Sabrina Steuck ist eine junge Frau, die, wie sie sagt, „ein Helfersyndrom hat“. Sie kümmert sich um die Menschen ganz unten. Und auch, wenn sie immer wieder gute Taten vollbringt, macht sie es ganz ohne Eigennutz, ohne eine Gegenleistung und ohne Lob zu fordern. Denn sie macht es voller Überzeugung und mit ganz viel Herzblut. Nun möchte die bescheidene 32-Jährige aus Murg-Hänner einen Gabenzaun für Obdachlose in Bad Säckingen errichten.
Jeder kann Essen und Kleidung dran hängen
„Ich kann einfach nicht wegschauen“, sagt Sabrina Steuck in Bezug auf die Menschen, die auf der Straße leben. Vor allem um diese kümmert sie sich besonders. Denn: Sie haben nichts. „Wenn man helfen will, sollte man ganz unten anfangen, denn man kann diese Menschen wieder hochholen“, so die junge Frau. Nach vielen Projekten möchte sie gemeinsam mit ihrer Frau Nicole nun einen Gabenzaun in Bad Säckingen errichten. Hier könne dann jeder Kleidung und Lebensmittel hinhängen, die sich die Obdachlosen dann nehmen können. Der Plan steht, die Umsetzung folgt noch. Der Zeitplan ist straff. „Am liebsten wäre es mir, wenn der Zaun gestern schon stand, aber realistisch ist, wenn er Ende November steht“, so die 32-Jährige voll motiviert und auch etwas ungeduldig. Der Stadt Bad Säckingen hat sie vor einigen Wochen eine Anfrage gestellt, wo der Zaun aufgestellt werden könne und, was sie dafür benötige. Eine Antwort steht noch aus. Sie möchte zwar bei „ihren“ Projekten agieren, brauche aber auch Unterstützer. „Einer muss den ersten Schritt machen“, sagt sie. Deshalb hat sie kürzlich einen Aufruf im sozialen Netzwerk Facebook gestartet, mit dem sie Mithelfer sucht. Daraufhin gab es schon einige Rückmeldungen. Mit einer Helferin, die den Gabenzaun in Köln organisiert, hat sie sich ausgetauscht, sich Tipps geholt. „Wir wollen es groß werden lassen“, sagt Steuck. Der Gabenzaun könne in der Nähe des Schloßparks stehen. „Irgendwo, wo nicht so viel Verkehr ist, aber nicht so weit weg von der Innenstadt“, so ihre Idee. Sobald der Zaun in Bad Säckingen steht, soll ein solcher auch wieder in Waldshut entstehen.

Die Hürden: Zerstörungswut und Diebe
Steuck weiß, dass der Gabenzaun in Lörrach rege genutzt werde. Und auch, dass in Waldshut im Frühar bereit ein solcher Zaun aufgebaut wurde, dieser jedoch nach wenigen Tagen zerstört wurde. So müsse sie in Bad Säckingen dann regelmäßig nach dem Zaun schauen und sich um alles kümmern. Ein Problem sei bei anderen Zäunen auch, dass sich viele Menschen die Lebensmittel und Kleidungsstücke vom Zaun wegnähmen, die dies jedoch gar nicht nötig hätten, erzählt Steuck. „Ich kann das nicht verhindern, aber ich hoffe natürlich auf den Verstand der Menschen und, dass alles bei den Richtigen landet“, sagt sie.
Warme Getränke und Kleidung gegen die Kälte
Die 32-Jährige war eigentlich in der Pflege tätig, darf aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr arbeiten. Sie wolle gebraucht werden. „Ich brauche gute Taten, um mich gut zu fühlen“, sagt sie. Und so ist der Gabenzaun nicht das Einzige, was bei der Helferin mit Herz gerade auf der Tagesordnung steht. Aktuell versuche sie und ihre Frau Obdachlosen über die kalte Jahreszeit regelmäßig mit warmen Getränken und Kleidung zu versorgen. Immerhin sei ja auch in den Wärmestuben aktuell nur ein eingeschränkter Betrieb möglich – Corona erschwere die Situation der Menschen auf der Straße.
Und mit dem Winter kommt die Kälte. Auch die Notunterkünfte könnten die Obdachlosen mit ihren Hunden nicht beziehen. Nun möchte Steuck außerdem Grußkarten zu Weihnachten mit guten Wünschen sowie kleine Geschenke einsammeln und dann ausgestattet mit Mundschutz und Handschuhen direkt an die Obdachlosen verteilen.
Mit den Menschen auf Augenhöhe
Schon letztes Jahr habe Steuck Weihnachtstüten mit Süßigkeiten und Pflegeprodukten verteilt. Doch es sind auch die vielen kleinen Gesten, die zählen. So schenkte sie einem Obdachlosen in Bad Säckingen einen Kaffee und einem anderen nach dem Einkaufen ihre Pfandmarke. „Das ist doch nicht schwierig“, sagt sie. Sie sieht das alles als eine Selbstverständlichkeit an. Sie wolle den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Und sie ist schockiert darüber, wie andere Menschen teilweise die Obdachlosen behandeln. „Viele gehen mit einem Tunnelblick durch die Straßen und sagen die Obdachlosen seien selbst schuld an ihrer Situation, aber das stimmt nicht“, sagt Steuck. „Ich schäme mich wirklich teilweise dafür, wie die Menschen auf der Straße behandelt werden“, sagt sie. Dabei hätten sie gerade diejenigen, die wenig hätten, als sehr herzlich, freundlich und zuvorkommend erlebt.