Die neuen 30er-Bereiche in Bad Säckingen haben von Anfang an polarisiert. Jetzt gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung seit dem 26. September. Für viele Autofahrer eine Umgewöhnung. Die Stadt zieht ein positives erstes Fazit.
Die Debatte über ein Tempolimit vor allem auf der B34 erhitzte die Gemüter und sorgte schlussendlich für einen Kompromiss im Gemeinderat. Dort muss nur zwischen 22 Uhr und 6 Uhr langsamer gefahren werden. Auf der Schulhausstraße hingegen gilt nun ganztägig die Begrenzung von 30 Stundenkilometern (der SÜDKURIER berichtete).
Positive Rückmeldung von Anwohnern
Die Anwohner scheinen mit der neuen Regelung sehr zufrieden zu sein, erklärt der Leiter des Bad Säckinger Ordnungsamts Uwe Böhler: „In Bürgergesprächen wird schon gesagt, dass es besser ist“, berichtet Böhler. Ob die Maßnahme tatsächlich dem Lärmaktionsplan der Stadt entspricht, müssen jedoch erst erneute Messungen zeigen. Diese haben bisher noch nicht stattgefunden, dennoch komme der 30er-Bereich gut an, so der Ordnungsamtsleiter.
Vielmehr bekomme die Stadt regelmäßig Anfragen, von Bewohnern in anderen Gebieten in Bad Säckingen, die sich ebenfalls Tempo 30 wünschen. Teilweise sehen sich die Anwohner dort nun benachteiligt, da es dort rechtlich schwierig sei einen Tempo-30-Bereich einzurichten.

Dennoch würden sich derzeit, laut Angaben des Ordnungsamts, vier sogenannte Verkehrsvorschläge, also Anfragen auf 30er-Bereiche in Wohngebieten bei der Stadt Bad Säckingen in Prüfung befinden. „Die Anwohner wünschen sich verstärkt Tempo 30“, sagt Uwe Böhler.
Bremst Tempo 30 den Verkehr aus?
Grundsätzlich sieht Böhler in einer 30er-Begrenzung „keine Verkehrsbehinderung“. So hält er das nächtliche Tempolimit in Bad Säckingen für eine angebrachte Maßnahme. Allerdings: Tagsüber findet er eine 30er-Begrenzung wegen des Durchfahrtsverkehrs mit vielen Lkw nicht sinnvoll, so der Leiter des Ordnungsamts.
Es gebe aber auch Bürger, die sich tagsüber ausgebremst fühlen, berichtet der Behördenleiter aus Bürgergesprächen. Denn angeblich würde so mancher Verkehrsteilnehmer die zeitliche Begrenzung auf den Schildern nicht wahrnehmen und so auch am Tag die Geschwindigkeit auf 30 reduzieren. Böhler selber kann dies jedoch nicht bestätigen: „Es gibt keine Kenntnisse über solche Fälle“, berichtet er. Allerdings stocke der Verkehr zu den Stoßzeiten ohnehin auf der B34, meint er weiter. Dies stehe jedoch nicht im Zusammenhang mit den neuen Schildern.
Blitzt es nun öfter?
Nach einer Kulanzzeit wird inzwischen die Geschwindigkeit per Blitzer kontrolliert. Dabei zeigt sich ein kleiner Anstieg vor allem nachts auf der Schaffhauser Straße. Von 359 Verstößen die seit Beginn des nächtlichen Tempolimits geblitzt wurden, wurden 260 Autofahrer zwischen 22 und 6 Uhr erwischt. Damit hat die Stadt allein an der B34 Bußgelder von 12.525 Euro eingenommen. Das Blitzgerät an der B34 stellt die Messungen dabei automatisch um 22 Uhr von 50 auf 30 Stundenkilometern um. Morgens um 6 Uhr stellt es sich automatisch wieder zurück.
An der Schulhausstraße und in der Waldshuter Straße wurde seit Beginn des 30er-Bereichs in der Schulhausstraße 374 Verstöße erfasst, die zu Einnahmen von 14.215 Euro geführt haben. Uwe Böhler geht jedoch davon aus, dass sich die Autofahrer noch in einer „Umstellungsphase“ befinden. Damit hat die Stadt seit Einführung des 30-Limits auf der B34 und der Schulhausstraße insgesamt zusätzlich 26.740 Euro eingenommen. Wieviel nimmt die Stadt eigentlich im ganzen Jahr an Tempo-Bußgeldern ein? Im gesamten Jahr 2022 waren es rund 300.000 Euro.
Neue Blitzer für Bad Säckingen
Wie die Stadtverwaltung nun bekannt gab, soll eine weiteres Blitzgerät und eine zusätzliche Säule für die Überwachung des Lärmaktionsplans angeschafft werden. Ob der neue Blitzer kommt und wo die Säule platziert wird, wird der Gemeinderat Mitte November entscheiden. Die Stadt würde die Blitzersäule aber bevorzugt in der Schulhausstraße stehen sehen. Die Anschaffung soll zur Erfüllung der EU-Lärmvorgaben erfolgen, meint Böhler dazu. Das Ordnungsamt habe die Aufgabe zu kontrollieren, ob die Maßnahmen eingehalten werden.
Andere Probleme bleiben
Das Ordnungsamt zieht also ein positives Fazit aus den ersten Wochen Tempolimit. Doch ein Ärgernis für die Anwohner bleibt aus der Sicht von Uwe Böhler: Die Lärmbelastung durch Auspuffanlagen sei durch die verringerte Geschwindigkeit nicht veränderbar. Zwar gebe es in Bad Säckingen keine Tuning-Szene, doch gerade im Sommer seien oft Motorräder unterwegs.
Auch Lärm durch Lkw gebe es nach wie vor. „Da sind wir als untere Verkehrsbehörde machtlos. Stattdessen müssten hier Polizei und Bundespolitik handeln“, sagt Böhler.