und setzte sich für die Gründung des ersten Jugendparlaments ein. Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren waren zur Wahl aufgerufen und konnten sich um die aktive Mitarbeit im Jugendparlament bewerben.

Lian Hussein war es, die dem Jugendparlament 2023 neues Leben eingehaucht hat. Vor zwei Jahren als Praktikantin in der Stadtverwaltung tätig, fiel ihr eine Anwesenheitsliste einer Gemeinderatssitzung in die Hände. Die Spalten der Teilnehmer des Jupa blieben leer. Innerhalb einer Woche mobilisierte die 18-Jährige Bekannte und Freunde. „Heute sind wir wieder 21 Mitglieder“, sagt sie. Gewählt worden ist das Gremium nicht. 2024 soll sich das ändern. Bad Säckingen ist eine der wenigen Städte, die ihr Jugendparlament nicht wählen.