Nicht nur Deutschland ist im Lockdown, auch in der Schweiz wurde das öffentliche Leben heruntergefahren. Und das trifft die Fasnacht auf beiden Seiten des Rheins mit voller Wucht. Alle Veranstaltungen sind abgesagt. Geht es den Narren im Fricktal genauso wie uns? Ein Einblick in deren Gefühlslage.

Ein wenig schwingt die Wehmut bei Fredy Böni mit. Eigentlich hätte der Möhliner Gemeindeammann am Abend des 1. Faisse den Meler Galgenvögeln und der Fasnachtszunft Ryburg den Schlüssel zum Gemeindehaus übergeben und damit die fünfte Jahreszeit eingeläutet. Weil Böni nicht mehr kandidiert, hätte er dies zum letzten Mal als Gemeindeammann getan. Doch wegen Corona kam es nicht dazu. Böni sagt: „Ich bedauere es sehr, dass die Fasnacht nicht stattfinden kann.“ Es sei der größte Kulturanlass im Dorf gewesen.

Möhlins Gemeindeammann Fredy Böni (Archivbild).
Möhlins Gemeindeammann Fredy Böni (Archivbild). | Bild: Petra Wunderle

Schweiz: Auch kein Machtwechsel

Da geht es dem schweizerischen Gemeindechef ähnlich wie seinen deutschen Amtskollegen: Die Schlüsselübergaben waren für Böni immer „schöne Momente“. Darüberhinaus – und da kennen wir auf deutscher Seite auch einige – bezeichnet er sich selbst als passionierten Fasnächtler. Dies auch, weil er die Erfahrung gemacht habe, dass Menschen, die im politischen Diskurs Differenzen austragen, sich an Fasnacht in einem unbeschwerten Rahmen austauschen und diese allenfalls bei einem Glas Wein glätten können. „Dass dies nicht möglich ist, trifft mich am meisten“, sagt Böni. Fasnacht sei gerade auch hier so etwas wie ein kultureller Kitt, damit das Dorf wieder zusammenrückt.

Auch die Ästhetik der Kostüme und die Kreativität der Wagenbauer und Schnitzelbänkler, die das Weltgeschehen, aber auch lokale Aktualitäten aufs Korn nehmen, wird Böni vermissen. Dass da die Narren zuweilen dem Gemeinderat den Spiegel vorhalten – wenn oft auch kritisch –, schätzt Böni sehr. „Das darf sein, das muss auch mal sein“, so Böni.

Zwei Städte – eine Fasnacht

Für Roman Maier von der Narro-Alt-Fischerzunft Laufenburg war es ein ungewohntes Gefühl, am 1. Faisse nicht mit der Tschättermusik durch die Stadt ziehen zu können. Er sagt: „Das Musizieren wird mir wohl am meisten fehlen.“ Als Alternative zu Veranstaltungen ist in Laufenburg die Fasnachtskultour entstanden. Sieben motivierte Tambouren und engagierte Fasnächtler haben sich das Ziel gesteckt, die fünfte Jahreszeit in Schaufenstern und virtuell wach zu halten.

In Kaisten haben die Narren pünktlich zum 1. Faissen, 28. Januar, die traditionellen Fasnachtsfiguren entlang der Dorfstrasse ...
In Kaisten haben die Narren pünktlich zum 1. Faissen, 28. Januar, die traditionellen Fasnachtsfiguren entlang der Dorfstrasse aufgestellt. So auch die Müllerin in diesem Jahr coronakonfrom mit Mund-Nasen-Schutz. | Bild: Dennis Kalt

Es tut weh ohne Fasnacht

Groß ist die Wehmut auch bei Marco Zaugg, Präsident der Kaistener Fasnachtsgesellschaft Chaischter Haldejoggeli. „Es ist unbeschreiblich, wie weh das tut, dass wir keine Fasnacht machen können“, verleiht er seiner Trauer Ausdruck. Vermissen würden die Narren etwa, dass die Tschättermusik ausbleibt. Zaugg sagt: „Das soziale Miteinander und das miteinander Feiern wird uns am meisten fehlen.“

Traurig, so Zaugg, sei es auch für die Kinder, dass die Fasnacht in diesem Jahr ausbleibe. Einige von ihnen seien noch nicht in dem Alter, dass sie begreifen, warum es dieses Jahr keine Fasnacht im Dorf gibt.

Das Wasentor zur Laufenburger Altstadt.
Das Wasentor zur Laufenburger Altstadt. | Bild: Dennis Kalt

Eine begeisterte Fasnächtlerin ist auch Béa Bieber aus Rheinfelden. So sagt die GLP-Großrätin: „Das Ambiente, die Lebensfröhlichkeit und die vielen positiven Begegnungen an Fasnacht geben mir immer viel Kraft für die folgenden Monate.“ Auch ein wichtiger Punkt für Bieber ist jener, dass die Fasnacht in Rheinfelden eine grenzüberschreitende sei und damit auch die Stadt durch das kulturelle Geschehen über den Rhein hinweg verbindet.