Es war bezeichnend, für die gegenwärtige Situation der Aqualon-Therme in Bad Säckingen: Nachdem im Gemeinderat vier Szenarien für eine mögliche Zukunft der Therme vorgetragen worden waren, erteilte Bürgermeister Alexander Guhl dem Geschäftsführer des Bades Franc Morshuis das Wort – lapidar teilte dieser dem Gremium jedoch mit, dass er keine Stellungnahme abgeben wolle und verließ wortlos den Sitzungssaal. Der Eigentümer des Bades, die Schweizer Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden, prüft die Aufgabe des deutschen Standortes.

Paul Oppermann, Geschäftsführer der Beratungsfirma Profund Consult aus Hamburg, präsentierte dem Gemeinderat eine von der Stadt beauftragte Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Heilbades, welches für die Kurstadt Bad Säckingen von elementarer Wichtigkeit ist.

Profund Consult-Geschäftsführer Paul Oppermann stellte die Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Aqualon-Therme im Bad Säckinger ...
Profund Consult-Geschäftsführer Paul Oppermann stellte die Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Aqualon-Therme im Bad Säckinger Gemeinderat vor. | Bild: Alexander Jaser

Zur Studie selbst schickte Bürgermeister Alexander Guhl erläuternd voraus: „Das Aqualon macht sich Gedanken um die Zukunft, es geht nicht darum, dass es in einem oder zwei Tagen geschlossen wird. Bei dem Bericht geht es um die wirtschaftliche Bedeutung des Aqualon für den Wirtschaftsstandort Bad Säckingen.“

Zu einem Kurort gehört eine Therme – sagt der Gutachter

Schon zu Beginn seiner Ausführungen stellte Oppermann die Bedeutung des Thermalbades für die Bäderstadt unmissverständlich klar: „Es bekommt keinem Kurort gut, wenn er keine Therme mehr hat. Das ist die Wahrheit, die man akzeptieren muss“, so Oppermann, und weiter: „Die Zahl der Besucher steigt gegenwärtig zwar noch leicht, doch wir gehen davon aus, dass sie sinken wird, wenn keine Sanierungen vorgenommen werden.“

Eine Schließung würde die Kurstadt hart treffen

Die wirtschaftlichen Folgen eines Verlustes der Therme stellte er in seinen Ausführungen den Gemeinderäten klar vor Augen: „Durch die Schließung des Aqualon würde Bad Säckingen nach unseren Berechnungen etwa 20.000 Übernachtungen pro Jahr verlieren. An Umsätzen würde die Stadt insgesamt 9,1 Millionen Euro netto pro Jahr einbüßen, zudem wären 67 Arbeitsplätze verloren.“ Hinzu käme durch den Rückgang an Steuern und weitere Rückgänge wie bei Kurabgaben oder Parkgebühren ein fiskalischer Verlust für die Stadt in der Höhe von rund 660.000 Euro. Über den Verlust an Kur- und Rehagästen hinaus sei mit der Schließung des Aqualon zudem ein erheblicher Imageverlust für die Stadt verbunden, deren Wohn- und Freizeitwert auch deutlich abnähme. Zudem verlöre der Wirtschaftsstandort Bad Säckingen bei diesem Worst-Case-Szenario erheblich an Attraktivität.

Eine Übernahme des Aqualon durch die Stadt ist wohl kaum zu finanzieren

Bei einem Weiterbetrieb des Aqualon in seiner jetzigen Form durch die Stadt rechnet Oppermann mit Sanierungskosten von rund neun Millionen Euro und veranschlagt für den städtischen Haushalt jährliche Zuschüsse für das Bad in der Höhe von 750.000 bis 920.000 Euro – ein Betrag der deutlich über den bisherigen städtischen Zuschüssen in der Höhe von 600.000 Euro liegt.

Für den Fall eines Weiterbetriebes des Bades in Verbindung mit einem gleichzeitigen Rückbau des Obergeschosses rechnet der Experte ebenfalls mit einem Sanierungsaufwand in der Höhe von rund neun Millionen Euro. Darüber hinaus hält er in diesem Falle für die Stadt einen jährlichen Zuschussbedarf von 550.000 bis 700.000 Euro für realistisch – ein Betrag, der sich der bereits bisher jährlich geleisteten finanziellen Unterstützung durch die Stadt annähere. Voraussetzung für diese Annahmen sei allerdings, dass der Rückbau des Obergeschosses der Therme durch städtebauliche Förderungsmaßnahmen finanziert werden könne.

Klein aber fein? Der Neubau einer Therme würde keine Kosten sparen

Den Neubau einer kleineren Therme, wie etwa vor Jahren in Menzenschwand geschehen, verband Oppermann mit deutlichen Fragezeichen. Hier sei mit einem Investitionsbedarf von mindestens zehn Millionen Euro netto zu kalkulieren.

Da bei diesem Szenario von einem operativen Defizit von jährlich etwa 300.000 Euro und einem zusätzlichen Finanzierungsaufwand von 650.000 Euro pro Jahr für die Stadt auszugehen sei, müssten die notwendigen städtischen Zuschüsse für eine neu errichtete kleinere Therme also auf 950.000 Euro beziffert werden. Von zentraler Bedeutung für den Sachverständigen war hierbei die Feststellung, dass der Neubau einer kleineren Therme im Vergleich zur Weiterführung des bestehenden Bades für die Stadt mit keiner Kostenersparnis verbunden sei.

Auch in Zukunft soll das Thermalbad Aqualon für seine Gäste ein Ort der Erholung sein.
Auch in Zukunft soll das Thermalbad Aqualon für seine Gäste ein Ort der Erholung sein. | Bild: Alexander Jaser

Für Bürgermeister Guhl steht der außerordentlich hohe Wirtschaftsfaktor des Aqualon für die Stadt außer Frage, auch für das Reha-Klinikum sei die Existenz des Bades sehr wichtig. „Aber wenn wir im Aqualon einsteigen, bedeutet dies ein hohes wirtschaftliches Risiko. Der nächste Schritt muss nun sein, den technischen Investitionsstau festzustellen“, erklärte er vor dem Gemeinderat. Von Seiten der Verwaltung werde nach der Vorlage des endgültigen Gutachtens an den Gemeinderat zu einem runden Tisch aller Beteiligten eingeladen, „denn die Zukunft des Aqualon ist für uns alle eine wichtige Entscheidung.

Ein neuer Eigentümer ist wohl kaum zu finden

Für Guhl selbst kam die Ankündigung der Stiftung Zurzach, sich als Eigentümer der Aqualon-Therme zurückzuziehen, nicht überraschend, sei er doch schon „vor geraumer Zeit darüber informiert worden. Dabei wurde auch angesprochen, ob die Stadt Interesse daran hätte, zukünftig das Aqualon zu betreiben. Auch eine Übertragung oder ein Verkauf an einen Dritten ist natürlich denkbar“, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER. „Die Stadt würde es natürlich bevorzugen, wenn der jetzige Eigentümer die Therme weiter betreibt. Diese Entscheidung hat die Stadt aber nicht zu treffen.“ Allerdings schließe er sich der im Gemeinderat vorgestellten Studie an, die eine Übernahme des Bades durch einen neuen Eigentümer für schwierig hält – „entsprechende Anfragen unsererseits haben diesbezüglich keinen Erfolg gezeigt.“ Da das Heilbad ein „wichtiger Partner für die Gesundheitsstadt Bad Säckingen und die gesamte Region sei, habe sich auch das Land Baden-Württemberg mit der aktuellen Lage befasst und versucht der Stadt entsprechende Hilfe zukommen zu lassen“, ergänzt Guhl. Den Verkauf oder die Übertragung des Bades an einen externen Investor hält auch Gutachter Oppermann für unrealistisch, die Fortführung des Geschäftsbetriebes in städtischer Eigenregie bezeichnet er als „Notlösung.“ Für realistisch hält er hingegen das Modell einer Betriebsführung durch eine kommunale Gesellschaft wie die Stadtwerke Bad Säckingen oder in Verbindung mit einem privaten Partner.

Das könnte Sie auch interessieren

Festzuhalten sei in jedem Falle, so Guhl, dass Bad Säckingen im Falle einer Schließung der Therme nicht seinen Status als Badstadt verlöre, „aber es ist natürlich so, dass eine Badstadt auch über eine Therme verfügen sollte.“